Kissin’ Dynamite
Addicted to Metal
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Der Metalnachwuchs ist nicht nur jung, sondern schmiedet auch heißen Stahl. So suggeriert es das Cover des bereits zweiten Kissin' Dynamite-Albums und es verspricht auch nicht zuviel. Wer die fünf Jünglinge aufgrund ihrer Optik schon beim letzten Anlauf für die Metalversion von Tokio Hotel hielt, sollte spätestens jetzt seine Ohrmuscheln aufsperren. Denn was die Band hier bietet hat absolut Hand und Fuß und klingt so gar nicht nach Schülerband, sondern fast schon wie alte Hasen, wenn man mal von den etwas pubertären Texten absieht. Diese lassen stellenweise glatt Manowar und Hammerfall alt aussehen. Aber das kann man den Jungs nicht wirklich zum Vorwurf machen. Denn wer würde ihnen schon den übertrieben alterswaisen Heranwachsenden abnehmen?
Dafür gibt es die zwölfmal die volle Ladung klassischen Metalsound mit Hardrockschlagseite. Härtetechnisch hat man sogar noch eine Schippe draufgelegt. Ihre Vorbilder hat die Band sicherlich im Plattenschrank der Eltern entdeckt, in dem ganz viele Platten der 80er Jahre ihre Heimat haben. Schön ist dabei, wie Kissin' Dynamite unbeschwert mit den verschiedenen Stilschattierungen umgehen. Egal ob Hardrock der Hannoveraner Schule („Run for your life“), powermetallische Sounds Richtung Gamma Ray („Hysteria“, „We want more“), halbballadesken Bombast („In the name of the Iron Fist“), maidenartige Gitarren und europäische Schunkelrefrains („All against all“), eine verrocktere Version eines alten Damn Yankees-Titel („High enough“) oder auch mal eine Powerballade („Why can't you hear me“) - warum sich nur auf eines versteifen, wenn man doch alles haben kann?
Dazu gibt es noch eine Portion stilgerechten Pathos, von dem das Album eingerahmt wird. Denn während Addicted to Metal mit den Ambossschlägen des Titeltracks beginnt, endet es mit einer weiteren Accept-meets-Hammerfall-Genrehymne, welche das Schwermetall hochleben lässt („Metal nation“). Gereckte Fäuste und sattes Mitbrüllen sind damit garantiert. Denn live geht sowas immer, was Kissin' Dynamite spätestens auf dem letztjährigen Bang-Your-Head-Festival bewiesen, wo sie mit ihrem spaßigen und erfrischenden Auftritt zu den absoluten Überraschungssiegern gehörten.
Kein Wunder, dass sogar Urgestein Udo Dirkschneider (U.D.O., ex-Accept) sich vom „Steel of Swabia“ mitreißen ließ und auf dem ersten Titel gleich selbst eine Strophe mitträllert und auch sonst nur lobende Worte für die fünf jungen Herren übrig hat. Denn wer weiß, vielleicht gehören Kissin' Dynamite mit Majorvertrag im Rücken in ein paar Jahren selbst zu den Metalstars. Mit genügend Durchhaltevermögen wäre es ihnen schon zuzutrauen. Aber solange kann man erst einmal mit Addicted to Metal Spaß haben. Lässiges Ding, bei dem nicht nur die Songs passen, sondern auch spielerisch alles im grünen Bereich ist (nette Soli hin und wieder) und die Band mit Johannes Braun einen Typen mit einer feinen Stimme in ihren Reihen hat.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Addicted to Metal (3:35) |
2 |
Run for you life (3:50) |
3 |
Supersonic killer (4:19) |
4 |
High enough (4:32) |
5 |
Love me hate me (3:44) |
6 |
Hysteria (4:35) |
7 |
All against all (4:13) |
8 |
In the name of the Iron Fist (5:00) |
9 |
Assassins of love (3:55) |
10 |
Why can’t you hear me (3:51) |
11 |
We want more (4:42) |
12 |
Metal nation (4:26) |
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Besetzung |
Johannes Braun (Vocals)
Andre Braun (Guitar)
Jim Müller (Guitar)
Steffen Haile (Bass)
Andreas Schnitzer (Drums)
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