Desmazures, Ch. (Espasa)
Pieces de Simphonie – Suiten I & III
VERSTECKT
Im Gewimmel der zahllosen Neuerscheinungen weltweit gehen uns naturgemäß vor allem oft Produktionen „durch die Lappen“, die von kleinen ausländischen Labeln ohne deutschen Vertrieb stammen. Beinahe wäre auch diese Rarität einem solchen Mechanismus nationaler Ignoranz zum Opfer gefallen – hätte man nicht unmittelbar aus Spanien ein Rezensionsexemplar auf die Reise geschickt.
Das auf historischen Instrumenten musizierende Ensemble Vespres d´Arnadi, das sich aus Barockexperten vieler anderer bekannter Orchester zusammensetzt, präsentiert hier mit erfreulicher Frische und Unbekümmertheit, aber zugleich mit großem idiomatischem Gespür zwei Suiten aus der Feder von Charles Desmazures (1670-1736). Seine Sammlung der „Pieces de Simphonie“ publizierte er 1702, nachdem seine Musik – so lassen es die Quellen vermuten – an höchster Stelle Gefallen gefunden hatte: Prinzessin Gabriela von Savoyen, zukünftige Königin von Spanien, hatte auf der Reise nach Barcelona in Marseille Station gemacht und dabei die Musik des dortigen Domorganisten Desmazures genießen dürfen.
Seine Suiten sind, obschon Südfrankreich im zentralistisch orientierten Frankreich musikalisch und politisch als tiefste Provinz gelten musste, alles andere als provinziell, sondern ganz auf der Höhe der Zeit und ihrer Mode. Das große Vorbild Lully ist dabei noch unverkennbar. Die einzelnen Sätze der Suiten sind recht kurz gehalten, weisen aber manch charmanten, oft musikantischen Einfall, eine abwechslungsreiche (dabei etwas flötendominierte) Instrumentierung und nicht zuletzt eine rhythmische Prägnanz auf, die leicht vorstellbar macht, dass zu dieser Musik tatsächlich noch höfischer Tanz gepflegt wurde. Die Suite war also noch kein autonomes musikalisches Kunstwerk. Mit gewissen Ausnahmen: Besonderen Reiz beziehen die Werke aus den gründlicher ausgearbeiteten Einlagen, die Desmazures als Simphonie grave tituliert und ihnen charakterisierende Bezeichnungen beigibt (bspw. Mes inclinations, La dolente), die ihren Ausdruck in der Musik vortrefflich wiederfinden.
Neben den bekannteren Tanzformen (unter denen nur die Allemande fehlt) finden sich in den Satzfolgen auch weniger vertraute, wie die Matelotte und die Canarie.
So wird man hier knapp eine Stunde lang delikat unterhalten und mag sich wünschen, dass die – klangtechnisch übrigens sehr plastisch und gut gelungene - Produktion auch international die gebührende Aufmerksamkeit erfährt.
Die deutschen Fans der Barockmusik können die CD, solange das Label noch keinen Vertrieb hierzulande hat, unter folgendem Link bestellen: Diverdi (spanischer Musikversand m. englischer Homepage).
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Suite I e-moll
1 Ouverture 02:46
2 Menuet I & II 02:28
3 Simphonie grave 02:20
4 Sarabande 01:18
5 Gigue 01:01
6 Simphonie garve 03:45
7 Rigaudon 01:04
8 Marche spagnole 01:57
9 Gavotte en rondeau 01:23
10 Loure 02:23
11 Chaconne 02:56
Suite III C-Dur
12 Ouverture 03:56
13 Menuet 01:15
14 Entrée grave 01:27
15 Sarabande grave 01:13
16 Marche en rondeau gay 02:13
17 Simphonie grave 04:30
18 Menuet I & II 02:14
19 Gavotte 01:00
20 Sarabande grave 02:03
21 Matelotte 01:03
22 Rigaudon I & I 02:01
23 Courante 01:18
24 Canarie I & II 01:10
25 Les reveries 05:24
26 Loure 01:21
27 Chaconne 04:15 |
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Besetzung |
Vespres d´Arnadi
Dani Espasa: Cembalo & Leitung
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