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DAVE MATTHEWS BAND - Musikalische Magie eines seltenen Gasts in München
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Dass man das noch erleben darf - der US-Superstar Dave Matthews kommt samt Band nach gefühlten 36 Jahren wieder in unsere Breitengrade und gibt in good ol’ Germany wieder einige Konzerte! (Und jetzt wird es persönlich:) Kaum war dies im letzten Herbst bekannt geworden, war der Rezensent sicherlich einer der ersten, welcher sich Karten für den Auftritt im Münchener Zenith gesichert hat. Die Anspannung und die Vorfreude darüber, die Jamrock-Könige mal in voller Pracht live zu sehen war allerdings nicht nur hier groß, sondern den vor der Halle anstehenden Leuten an diesem Winterabend durchaus anzumerken. Der Einlass lief sehr entspannt und zudem auch flott. Personenkontrollen wurden nur stichprobenartig durchgeführt. Vor bösen Privatfotografen und Bootleggern muss man die Dave Matthews Band nicht beschützen. Konzerte aufzunehmen und untereinander zu tauschen ist hier nämlich ausdrücklich erlaubt!
Punkt sieben Uhr ging es auch schon in der ziemlich gut gefüllten Halle los. Zu Beginn waren aber erst einmal ALBERTA CROSS um den schlaksigen Sänger/Gitarristen Ericson Stakee an der Reihe, um die Leute ein wenig aufzuwärmen. Und der Fünfer wurde recht wohlwollend aufgenommen, auch wenn die Songs irgendwo in der Schnittmenge aus Folk Rock und jeder Menge Indiecharme nicht direkt zünden wollten. Aber schlecht war das Ganze keineswegs und hatte ausgerechnet mit einer gospelartigen Nummer seine größten Momente.
Das war allerdings recht schnell vergessen, als die DAVE MATTHEWS BAND nach der Umbaupause gemütlich auf die Bühne schlenderte und den Motor startete. Von der ersten Sekunde an schwebte eine derart entspannte und positive Atmosphäre über das Publikum, wie man sie nicht so oft zu spüren bekommt und man verstand recht schnell, warum die Gruppe in ihrer Heimat so beliebt ist. Das hat sicherlich nicht nur mit ihren Platten zu tun. Denn dort finden sich nicht nur einfache Radio-Pop/Rocksongs, sondern sehr oft ziemlich komplexe und schubladenfreie Lieder, die ihre Wurzeln nicht nur im Singer/Songwriter- und Rockbereich haben, sondern auch Black Music (sprich Funk, Soul und Jazz) und Prog atmen. So richtig zum Leben erwacht der leidenschaftliche DMB-Sound erst live und in diesem Bereich sind die Amis fast unschlagbar. Denn es werden nicht einfach nur die Albumversionen simpel herunter gespult, sondern es wird kräftig improvisiert und mit den Songs gespielt. Und das, ohne dass es zu einer Sekunde langweilig wird.
So auch an diesem Abend, der mit dem verspielten „Rapunzel“, bei dem man sich noch etwas warmzockte, begann. Man klang unerwartet rockig, was sich bereits auf dem aktuellen und großartigen Album Big Whiskey and the Groogrux King angedeutet hat. Daran hat sicherlich auch Dave Matthews-Intimus Tim Reynolds „Schuld“, der die Band mittlerweile an der E-Gitarre begleitet und damit Keyboarder Butch Taylor abwechselt. Weiter jetzt mit dabei: der schon länger an der Trompete aufspielende und sehr massige Rashawn Ross, sowie Saxophonist Jeff Coffin, welcher die schwere Aufgabe hat, den verstorbenen LeRoi Moore zu ersetzen. Aber dieser wäre sicherlich stolz auf Jeff gewesen. Denn er fügt sich wunderbar in die Gruppe ein und legte zahlreiche leidenschaftliche Soli an den Tag. Überhaupt erstaunt es, wie traumwandlerisch diese Besetzung zusammenspielt und groovt. Als würden sie schon jahrelang nichts anderes machen.
Nach dem noch etwas schweren Beginn ließ die Dave Matthews Band mit „Funny the way it is“ erst einmal eine schöne Popnummer von der letzten CD folgen, die im weiteren Verlauf fast in ihrer Gänze vorgestellt wurde. Nach dem unglaublich dynamischen und eindringlichen „You might die trying“ waren das locker, rockige „Why I am“ und „Spaceman“, welches zu feinen Improvisationen einlud, erste Höhepunkte daraus. So richtig laut applaudiert wurde als die ersten Akkorde der wunderbaren Ballade „Crash into me“ ertönten. Schön wie dieser Song auch nach all den Jahren eine Gänsehaut hervorruft. Das darauf folgende und sehr gefühlvolle „Lying in the hands of god“ stand dem aber in nichts nach. Gerade das zarte Saxophon (inklusive ausgedehntem Solo) jagte einem Schauer über den Rücken. Hätte man danach mit der Talking Heads-Coverversion „Burning down the house“ nicht ordentlich die Hütte gerockt, wäre man sicherlich komplett abgedriftet. Weiter erwähnenswert war das ausgedehnte „Crush“, bei dem zuerst der hünenhafte Geiger Boyd Tinsley seinen großen Auftritt hatte, bevor Tim und Jeff an E-Gitarre und Saxophon ein euphorisches Jam-Zwiegespräch führten. Hier wieder schön zu sehen, dass sich der sympathische Bandleader Dave Matthews nie in den Vordergrund stellt und liebend gerne seinen Mitmusikern das Feld überlässt.
Mit dem absolut intensiven Klassiker „Don't drink the water“ war erst mal kurzzeitig Schluss. Aber das könnte es doch nicht schon gewesen sein, oder? War es auch nicht! Zuerst trat der Bandchef solo auf die Bühne und spielte das schöne „Baby blue“ (das allerdings von unnötigem Publikumsklatschen begleitet wurde). Anschließend folgte der absolute Höhepunkt „Two step“. Unglaublich wie viel Drive dieses Stück live besitzt - erst recht mit einem Drumdynamo wie Carter Beauford hinter den Kesseln. Bei vielen Schlagzeugern ist ein Solo ein Grund zum Einschlafen. Nicht so hier. Es ist eine richtige Freude den dauerkaugummikauenden und -grinsenden Drummer bei der Arbeit zuzusehen. Am Ende legt er noch einmal richtig los und sorgt (mit Schalk im Nacken) zusammen mit seinen Bandkumpels für ein atemlos machendes Finale. Eigentlich hätte hier auch Schluss sein müssen. Aber das Münchener Publikum bekam nicht genug und forderte lauthals eine weitere Zugabe. In Form von DMBs „All along the watchtower“-Version gab's auch noch etwas.
Nachdem sich die Musiker nach knapp zweieinhalb Stunden endgültig verabschiedet hatten und Drumsticks dutzenderweise ins Publikum geworfen wurden, durfte man sich sicher sein, ein überragendes Ereignis miterlebt zu haben. Und das lag nicht nur an der tollen Musik an sich, sondern vor allem an den großartigen Musikern, die nicht nur eine überragende spielerische Leistung an den Tag legten, sondern auch natürlich, sympathisch und bodenständig rüberkommen und sich damit auf Augenhöhe mit ihrem Publikum begeben. Die Dave Matthews Band ist auch in dieser Besetzung eine absolute musikalische Ausnahmeerscheinung. Hoffentlich haben sie Blut geleckt und beehren uns bald wieder!
Setlist:
Rapunzel
Funny The Way It Is
You Might Die Trying
Seven
Why I Am
Squirm
Spaceman
Crash Into Me
Lying In The Hands Of God
Burning Down The House
You And Me
Crush
Alligator Pie
Shake Me Like A Monkey
Don't Drink The Water
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Baby Blue
Two Step
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All Along The Watchtower
Mario Karl
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