Snowy White and The White Flames
The Way It is...
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Es gibt Leute, die sich an Thin Lizzy erinnern, vermutlich nicht zu unrecht. Schon mit einer A***backe auf dem Totenbett, rief die Band 1979 das ehemalige Bandmitglied Gary Moore herbei, verlor es schnell wieder, beauftragte schließlich den talentierten britischen Sessionmusiker (tourte u.a. mit Pink Floyd, als die auch schon nur mehr halb wahr waren, spielte für Peter Green) Snowy White mit der Klampfenarbeit für das Album Chinatown und schließlich als fulltime Bandmitglied bis zum nahen Ende von Thin Lizzy. Wenn man nicht genau hinsieht, schaut's also ziemlich toll aus in Mr. White's Lebenslauf.
Schon bald nahm Snowy White auch Soloalben auf, hatte in den 80ern auch einen kleinkalibrigen Hit mit "Bird of Paradise".
The Way it is... ist sein neuestes Machwerk, und schon der erste Titel "No Stranger to the Blues" redet nicht um den heißen Brei von Snowys Vorlieben herum. Blues, allenfalls Bluesrock, meistens die angenehme, nur der Tradition wegen leicht melancholische Art desselben, ohne Schmerz, ohne Pein, ohne richtige Anteilnahme.
Es ist schwer, einen Ansatzpunkt zu finden, sowas zu beurteilen. Der einzige Track, der musikalisch etwas von "ausgetretenen Pfaden" (in Ermangelung eines besseren Wortes für eine leblose Sandwüste) operiert, ist das zweiteilige (Snowy selbst dürfte was geahnt haben) "Angel Inside You" in der Mitte der Platte. Das heißt selbstverständlich noch lange nicht, dass der Song nicht ganz eigentlich schwach ist, wenngleich das Saxophon von Ray Carles die Klangpalette erfreulich erweitert. Die Gitarre, soviel sei gesagt, hat schon was. Zumindest routiniert ist Snowy White, bringt auch hie und da wirklich tolle Soli zustande, aber was soll's, wenn's am Material krankt.
Die gröberen Fehler hier kurz dargelegt: 1. Die Platte ist zu lang (wie so viele Platten, fast alle Platten). Wenn man sich auf die besseren Tracks konzentriert hätte und die unter Punkt 3,4 besprochenen ausgelassen hätte, wäre mehr Kurzweiligkeit drin gewesen. Mehr Soli und weniger Klischeetexte, mehr Bluesimprovisation als Songwriting hätten dem Album gutgetan. Was auch gleich zum nächsten Punkt führt. 2. Snowy scheint tatsächlich zu glauben, dass seine Stimme auch nur ansatzweise seinem Gitarrenspiel nahe kommt. Einzig auf "Angel Inside You" soliert er ausgiebig und durchaus inspiriert. Schade drum. 3. Ein Remake seines EINZIGEN Hits auf eine neue Platte zu geben wirft nicht gerade das beste Licht auf einen Musiker, und Snowy bräuchte super-trouper-spot-weise bestes Licht um heil davonzukommen. und schließlich 4. "Black Magic Woman" in 2005 in ein neues Album zu integrieren GEHT NICHT!!! Egal, wie wenig die Aufnahme mit Santanas 70er Gedudel zu tun hat, egal wie viel Vergangenheit man mit Peter Green (dem Autor der Nummer) gemeinsam hat.
Normalerweise beschäftigt mich bei Plattenkritiken früher oder später die Frage, für wen eine solche Platte gedacht ist, bzw., wenn wir davon ausgehen, dass der Künstler eine autonome künstlerische Entscheidung trifft, ein Album zu veröffentlichen, wer es tatsächlich hören wird. In diesem Fall gibt es dutzende, wenn nicht hunderte Alben in ein paar Jahrzehnten, die Bluesrock besser und mit mehr Freude vermitteln, nicht relativ gesichtslos über 12 "Songs" dahinlaufen. Leider gelingt es selbst einem Großmeister des White Blues und einer absoluten musikalischen Legende nicht immer, ihr Niveau zu halten und am laufenden Band spannende und überwältigende musikalische Statements zu veröffentlichen.
PS: In dem Text, der als "Das Dilemma des Schneeigen Wittchens" selbst aus dem Anhang meiner Rezensionsanthologie verbannt würde, falls man sie druckte, ist ein Partikel Ironie versteckt (Hinweis: ziemlich am Schluss). Finderlohn gibts keinen.
Daniel Syrovy
Trackliste |
1 | No Stranger To The Blues |
2 | Bird of Paradise |
3 | Black Magic Woman |
4 | What I'm Searching For |
5 | Angel Inside You (Pt1) |
6 | Angel Inside You (Pt2) |
7 | Falling |
8 | The Way It Is |
9 | A Piece Of Your Love |
10 | This Time Of My Life |
11 | Easy |
12 | Sweet Bluesmaker |
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