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40 Engel - Scala & Kolacny Brothers in Berlin



Info
Künstler: Scala & Kolacny Brothers

Zeit: 09.02.2005

Ort: Berlin, Columbiahalle

Internet:
http://www.scalachor.de

Die Columbiahalle hat schon viel gesehen, bietet sie doch zahlreichen Menschen Platz und vielen Künstlern die Möglichkeit, in keiner allzu großen Halle mit "konzertigem" Ambiente für gute Stimmung zu sorgen – und obwohl es meist relativ laut dort zugeht, verirrt sich auch schon mal ein Sasha dorthin.

Aber die Klänge, die am Mittwoch, den 9.2. durch die Hallen schwebten, gehören wohl eher zu den Selteneren (auch wenn das Konzert ein Zusatzkonzert zu dem schon am gleichen Ort gegebenen Konzert einen Tag vor Silvester war).

Engelsgleich erklangen nämlich die Stimmen von Scala, einem zwischen 40 und 60 personenstarken Mädchenchor aus Belgien. Die jungen Mädchen, denen diese Stimmen gehören, sind alle zwischen ca. 13 und 17 Jahre alt und unterstehen der Leitung von Steven und Stijn Kolacny.

Der Chor wurde 1996 gegründet und befasst sich seit 2002 damit, Songs aus dem Rock und Popbereich entsprechend zu interpretieren. Dabei werden die Stücke meist nur am Klavier begleitet.
Die von Scala performten Songs sind alles in allem eher schwermütig bis melancholisch, wie bspw. "Creep" von Radiohead, "With or without you" von U2 oder "Under The Bridge" von den Red Hot Chili Peppers.
Hier bei uns wurden Scala im letzten halben Jahr bekannt, weil sie mit "Engel" einen Rammsteinsong coverten und zuletzt mit "Schrei nach Liebe" von Die Ärzte in den Charts vertreten waren.

Soweit das Vorspiel, nun zum Hauptact.

Besonders eindrücklich beim Konzert war das Charisma von Stijn Kolacny, der das Dirigieren übernahm, während sein Bruder Steven am Klavier saß. Es bleibt der Eindruck, dass Stijn alle Songs fühlt und nicht nur mitgeht sondern fast in ihnen aufgeht, was sich direkt auch auf die Mädchen überträgt, die mit wirklich großartigem Stimmvolumen begeistern können.

Scala wurden bei diesem Konzert nicht allein von Steve am Klavier begleitet, sondern sie erhielten zusätzliche Unterstützung durch ein Streichquartett, welches seine großartigen Fähigkeiten bei der Interpretation von Queen ("Bohemian Rhapsody"), dem einzigen Instrumentalstück bei diesem Chorkonzert nachhaltig unter Beweis stellten und es gab auch eine Band, die ab und an den Chor bei seinem Tun begleitete.
(Die Band hatte auch einen Sänger, der selbst ein Solostück zum Konzert beitrug, jedoch kam er weder stimmlichen an die Mädchen heran, noch passte der Song vom Stil her in das sehr stimmige übrige Programm.)

Dass Scala aber nicht nur traurig-melancholische Musik machen können, haben sie bspw. durch ihre Interpretation von "Clandestino" von Manu Chao unter Beweis gestellt – zum Ende des Auftrittes wurden die Stücke gesamt immer beschwingter, was schlussendlich im "Wahlkampf" der Toten Hosen endete.

Von eben diesen brachten Scala auch ihr neu interpretiert und gelerntes "Hier kommt Alex" zum Besten, was ebenfalls für eine immer besser werdende Stimmung seitens des Publikums sorgte, und dass "Schrei nach Liebe" von Die Ärzte in Berlin für Begeisterung sorgte, ist ja nicht weiter verwunderlich.

So wurde die Stimmung mit Voranschreiten des Konzertes immer besser, man hatte so ein wenig den Eindruck, das Publikum brauchte etwas Zeit, um warm zu werden, was vielleicht daran lag, dass der Großteil der Stücke doch eher melancholisch war, ganz sicher aber auch daran, dass eine ganze Anzahl von Stühlen in der Mitte der Halle aufgestellt waren (auch das sieht die Columbiahalle selten) – diese hätte man gut weglassen können – man wäre näher und enger an der Bühne gewesen und die schlussendlich gute Stimmung wäre wahrscheinlich auch schon früher aufgekommen.

Am Ende feierte das Publikum jedoch Scala und die Mädchen des Chores das Publikum, so dass einen fast das Gefühl beschlich, die Äußerung, dass die Konzerte hier in Berlin bisher zu den Highlights ihrer Touren gehörten, wirklich ernst gemeint sei.

Insgesamt sangen Scala gut neunzig Minuten (sie kamen zweimal auf Bitten des Auditoriums zurück auf die Bühne), was aber, glaubt man Kennern der Klassikszene, für einen Chor, der permanent gefordert wird (also anders als bei Oratorien), eine beachtliche und kaum zu überbietende Leistung, weil erhebliche Belastung für die Stimme, darstellt.

Begeistert hat zudem die Freude, die den Mädchen in den Gesichtern zu stehen schien – es drängte sich das Gefühl auf, von ihnen permanent angestrahlt zu werden – und hier tun gesungene Passagen wie "can’t get you out of my head" ihr Übriges, um den Abend in bester Erinnerung zu halten.

Von der technischen Seite her war die Anlage sehr gut ausgesteuert, da alle Stimmen unglaublich klar waren und auch was die üblichen Spielerein mit Beleuchtung und Projektionen angeht, brauchen Scala sich nicht zu verstecken.

Wer weiblicher Chormusik nicht abgeneigt ist und an interessant arrangierter, aber ebenfalls sehr guter Rockmusik interessiert ist, sollte Scala nicht verpassen. Glaubt man ihrer Website, treten sie im Mai sowohl in Stuttgart als auch in Kiel auf.


Johannes Beykirch



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