Musik an sich


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BAP

Sonx


Info
Musikrichtung: Deutsch-Rock

VÖ: 01.03.2004

(Capitol / EMI)

Gesamtspielzeit: 62:16

Internet:

www.bap.de


Ich geb’s ja zu: Bei jeder neuen BAP-CD hoffe ich darauf, dass von drusse was Affjetautes für uzzeschnigge no drinne küüt. Aber das ist verdamp lang her. Und es sollte mittlerweile jeder begriffen haben, dass BAP mit Da Capo alles andere gemeint haben, als eine Wiederholung der Frühwerke. Versuchen wir also, uns von der Verhaftung an eine der wichtigsten Bands der eigenen musikalischen Sozialisation zu lösen und die neuen Sonx möglichst objektiv zu betrachten.

Leider überzeugen die auch dann kaum. Der Auftaktsong ist mit den wohl härtesten Gitarrenklängen in der Geschichte von BAP zwar eine - zumindest für mich - nicht unangenehme Überraschung, bleibt aber in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Insgesamt wirkt das ganze - um mit BAPs eigenen Worten zu sprechen - “Absolut ziellos“. Nur selten sind die Tracks atmosphärisch so stimmig wie die Ballade “Für Maria“. Fast schon peinlich ist die Tatsache, dass einer der ansprechendsten Titel der CD (“Ich wünsch mir, du wöhrs he“) ohne weiter aufzufallen auch auf einem Reinhard Mey-Album stehen könnte

Ich will hier gar nicht kritisieren, dass BAP ruhiger geworden sind, dass der Rock’n’Roll Vergangenheit ist, dass die Springsteen-Parallelen völlig hinter den Dylan-Anleihen zurücktreten müssen. Das ist eine Entscheidung, die man akzeptieren muss. Was mir fehlt sind kompositorische Einfälle, die die Texte tragen. Und die fehlen fast durchgehend. Niedecken hat sich hochkarätige Musiker an Bord geholt, die perfekt und oft druckvoll agieren. Das hilft aber nur wenig, wenn sich die Texte gekünstelt ins Ziel quälen müssen, weil ihnen die Unterstützung der Komposition fehlt.

Und leider läßt sich über die Texte wenig Besseres sagen. Ein derart anbiedernder, völlig unauthentisch wirkender „Fan-Schleim-Song“ wie “Jedenfalls vermess“ hätte es früher nie auf ein BAP-Album geschafft. Neben solchen peinlich und fast schon senil wirkenden Texten gibt es halbgare Kopien alter Stücke. (“Unger Krahnebäume“ ist ein Art “Diss Nacht da gilt ess“ für Arme.), Texte, die Erfahrungen aus zweiter Hand verarbeiten (“Ein für alle mohle“) und das Lecken alter Wunden (“Unger Linde enn Berlin“).
Positiv ragen dann erst die beiden Schlußlichter heraus, die sich ein wenig von der alten BAP-Authentizität erhalten haben und mit sensibler Beobachtungsgabe in das Seelenleben eines frisch Gekündigten und eines im Alltagstrott resignierten Journalisten hinein blicken.

Immerhin hat die Scheibe genug Potenzial für das Wagnis, von der Zukunft noch etwas zu erwarten. Niedeckens Selbstverurteilung in anderer Sache (“Et litt nit ahn dir... Ich benn dat Problem. ... Et ess vorbei.“) muss daher nicht gleich auf die Band übertragen werden.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Wie, wo und wann?5:04
2Jedenfalls vermess4:11
3Rövver noh Tanger4:46
4Für Maria4:37
5Ich wünsch mir, du wöhrs he3:43
6Wann immer du nit wiggerweiss4:28
7Et ess vorbei4:38
8Unger Krahnebäume4:12
9Jedanke em Treibsand4:07
10Ein für allemohle3:25
11Unger Linde enn Berlin5:01
12Absolut ziellos3:46
13Einfach ussortiert6:05
14Die Welt ess jrausam4:39
Besetzung

Werner Kopal (B, Voc)
Helmut Krumminga (Git, Voc)
Michael Nass (Key, Akkordeon, Voc)
Wolfgang Niedecken (Voc, Git)
Jürgen Zöller (Dr, Perc)


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