Musik an sich


Reviews
James Galway

Quiet on the Set


Info
Musikrichtung: Klassische Filmmusik

VÖ: 22.03.2004

(RCA Red Seal / BMG Ariola Classics)
Internet:

www.superflute.com


Unter den mehreren Dutzend CD Einspielungen, an denen Sir James Galway bislang beteiligt war, ist Quiet on the Set bereits die zweite, die sich explizit mit Filmmusik beschäftigt. Allerdings stehen dieses Mal aktuellere Werke im Mittelpunkt, will heißen, dass keiner der entsprechenden Filme älter als 20 Jahre ist. Dass die Zusammenstellung darüber hinaus eine sehr wilde Mischung ist beweist ein Blick auf die Trackliste: Der Pferdeflüsterer, Forrest Gump und Braveheart geben hier einander die Hand, mit der einzigen Gemeinsamkeit, dass sie allesamt ihrerzeit mit einem gelungenen Soundtrack aufwarten durften. Größtenteils international bekannte Filme und nur wenige, die zumindest hier in Deutschland keine allzu große Berühmtheit erlangt haben (Cinema Paradiso).

Nun mag man denken, dass Galway es sich reichlich leicht damit macht, wenn er längst etablierte Melodien in neuer klassischer Interpretation aufnimmt und so vom Erfolg anderer profitiert - aber die Frage ist, wie man es macht. Seine feinfühligen Flöteninterpretationen und die Arrangements der London Mozart Players lassen keinen Zweifel darüber entstehen, wie hoch die Anerkennung und Ehrerbietung des Iren gegenüber diesen (Pop-) Songs ist. Jedes Stück wurde ganz individuell neu bearbeitet und besitzt seinen eigenen Charme, der gelegentlich allerdings gefährlich nah am Rande des Kitsches angesiedelt ist - etwa in "Braveheart", das getragen, dramatisch und mit viel Streichern arrangiert wurde. Nicht unähnlich sieht es mit Phil Collins' Schmachtfetzen "You'll be in my Heart" aus, der inzwischen dank Radio, Soundtrack und Film leider reichlich abgenutzt ist. Hier glänzt er mit einer poppigen bis folkigen Interpretation und grenzt sich so etwas von den anderen Stücken ab - alleine schon durch den dezenten Einsatz von Schlagzeug, auf das ansonsten fast komplett verzichtet wurde. Lediglich "Forrest Gump" wird ein wenig vom Becken unterstützt, klingt ansonsten aber - verzeiht mir, Sir James - ein wenig nach China Restaurant.

Nicht allen Titeln hört man ihren Ursprung noch an. Einige, etwa "Cinema Paradiso" und "The Horse Whisperer", klingen in ihrem neuen Gewand so natürlich, als habe es sie nie in einem anderen gegeben. Dabei lässt nicht allein der Umstand, dass es sich hier um Querflöteneinspielungen, sondern auch und vor allem der, dass es sich bei dem eingespielten Material um Popsongs handelt, die meisten Stücke sehr seicht und auf eine gewisse Weise harmlos klingen.

Sehr angenehme und leichte Klassik also, die bei vielen Hörern mit der Zeit Abnutzungserscheinungen zeigen wird. Allerdings ist Quiet on the Set auch ein Album, an dem auch viele Laien Gefallen finden können und das außerdem dazu berechtigt, bei zukünftigen Kennenlern-Smalltalks sagen zu dürfen: "Ach übrigens, ich höre auch Klassik"...



Hendrik Stahl



Trackliste
1The Horse Whisperer (Thomas Newman)3:32
2Il Postino (Luis Bacalor)4:12
3Forrest Gump (Alan Silvestri)2:53
4Emma (Rachel Portman)5:04
5Far an Away (John Williams)2:50
6Nature Boy (aus "Moulin Rouge", Eden Abbez)3:56
7You'll be in my Heart (aus "Tarzan", Phil Collins)4:08
8Cinema Paradiso (Andrea Morricone)3:03
9Stalia, Stalia (aus "My Big Fat Greek Wedding", Traditional)3:37
10Braveheart (James Horner)4:14
11O mio babbino caro (aus "A Room with A View", Giacomo Puccini)3:55
12She (aus "Notting Hill", Charles Aznavour / Herbert Kretzmer)3:06
13Angel Band (aus "O Brother, Where Art Thou?", Traditional)5:17
Besetzung

James Galway - Flöte
Jeanne Galway - Flöte <3, 7, 9>

London Mozart Player, Thomas Kochan



  << 
Zurück zur Review-Übersicht
  >>