(11.03.2004, Colos-Saal Aschaffenburg)
Die Gemeinsamkeiten zwischen den Bands Axxis und Pink Cream 69 beschränken sich
nicht nur auf den ähnlichen Musikstil oder diverse
"Nachbarschaftshilfen" im Studio (PC 69-Basser Dennis Ward produzierte
die neue Axxis-Scheibe "Time Machine" und Kosta Zafiriou war für die
Drums bei ebenjenen Werk verantwortlich), denn schon zur Jahrtausendwende tourte
dieses Package äußerst erfolgreich durch Deutschlands Hallen und so war es
auch kein Wunder das sich diese Konstellation im Jahre 2004 wieder
zusammenschloss um die Herzen der hiesigen Melodicmetalfans mit ihrem Liedgut
ein wenig zu erwärmen.
Als Anheizer hatte man noch die Schweizer Hardrocker CRYSTAL BALL im Gepäck und
die Eidgenossen stürmten, sichtlich besser gelaunt als noch beim
problematischen Soundcheck zuvor, nach einem Jodel&Albhorn-Intro mit dem
Titeltrack ihres aktuellen Albums "Hellvetia" die Bühne. Leider
dauerte es ein wenig bis das Aschaffenburger Publikum Betriebstemperatur
erreichte, doch da überwiegend die etwas härteren Stücke aus dem Fundus des Fünfers
die ca. halbstündige Setlist bildeten und Frontmann Mark Sweeney durch diverese
Werbeslogans (Nichts ist unmöglich - Die Schweizer! ) für gute Laune sorgte,
wurde die Menge schnell auf die Seite der Helveten gezogen. Bei der Auswahl der
Songs wurde die neue etwas gediegenere Scheibe, mit nur drei von mir gezählten
Titeln, zwar relativ stiefmütterlich behandelt und auch auf die Megahymne
"Am I Free" mussten die Zuschauer verzichten, aber dies war nicht
weiter tragisch, da man diese Trümpfe sicherlich bei der (zum Redaktionsschluss
nicht offiziellen, aber sehr wahrscheinlichen) Double-Headliner Tour mit Jaded
Heart ausspielen wird. Ihre heutige Aufgabe hatten die Jungs aus dem Milkaland
auf jeden Fall mit Bravour erledigt und sich die Zugaberufe mehr als verdient,
auch wenn man dem johlenden Volk diesen Wunsch aus Zeitgründen leider nicht erfüllen
konnte.
Nun wurde es aber Zeit für den ersten Hauptact des heutigen Abends und nach
einer tourlosen Zeit in fast Guns N' Roses-Zeitdimensionen konnte man PINK CREAM
69 endlich wieder on Stage bewundern. Der Truppe machte es von Beginn an
sichtlich Spass wieder auf den Brettern die die Musikerwelt bedeuten zu agieren
und vor allem der neue Live-Gitarrist Uwe Reitenauer grinste den kompletten Gig
über, wohl vor Freude, dass er den etatmäßigen Giterrero Koffler unterstützen
durfte, wie ein zugekifftes Honigkuchenpferd. Ebenjener Herr Koffler machte glücklicherweise
gesundheitlich einen weitaus besseren Eindruck als z.B. auf dem letzten Bang
Your Head-Festival und es scheint, als ob der etatmässige PC69-Klampfer dank
einer veränderten Spieltechnik sein Handicap in Form einer durch mysteriösen
Krankheit lädierten Hand in den Griff bekommen hat und wieder auf der Bühne
Vollgas geben kann.
Songtechnisch ließen die Pinkies auch nichts anbrennen und feuerten neben ein
paar Tracks des neuen Albums, die sich hervorragend in die Setlist einfügten,
ein Best-Of-Programm mit einigen Besonderheiten in das Rund des Colos-Saal.
Diese kleinen Schmankerl bestanden aus live äußerst selten dargebotenen
Klassikern wie z.B. "Livin My Life For You" oder "One Step Into
Paradise", das zu einer Akkustiklagerfeuerballade umgemodelt wurde und von
seiner Machart sehr an die "Seas Of Madness"-Version erinnerte, die
auf der 2000er "Mixery"-E.P. zu finden war. Einfach klasse und ich
hoffe das man dieses Teil auch in naher Zukunft auf CD gebannt zu erwerben kann.
Ansonsten gab es Hits, Hits, Hits, einen glänzend aufgelegten David Readman,
der wie immer eine Austrahlung wie die (für den Strassenverkehr nicht
zugelassenen) 100 Watt-Birnen meines Autos gepachtet hatte, den Ruhepol der Band
namens David Ward, der durch seinen Backgroundgesang beeindruckte und ein aschaffenburger
Publikum, das zumindest in den ersten Reihen, völlig ausflippte.
Nach dem Zugabenblock, der mit "Shame" startete, wusste man anhand der
Zuschauerreaktionen schon jetzt das der Gewinner des Abends schon feststand und
mir bleibt nur zu sagen: Welcome back Pink Cream 69, schön das ihr wieder da
seid !
Tja, eigentlich müsste man bei einem solch ausgepowerten Publikum nun Angst
haben, dass der Headliner mit wehenden Fahnen untergehen würde, doch heute Abend
brauchte man sich deswegen keine Sorgen zu machen, denn beim Hauptact handelte
es sich schließlich um AXXIS und die Gigs der Jungs bestehen ja bekanntlich
etwas mehr als die Hälfte aus musikalischen Darbietungen und den anderen Teil
aus der fast comedyartigen Show des Frontmannes Bernhard Weiss. Dieser lies in
seinem ulkigen Ruhrpottdialekt wieder einen kultigen Spruch nach dem anderen vom
Stapel, holte sich alà Gotthilf Fischer diverse Menschen aus der Zuschauermenge
zum gemeinsamen Gesang auf die Bühne und wollte für kein Geld bzw. Strip der
Welt das Geheimnis seines Kopftuchs lüften, das den kompletten Auftritt über
den Kopf des Mr.Weiss bevölkerte.
Achja, Musik wurde natürlich auch dargeboten und man startete wie schon in
diversen Interviews angekündigt mit dem recht heftigen Doppelpack "Mystery
Of Time"/"Lost In The Darkness" vom neuen "Time
Machine"-Longplayer. Leider merkte man schon an diesem frühen Zeitpunkt
des Konzertes das der Sound, ganz im Gegensatz zu den Vorgängern, fast zum
Heulen war und dieser Umstand besserte sich nur kurzlebig im Akustikteil des
Gigs, bei nette Versionen der Klassiker "Fire&Ice" und "Touch
The Rainbow" in die Lauscher des Publikums drangen. Dann nahmen die
bescheiden äusseren Umstände wieder das Zepter in die Hand, doch diese
Situation schien keine Menschenseele zu stören, da es einfach Spaß machte
einer Axxis-Show beizuwohnen und (falls man die einzelnen Titel erkannte) Songs
wie "Little Look Back", "My Little Princess" usw. mitzugröhlen.
Vor "Battle Of Power" bat Bernie "Labertasche" Weiss die
Fans ihre eventuellen Unmutsbekundungen für sich zu behalten, denn dieser Song
wurde in einem Internet-Voting von den Anhängern der Westfalen in die Setlist
gewählt, doch diese Aufforderung war so unnötig wie ein Kropf, da nicht einer
der Konzertbesucher vorhatte die sympathische Truppe auszubuhen.
Als Extrawürste spendierten Weiss und Co. dann noch die Stücke "Shadowman",
"Living In A World", sowie das obligatorsiche "Na, Na, Hey, Hey,
Kiss Him Goodbye", bevor die Saallichter wieder angingen und man am
Fanartikelstand mit den Hauptdarstellern des heutigen Abends ein Schwätzchen
halten konnte.
So endete ein netter Abend, den ich auch wegen einer Polizeikontrolle und
anschließender Fressorgie im naheliegenden Burger King nicht so schnell
vergessen werde, ganz im Zeichen des melodischen Hardrocks/Metal.
Manuel Liebler
Internet:
www.chrystal-ball.ch
www.pinkcream69.com
www.axxis.de
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