Der Opener beginnt ganz sanft mit einer fast antiken Orgel, um nach wenige Sekunden richtig loszulegen. Dann kommen soullastige Töne, heftig rockend und metertief in den 70ern verwurzelt.
Es dauert nur Minuten und ich bin mir gewiss, dass ich offenbar nicht der Einzige bin, der die Scheiben einer der am gründlichsten vergessenen Krautrock-Bands aus den 70ern glücklich im Plattenschrank aufbewahrt. Nicht nur die kraftvolle Stimme von Daniela Weidlich, sondern auch der reiche Einsatz einer Hammondorgel, schaffen verblüffende Parallelen zu Octopus in den Jahren um die Scheibe "Rubber Angel". Deutlichster Unterschied ist der starke Souleinschlag bei Living Waters.
Im Folgenden werden LW poppig ("All your Love" von Weidlichs geiler Stimme vorm Abdriften ins Banale gerettet), ruhig ("Stage of Life") oder bluesig ("Freedom" mit starkem Mundharmonika-Einssatz) und schaffen so eine Scheibe, die nicht nur erfrischend unmodern, sondern auch erfreulich abwechslungsreich ist. Für Soul-, Blues und Krautrock-Fans ist das Teil absolut essentiell.
Wer noch zögert, sollte sich die finale Hommage an Stevie Ray Vaughn reinziehen oder - Das Beste hab ich mir bis zum Schluss aufgehoben. - die 25-Punkte-Nummer "God don't never change", eine fast ideale Symbiose von Jazz (dr.), Soul (voc.) und Rock. Emotionale Wärme, kraftvoller Druck und relaxte Coolness werden hier auf eine Weise gepaart, die absoluten Seltenheitswert hat.
Kaufen! Aber verlasst euch besser nicht auf den Händler an der Ecke, sondern mailt die Band direkt an. "Wet Paint" ist zwar im Prinzip über den christlichen BV-Vertrieb bestellbar, aber die Mühe machen sich viele Händler nicht gerne.
Norbert von Fransecky
17 von 20 Punkte
www.living-waters.de
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