Entweder man liebt ihn oder man kann ihn nicht ausstehen, den Mann der Extreme, der seit Anfang an seiner
Musikkarriere zwischen den Fronten steht: Steve Earle.
Am 14.März gastierte er mit seiner Band
"The Dukes" in der Münchner Georg-Elser- Halle.
Schon vor dem Konzertbeginn konnte man an den etlichen Gitarren und an den zahlreichen Gitarrenverstärkern auf der Bühne erkennen, dass es an diesen Abend wohl etwas heftiger zur Sache gehen sollte.
Earle betrat mit seiner Band gegen 20.30 Uhr die Bühne und eröffnete das Konzert mit dem Rootsrock-Song "America v.6.o
(the best we can do)". Mit crunchig angezerrten Gitarren und einen hammermäßig druckvollen Sound wurde den zahlreichen Besuchern kräftig eingeheizt! Zwar war zu erkennen, dass Steve nach bereits drei hinter sich liegenden Konzerten etwas angeschlagen war, was sich aber an der Qualität seiner Songs nicht bemerkbar machte. Er unternahm einen kleinen Streifzug durch seine musikalische Karriere, so dass man von allen Earle-Alben mindestens drei Songs auf die Ohren bekam. Da durfte
"Guitartown" genauso wenig fehlen wie auch sein Überhammer
"Copperhead Road".
Aus der aktuellen Scheibe jedoch stellte Steve die meisten Songs vor, so dass man auch den Titelsong "Jerusalem" mit schönen Mundharmonikaparts live erleben konnte.
O.k., es gibt immer noch zu viele Unbelehrbare, die sich darüber auslassen, dass Steve Earle kein "echter" Country Musiker sei. Da mag vielleicht was wahres dran sein, aber wo ist das Problem? Tatsache ist, dass er einer der besten Songschreiber überhaupt ist und alle Stilrichtungen von Bluegrass bis Rock perfekt beherrscht, was er auch an diesem Abend problemlos unter Beweis stellte!
Earle spielte neben E-Gitarren auch Banjo und Mandoline in einer absoluten Perfektion und Gelassenheit, dass es manchen Hobbymusiker den Kinnladen herunterklappte.
Auch ein Beweis seiner Vielseitigkeit war das gemischte Publikum. Cowboys, Rocker und Biker versammelten sich vor
der Bühne um gemeinsam abzurocken, was für manchen Country-Fan wohl ein seltener Anblick war.
Beim Song "The
Unrepentant" wurde ein höllischer Gitarrendonner abgefeuert, so dass es einem eiskalt den Rücken hinunterlief, Country Puristen hätten wohl spätestens hier empört die Halle verlassen.
Aber auch Earles Balladen wie "My old friend the Blues" oder "Billy Austin" wurden gekonnt und absolut überzeugend zum Besten gegeben. Auch Steve's kratzige und etwas "dreckige" Gesangsstimme hat bis heut' nichts an Attraktivität verloren, so dass er sage und schreibe ein zweieinhalbstündiges Konzert sehr überzeugend rüberbrachte.
Übrigens hat sich Steve Earle an diesem Abend ebenfalls als absoluter Kriegsgegner ausgesprochen und betonte dankend, dass Deutschland das erste Land war, das sich gegen diese " Verrücktheit" stellte.
Alles in allem war es trotz manchmal übertriebener Lautstärke ein Konzert der Spitzenklasse, das wohl bei allen Anwesenden positiv in Erinnerung bleiben wird. Bleibt nur zu hoffen, dass es bald ein Wiedersehen mit dem großartigen Musiker und Songschreiber geben wird.
FrankH
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