(15. März in der Berliner Arena)
Ich muss zu geben, meine Erwartungen weit nach unten geschraubt zu haben, denn
eigentlich bin ich kein Fan groß-angekündigter Popkonzerte. Doch eine Einladung zu
Deutschlands wohl beliebtesten Popsänger Sasha konnte ich unmöglich
abschlagen, ist ein solches Konzert doch wahrscheinlich allein aufgrund Sashas Aussehens
und Ausstrahlung sehenswert.
Die Show schien dann aber von Anfang an nicht so recht in das gängige Konzept heutiger
Popshows zu passen. Schon das Publikum zeigte sich gemischt. Und schon die Vorband Hyper Child aus Braunschweig
wollte so gar nicht zur eher seichten Popmusik passen, die man von Sasha - und damit auch von
seiner Vorband - eigentlich erwartet.
Tatsächlich wie ein hyperaktives Kind schoss der Sänger der Band zu rockigen Melodien irgendwo
zwischen Incubus und Nine Days über die Bühne. Deftiger Gitarrensound,
guter Gesang und so gar nicht Pop.
Es ist seltsam, dass Hyper Child den Sprung ins deutschlandweite Radio noch nicht geschafft haben, denn
ihr Sound passt einwandfrei ins heutige von MTV und Co. beeinflusste Rockkonzept. Die fünf Braunschweiger
konnten auch das zunächst eher verhaltene Publikum begeistern.
Sasha hätte es nach einem solchen Auftritt schwer gehabt, wären von den mehr als
5000 Gästen nicht mindestens 4000 richtige Fans gewesen. So reichte es schon aus, als der Sänger aus
Soest mit Gitarre gewappnet auf die Bühne trat. Wahrscheinlich hätte er in den nächsten zwei Stunden
nicht einmal singen, sondern hin und wieder nur lächeln oder ein klein wenig über die Bühne schlendern
müssen. Seine bloße Gegenwart schien zu genügen, um den Saal zum Kochen zu bringen.
Der Überraschungsstart mit Gitarre ist ihm gelungen. All jene, die zum ersten Mal bei einem
Sasha-Konzert waren, dürften dann allerdings ebenso von der Qualität der restlichen Show überrascht
gewesen sein. Natürlich durfte keine der veröffentlichten Singles wie etwa "Chemical Reaction" oder "We Can Leave the
World behind" fehlen, aber kaum ein Song wurde in der zu erwartenden radiotauglichen Pop-Art gespielt. Der Klang
war rauer, bluesiger, und Sasha konnte vor allem durch seine Stimme überzeugen. Und
natürlich durch seinen charmanten Humor, der wohl jeden weiblichen Zuschauer zum
Dahinschmelzen brachte. Sein Hüftschwung muss sich im übrigen auch nicht hinter dem
eines Ricky Martin verstecken. Und seine sexy Posen machen jedem Poser der
Popwelt ernste Konkurrenz. Schade, dass man ihn so nicht im TV zu sehen bekommt.
Beeindruckend: Ein Akustik-Set etwa in der Mitte des Konzertes. Die
Band nur mit Percussion-Instrumenten und Akustikgitarren bestückt, Sasha mit einer
Mundharmonika. Spätestens hier konnte sich ein jeder von Sashas Talent überzeugen. Und davon,
dass er eigentlich kein Popmusiker ist, sondern in ihm das Herz eines Rock-n-Rollers
schlägt.
Auch die Solis der anderen Bandmitglieder - als kleine Überbrückung etwa, wenn sich der Star des
Abends umzog, um dem (weiblichen) Publikum im neuen Outfit noch einmal einzuheizen - brauchten
sich nicht hinter dem Sänger verstecken. Außerdem hatte das Konzert neben Sasha auch von Bühnengestaltung und
vor allem Lichteffekten her viel fürs Auge zu bieten.
Vielleicht bewies Sasha nicht unbedingt, dass er ein echter Rocker ist - Es wird wohl
noch einige Jahre dauern, ehe er sich mit seinem neuen Image durchsetzen konnte. - dafür aber wirklich gute
Unterhaltung für jung und alt bieten kann, bei der garantiert keine Langeweile aufkommt. Und den Titel
"Bester Deutscher Popkünstler" hat er sich wohl verdient.
PS: Wer in der Hoffnung kam, Sasha würde mehr von seinem gestählten Körper
zeigen als gut gebräunte Oberarme, wurde leider enttäuscht. Es scheint, als hätte dieser Mann
tatsächlich noch Prinzipien.