Der Name "Schattentantz", der Titel "Galgenfrist", die Kleidung der Damen und Herren Musiker, sowie der Verfassername "Walther von der Vogelweide" beim Opener "Ouwe" räumen alle Zweifel aus dem Weg: Das Mittelalter schickt einen weiteren Sendboten in unserer Zeit. Welcher Art dieser Sendbote ist, machen die Hessen gleich im zweiten Track "Hexe" deutlich. Hier dürfen Gitarren und Drums nach allen Regeln der metallischen Kunst knallen. Schattentantz gruppieren sich in großer Nähe zu In Extremo und frühen Subway to Sally-Produktionen.
Apropos Produktion: Diese lässt bei den Debutanten natürlich noch zu wünschen übrig. Bei den etwas aufwendigeren und lauteren Passagen müssten die Instrumente in Zukunft noch etwas mehr sortiert werden. Und auch am Gesang sollte man noch arbeiten. Bei lang ausgehaltenen Tönen fängt´s schnell mal an leiernd zu klingen. Aber für ´ne Eigenproduktion ist das alles weit im grünen Bereich. Da hat man schon von finanziell solide unterfütterten Plattenfirmen erheblich übleres um die Ohren gehauen bekommen. Den Hörgenuß - und von einem solchen muß man hier ohne Abstriche sprechen - schmälert das jedenfalls kaum.
Das Septett, das wie mittlerweile schon fast gewohnt mit einer Mischung aus traditionellen und modernen Instrumenten an den Start geht, tantzt(!) schnell aus dem Schatten der Konkurrenz heraus. Langangehaltene sehr klar gesungene Passagen treten wesentlich häufiger in Erscheinung und geben dem Ensemble eine eigene Identität, die näher am traditionellen mittelalterlichen Gesang orientiert ist. So verschafft man sich eine klare Existenzberechtigung auf dem schon gut bepflanzten Mittelalter-Rock-Acker. Mit dem Nebeneinander von rockigen und ruhigen Stücken bietet "Galgenfrist" einen Abwechslungsreichtum, der im Genre selten ist, und für die Zukunft einiges erhoffen lässt.
Textlich befasst man sich in deutscher Sprache mit den üblichen Mittelalter-Themen: der Angst vor dem Tod und bösen Geistern, Hexen, dem Kampf gegen die Unbillen der Natur, dem Elend der Bauern. Ein pubertierendes Antichristentum bleibt erfreulicherweise mal außen vor. Sehr nett, der Aufschrei der gequälten Natur in "Cernunnos". Sollte mich sehr wundern, wenn hier nicht "Cry of the Land" von Skyclad Pate gestanden hat.
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17 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
www.schattentantz.de
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