Auch wenn man nicht wüsste, dass The Jelly Jam aus den Resten der untergegangenen Platypus aufgetaucht sind und damit in die große King´s X Familie gehören, ist die Nähe zu den Texanern unüberhörbar. Ty Tabors´ Stimme und dieser spezielle Sound genau in der Mitte zwischen Stoner-Rock und Doom ist unverkennbar. Die jazzigen Elemente, die Platypus ihre besondere Prägung verpasst hatten, sind mit Derek Sherinian verschwunden. Das nimmt der Band einiges an Progressivität, fördert aber deutlich die Konsumierbarkeit. Und ich glaube es ist nicht nur der Eindruck der Frische zuzuschreiben, die eine neue Scheibe immer hat, dass mir The Jelly Jam oft sogar packender und schneller auf den Punkt kommend erscheinen als die große legendäre Mutterband.
Das erste Hören habe ich zu einer Art Selbstversuch ausgebaut. Verständnislos bin ich bislang den Beatles-Vergleichen gefolgt, die immer wieder im Zusammenhang mit King´s X gebraucht werden. Also: Höre ich bei The Jelly Jam die Beatles-Einflüsse?
Erst mal: Nein! Aber: 2 Mal Aber.
Aber 1: Beim Rausschmeißer "Under the Tree" sind die Anleihen an die Liverpooler wirklich unüberhörbar (Under the Tree fällt der Apfel halt nicht weit vom Stamm!!)
Aber 2: Irgendwas Bekanntes hatte ich sofort im Ohr. Die Beatles waren´s wie gesagt nicht. Nach zwei, drei Minuten klickte es. Klaatu schwebten vor meinem inneren Ohr. Und als die Truppe Ende der 80er in völliger Anonymität ihr erstes Album veröffentlichte, orakelte die Fachwelt, das kläge ja als hätte da eine legendäre Band anonym ein neues Album aufgenommen. Klar, die Beatles. Das Ergebnis meines Selbstversuches ist eindeutig: Die bleibende Nähe von King´s X und Anhang zu den Pilzköpfen ist unabweisbar.
Um dieses Ergebnis nicht zu erdrückend stehen zu lassen, sei vor Ende des Reviews noch auf das Titelstück hingewiesen; eine wunderbare Hommage an Stevie Ray Vaughn, wenn mich nicht alles täuscht.
Norbert von Fransecky
15 von 20 Punkte
hier online bestellen.