Dreiviertelblut

Plié


Info
Musikrichtung: Liedermacher / Bayerisch

VÖ: 02.12.2022

(Milaphon Records)

Gesamtspielzeit: 60:14

Internet:

http://www.dreiviertelblut.de/
https://www.millaphon.de/
https://mosaik-promotion.de/


Als Nordlicht nicht ganz einfach - Musik aus Bayern, natürlich bezogen auf die Texte. Aber anhand der beigefügten Texte geht es letztlich doch, ganz so schwierig ist es dann doch nicht. Dreiviertelblut, so der seltsame Name der Band, gegründet con Sebastian Horn und Gerd Baumann, entstanden einst als Filmmusik-Projekt, das war 2012.

Und nun erschien das mittlerweile vierte Album der Band, die sich zwischenzeitlich zum Septett erweiterte, Plié, so der Name. Was bedeutet es? Bei WikiHow erfährt man, dass das ein einfacher Ballettschritt sei, der gelernt wird, wenn man die Grundlagen erwirbt. Es gibt zwei Versionen eines Pliés – ein Demi Plié und Grand Plié. Nun, an Ballett erinnert mich die Musik nun gar nicht, wenngleich die textlichen Spitzen durchaus passen könnten.

Dennoch "tänzelt" der Sound recht beschwingt durch jeden der zwölf Songs. Bereits mit der Eröffnung "Om (Do Schneibts)" wird man in diese magische Atmosphäre hineingezogen. ("Om sauft Bluat und unten Bier") Dazu ertönt ein dunkler, sonorer Gesang, mitunter nah am Sprechgesang, raffiniert arrangierte Bläserarrangements schmiegen sich an, eine Lap Steel wimmert so herrlich.

Wir treffen auf schwungvolle Melodien, manchmal herumschwirrend, wie auf einem Rummelplatz wirkend ("Insomnia"), manchmal ganz feierlich wie im Intro zu "Ast vom Baam", das dann rasch in einen Reggae-Modus hinüber gleitet. Und so entstand ein absolut individueller Sound, der sofort anspricht und anspringt, sehr eigenwillig ist, mitunter düster wirkend, und so assoziiere ich hin und wieder gar ein wenig Nick Cave.

Die Texte sprechen eine poetische Sprache, mitunter mit spitzer Zunge, und auch Kritik wird laut, zum Beispiel wenn "Das Lied vom unbekannten Soldaten“ erklingt. Auf ihre ganz eigene Art führt man hier die Sinnlosigkeit des Krieges vor. ("Es hod mi wer daschossen, aber es hod eam ned vui bracht, hat 5 Minutn länger glebt, jetz werd a nimmer wach.")

Ein wenig Finsternis, mehr Moll als Dur, manchmal etwas morbide, aber stets mit (auch schwarzem) Humor, super, wie "Liedeslied" plötzlich, aber kurz, in einen Gypsy Swing übergeht. Viele Emotionen werden losgelassen, die Musik kann sofort packen, man versteht es, diesen bestimmten Nerv von Zuhörern*innen sofort zu reizen, alles sehr authentisch, sehr direkt, sehr menschlich und dadurch berührend in seiner Aussage.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Om (Do Schneibts)
2 Ast Vom Baam
3 Insomnia
4 Ewige Wolke
5 Raunacht
6 Das Lied Vom Unbekannten Soldaten
7 Liedeslied
8 Irgendwann
9 Rosbluat Und Schneider
10 Hehna Ohne Kopf
11 Im Schnee
12 Bei Da Nacht
Besetzung

Sebastian Horn (Gesang)
Gerd Baumann (Gitarren, Gesang, Piano)
Luke Cyrus Goetze (E-Gitarren, Lapsteel)
Benny Schäfer (Kontrabass, Gesang)
Dominic Glöbl (Trompete, Gesang)
Florian Riedl (Klarinette, Baßklarinette, Moog)
Flurin Mück (Schlagzeug, Percussion)



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