Blues Nuts: die sympathische Bluesrock-Coverband bringt Nördlingen in Wallungen
Die Blues Nuts gehören seit vielen Jahren zu einer Institution in der Rieser Liveszene. Die Musiker haben sich dabei, wir der Name schon sagt, dem Blues und Bluesrock verschrieben. Die Band musste aufgrund von Corona zwei Jahre eine Live-Zwangspause einlegen. Geprobt und neue Stücke eingeübt haben sie deswegen trotzdem und präsentieren heute ihr runderneuertes Programm. Das Cafe Radlos ist ein gemütliches Restaurant mitten in Nördlingens schöner Altstadt. Man kann hier gut essen, gemütlich mit Freunden einen lässigen Abend verbringen oder Livemusik genießen. Als wir im Radlos ankommen befinden sich die Musiker mit der Gary.Moore-Nummer „Since I Met You Baby“ noch mitten im Soundcheck. Schlagzeuger Louy Ziegler hat vor dem Konzert noch gemeint, dass vielleicht 30 bis 50 Leute kommen würden. Er sollte gewaltig daneben liegen. Ich schätze mal, dass mindestens 150 Musikfreunde an dem Abend vor Ort waren. Als es losgeht, sind die Musiker sichtlich gespannt und motiviert bis in die Haarspitzen. Sänger, Rhythmus-Gitarrist und Bluesharpspieler Noby Seemann begrüßt die Menge mit „Hallo Nördlingen! Ich habe schon gedacht, ihr habt uns nach all den Jahren vergessen.“ Er freut sich tierisch, dass die Bude voll ist. Die Blues Nuts spielen schon seit 2007 in dieser Besetzung und lassen sich auf ihrer Blues-Mission von niemandem aus der Ruhe bringen. Ihr erster Auftritt fand auf dem Wudzdog-Festival 2008 in Dornstadt statt. Sie spielen die Songs, die ihnen auch persönlich gefallen und präsentieren diese äußerst authentisch und mit viel Begeisterung und Herzblut. Bereits nach drei Stücken ist die Tanzfläche vor der Bühne voll. Das Publikum im Cafe Radlos ist bunt gemischt, alle haben Bock auf Livemusik und speziell auf die Musik der Blues Nuts. Dabei ist es völlig egal, ob sie kurze Stücke spielen oder mit „Red House“ von Jimi Hendrix auch mal ein längeres Lied präsentieren: ihr Publikum ist von der ersten bis zur letzten Sekunde begeistert dabei. Louy Ziegler ist ein Nördlinger Urgestein und neben den Blues Nuts noch bei der Mittelalterband Nordilo am Start. Heute bildet er zusammen mit dem virtuosen Bassist Philipp Reichert ein phänomenales Rhythmus-Duo, das die solide Grundbasis für ihren Sound bildet. Mal gefühlvoll wie bei B.B. Kings „The Thrill Is Gone“, manchmal pumpend nach vorne wie bei „Nutbush City Limits“ von Tina Turner. Dass die Musiker auch modernen Vertretern des Blues nicht abgeneigt sind, beweisen sie mit einer überzeugenden Version von Kenny Wayne Shepherds „Woman Like You“ oder dem coolen „You Can’t Judge A Book By Looking At The Cover“ der Blues-Rotzlöffel The Strypes. Ihre beiden Eigenkompositionen „Blues Nuts“ und das wettertechnisch gerade bestens passende „Dog Days“ fügen sich dabei nahtlos ins Programm ein. Seemann hat eine wahre Bluesröhre, die bestens zu den Stücken passt. Dabei spielt er hin und wieder Rhythmusgitarre und bei manchen Stücken auch ausgezeichnet Blues-Mundharmonika. Das Publikum im Cafe Radlos ist bei bester Laune. Es wird getanzt, mitgesungen und ausgelassen gefeiert. Die gute Stimmung versetzt Gitarrist Stefan Noderer förmlich in Ekstase. Völlig entrückt scheint er in seinen Soli in anderen Sphären zu schweben, ohne dabei danach wieder den Anschluss an seine Bandkollegen zu verpassen. So etwas live aus nächster Nähe zu beobachten hat etwas ganz Spezielles und stellt für mich jedes Arena-Konzert, bei dem ich die Musiker nur von riesigen Leinwänden aus beobachten kann, in den Schatten. Der Tanzfaktor wird mit Stücken wie „After Dark“ von Tito & Tarantula oder einer Vollgas-Version von Tina Turners „Nutbush City Limits“ geschickt erhöht. Mit AC/DCs „Whole Lotta Rosie“ wird das Gaspedal durchgedrückt, die Schlagzahl hemmungslos erhöht. Bei „Summertime Blues“ von Eddie Cochran bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht. Die Version ist der Hammer und das Publikum ist begeistert. „Wild Thing“ wird in der Mitte des Stückes zu „Wir sind die Blues Nuts“ umfunktioniert, was immer sehr gut funktioniert. Bei Hendrix’ „Purple Haze“ wird ein psychedelisches Gitarrensolo ums andere unters Volk geschleudert, dass es nur so kracht. Als letzte Zugabe fungiert „Got My Mojo Working“, das häufig von der irischen Gitarrenlegende Rory Gallagher gespielt wurde. Nach über zwei Stunden Spielzeit verabschieden sich die sympathischen Musiker von ihrem begeisterten Publikum. Es war schön, wieder einen Abend im Zeichen des Blues zu verbringen. Wenn die Blues Nuts wieder in Nördlingen oder Umgebung auftreten und ihr ein Faible für diese Musikrichtung habt, schaut sie euch an. Das muss man gesehen haben! Stefan Graßl |
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