Jacob Artved
Metamorphosis
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Mit dem Gitarristen Jacob Artved stellt sich ein junges Talent aus Dänemark vor. Erst Anfang Zwanzig, gilt er bereits als aufsteigender Stern der Jazzgitarre. So soll er den Fußstapfen von Doug Raney und Jacob Fischer folgen, die beide in der Kopenhagener Jazz-Szene bedeutende Spuren hinterliessen.
2017 veröffentlichte Artved sein Debüt-Album, "Wax Up!". Als junger Mann wuchs er mit klassischer Musik auf, und das soll ihn für sein aktuelles Album, Metamorphosis, wohl auch inspiriert haben. Denn alle acht Songs orientieren sich an der Musik von Tschaikowsky, Prokofiev, Debussy, Ravel und Poulenc.
Dieser Umstand mag auch erklären, dass sich im Line-up auch Instrumente wie Oboe, Violine, Bratsche und Cello finden, als Hinwendung zur Klassik. Im Booklet nimmt Max Artved, Oboist und Kammermusiker, Stellung zum Zusammenwirken von Jazz und Klassik. Trotz der Unterschiede würde es immer wieder tonale und harmonische Überlappungen geben, solche, die für Musiker und Hörer gleichermassen inspirierend sein können. Zu jedem einzelnen Song gibt es darüber hinaus auch Erklärungen, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte.
Für mich ist es wichtig, als Endergebnis dieser Ko-Operation zweier Musikstile zu fühlen, wie sich diese gegenseitigen Inspirationen haben befruchten können und ob diese Mischung zu einem leidenschaftlichen Ergebnis geführt hat. Ja, sie hat, und das stellt sogleich der erste Titel, der "Arabian Dance" von Tschaikowsky, eindrucksvoll unter Beweis. Führt uns die Einleitung mit der Oboe noch in eine traumhaft klingende Zauberwelt der klassischen Musik, so zeugen die einsetzenden Drums bereits von einer Veränderung, die sich spätestens dann offenbart, wenn sich die Gitarre nach vorn drängt, um sich dann mit den vier Streichern zu arrangieren. Man scheint sich zu beschnuppern, bis es dann bei etwa 4:21 zum jazzigen Ausbruch kommt, es swingt elegant und treibend, und dazu bewegen sich, fast in einem Gegenrhythmus, die Streicher dazu. Der Begriff "Third Stream" fällt mir dazu ein, also jene von Gunther Schuller Anfang der fünfziger Jahre initiierte Musikrichtung, die europäische Neue Musik und Jazz verbinden sollte.
Die klaren und perlenden Gitarrenläufe des Protagonisten erinnern mich tatsächlich an die Spielweise von Doug Raney, aber auch an jene des Vaters Jimmy Raney. Darüber hinaus kann ich auch Ausdruck und Gefühl von René Thomas assoziieren. Ja, in dieser Richtung ist Jacob Artved unterwegs. Hinsichtlich der Stimmung fällt mir auch noch der Gitarrist Jim Hall ein, der mit "Concierto" auch ein mit Elementen klassischer Musik spielendes Album veröffentlichte. Überhaupt finde ich den einen oder anderen Vergleich zu einigen Produktion von CTI Records der Siebziger.
Hierzu bietet sich dann ein Song wie "Poisson d'Or" an, der ohne die Streicher und Oboe auskommt und grundsätzlich pur im Jazz verankert ist. Nach einem leidenschaftlich quirligen Solo des Pianisten Ben Besiakov folgt dann ein Gitarrensolo der Spitzenklasse, geprägt von Spielwitz und Einfallsreichtum. Auf "Prelude" hat Artved eine akustische Gitarre zur Hand genommen und nur zusammen mit dem Spiel der Oboe ist ein lebendiges und spritzigers Duett entstanden.
Die Verknüpfung von Klassik und Jazz gelingt auf den restlichen Songs mühelos und steckt voller Ideen und gestattet ein niveauvolles Hörerlebnis voller ruhiger und schöner Momente. "Francis' Theme" zum Beispiel schwebt ganz verträumt dahin und birgt inmitten des Songs dann wieder eine beherzt swingende Jazz-Passage. Mit dem ein wenig wilder wirkenden "Doctor Gradus" wird diese ungewöhnliche Platte beendet. Respektvoll zueinander haben sich Klassik und Jazz getroffen und ein spannendes und geschmackvolles Ergebnis erbracht.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Arabian Dance (7:02) [Tchaikovsky - from The Nutcracker]
2 Balcony Ballad (9:00) [Prokofiev - from Romeo & Juliet]
3 Poisson D'or (6:28) [Debussy - from Images]
4 Prelude (3:22) [Ravel - from Le Tombeau de Couperin]
5 Menuet (7:11) [Ravel - from Le Tombeau de Couperin]
6 Forlane (8:11) [Ravel - from Le Tombeau de Couperin]
7 Francis' Theme (5:54) [Poulenc - from Sextet Allegro vivace]
8 Doctor Gradus (2:22) [Debussy - from Children's Corner]
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Besetzung |
Jacob Artved (guitar)
Max Artved (oboe, except #3)
Ben Besiakov (piano - #2, 3)
Felix Moseholm (bass, except #4)
Cornelia Nilsson (drums, except #4)
Eliel Lazo (percussion - #3)
Kirstine Schneider (violin, except #3, 4)
Stine Hasbirk Brant (viola, except #3, 4)
Joel Laakso (cello, except #3,4)
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