Bernard Allison
Highs & Lows
|
|
|
Den 1965 in Chicago geborenen Bernard Allison lernte ich erstmals im Jahre 1997 kennen, als er kurzerhand mit der Band des Vaters Luther Allison dessen Tourneeverpflichtungen einlöste, nachdem Luther 1997 überraschend verstorben war.
Bernard veröffentlichte 1990 sein erstes Solo-Album, mit kraftvollem Blues Rock, Einiges davon erinnerte mich tatsächlich auch an Musik von Johnny Winter, der Bernard auch das Spiel der Slide-Gitarre näher beigebracht haben soll. Letztlich war jene Platte ein Anfang einer langen Reihe von weiteren Veröffentlichungen, die nach und nach dazu führten, dass sich der Protagonist ein eigenes Profil erspielte. Traditionen des Blues, Einflüsse aus Funk und Soul, Musik im Sinne seines Vaters, so entstanden neue Songs, die den Blues modernisierten, aber auch hin und wieder Anklänge an Jimi Hendrix verlauten liessen.
Oft hinterliess der Protagonist bei mir jedoch auch den Eindruck, sich als ständig Suchender darzustellen, weil eine klare Linie nicht immer feststellbar war. Wie hat sich das nun mit der neuen Platte, Highs & Lows, verändert? Nun, eigentlich hat sich Bernard immer weiter von seinem Blues früher Tage, der auch noch vom Vater Luther geprägt war, entfernt. Nur noch live zelebriert er diesen mit seinem speziellen Blues-Feeling. Aus dem Studio klingt das viel geglätteter und weniger kraftvoll. Dafür aber sind es die Kompositionen, die hinsichtlich ihrer Güte sicher zugelegt haben. Nur drei der elf Songs des neuen Albums wurden nicht von ihm geschrieben. "Side Step" stammt aus der Feder von Jim Gaines, dieses berühmten Produzenten, der sich auch dieses Albums angenommen hat, sowie "Now You Got It" und "I Gave It All" sind Songs von Luther Allison.
Neben einer festen Band mit Gitarren, Bass und Schlagzeug sind es die Ausschmückungen des Saxofonisten Jose Ned James, des Keyboarders Toby Lee Marshall und die Gastbeiträge von Colin James und Bobby Rush, die noch zur grossen Abwechslung beitragen. Daher ist es gelungen, ein breites musikalisches Spektrum vorzustellen. "So Excited" startet entsprechend aufregend mit einer rockigen Note, der Blues klingt hier recht "bleichgesichtig" und bietet ein rechtes Crossover-Feeling, und dazu dieses feine Solo mit der Slide-Gitarre, deren Sound mich sofort wieder an Johnny Winter denken lässt.
Der Titelsong stellt eine sehr moderne Spielart des Blues vor, mit leichtem Soul-Einschlag und gar ein wenig poppig anklingend. Und so geht auch "Strain On My Heart" eine andere Richtung. Das atmet diesen coolen Soul-Groove eines Marvin Gaye der Siebziger, leicht und locker, und dazu passt natürlich das Saxofon-Arrangement des langjährigen Mitstreiters Jose Ned James. Blues im Shuffle-Modus mit "My Way Or The Highway", hier mit Colin James als Gast, sehr traditionell mit Spuren des alten Mississippi-Delta-Feelings, gibt es mit "Side Step", die beiden Songs von Luther werden in ein gefühlvoll souliges Gewand gepackt, wovon "I Gave It All" der wohl emotional anrührendste Song der Platte ist, inklusive eines sehr bewegenden Gitarrensolos.
Bobby Rush, Jahrgang 1933, bringt seine persönliche Note und Interpretation seines Soul-Blues' ein auf dem funkigen "Hustler", er singt und spielt Mundharmonika. Funkig klingt es auch aus, mit "Last Night" werden die Bläser-Arrangements wieder punktgenau eingesetzt und bilden den Rahmen für den sich verändernden Song, der immer wieder zwischendurch in einen typischen Blues-Modus fällt. Trotz der auch hier vertretenen Vielseitigkeit denke ich, dass Bernard Allison zwischenzeitlich seinen Weg gefunden hat, "seinen" Blues zu definieren, elegant und nicht klotzig, feinfühlig und mit reichlich Soul angereichert, "Soulful Blues" eben.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 So Excited
2 Highs & Lows
3 Strain On My Heart
4 My Way Or The Highway
5 Side Step
6 Hustler
7 Now You Got It
8 I Gave It All
9 My Kinda Girl
10 Satisfy Her Needs
11 Last Night
|
|
|
|
|
Besetzung |
Bernard Allison (vocals, lead guitar/rhythm guitar, organ guitar – #4,6,10)
George Moye (bass guitar)
Dylan Salfer (rhythm guitar)
Steve Potts (drums)
Jose Ned James (saxophone – #3,6,7,8,9,11, tambourine – #11)
Toby Lee Marshall (Hammond B3 – #3,8,9,11, Wurlitzer piano – #3)
Colin James (vocals, rhythm, lead guitar – #4)
Bobby Rush (vocals, harmonica – #6)
|
|
|
|