Therion

Leviathan


Info
Musikrichtung: Symphonic Metal / Operetten-Metal

VÖ: 22.01.2021

(Nuclear Blast / Warner)

Gesamtspielzeit: 45:26

Internet:

http://www.therion.se


Für manch eine Band ist der Erfolg der Vergangenheit Fluch und Segen zugleich. Das gilt auch für Therion. Insbesondere mit dem Klassiker Theli haben Christofer Johnsson und Co fast im Alleingang ein ganz eigenes Genre zwischen Operette, Symphonie, Black und Death Metal neu begründet. An Kultscheiben wie Vovin oder eben Theli werden Therion bis in alle Ewigkeiten gemessen werden – eine Latte, die unmöglich zu überspringen ist.

Therion haben dies Problem in der Vergangenheit gelegentlich zu lösen versucht, indem sie ganz neue Wege einschlugen. Das ist ihnen wenig gedankt worden. So gehen sie nun wieder eher Therion-traditionell an ihre Ursprünge zurück, bzw. an die Ursprünge ihres charakteristischen Therion-Metals. Denn noch konsequenter als bei früheren Scheiben halten sie sich von ihren ganz frühen Wurzeln im Black und Death Metal fern. Da sind sie Brüder im Geiste ihrer früheren Label Mates Amorphis. Wenn sie z.B. bei „Aži Dahaka“ an diese Finnen erinnern, dann eben auch nicht an deren frühe Alben, sondern an die erfolgreichen der Elegy/Tuonela-Phase.

Wenn Therion von ihrem Mainstream abweichen, dann eben in andere Richtungen. Das aber ist bei Leviathan nie zentral, sondern immer nur interessante Würze in der Wiederbelebung der eigenen Stärken. So ist der Opener im Wesentlichen die Inszenierung typischer Therion-Dramatik mit entsprechenden Chören. Aber mittendrin erklingen plötzlich überraschend punkige weibliche Vocals. Man könnte das Stück durchaus in eine Art Therion goes Glam ausbauen. Der weich gesungene Titeltrack hat etwas Folkiges und ist dabei eher osteuropäisch orientiert. Bei den hohen Vokallagen atmet das finale „Ten Courts of Diyu“ den Geist der beiden ersten Kate Bush Alben.

Neben den dramatisch epischen Momenten, die überwiegen, kommen Stücke wie das kurze „Great Marquis of Hell“ knackig rockend auf den Punkt. Bei den sanfter gestrickten Titeln kommen die Schweden dem Kitsch gelegentlich gefährlich nah, stürzen aber nie wirklich ab.

Wäre das hier ein Debüt, würde man sich vor Begeisterung kugeln. Bei Therion kommt dem der Vergleich mit den Frühwerken als Fluch in den Weg, der aber gleichzeitig ein Segen ist – für die Band und die Fans. Denn so wird man das tolle Album zur Kenntnis nehmen, anders als viele Debüts von großartigen Bands, die trotz ihrer Leistungen nicht in den Genuss größerer Beachtung kommen.

Um den Bogen zum Anfang zu schlagen. Leviathan toppt Vovin und Theli (natürlich!) nicht, ist aber ein starker Vertreter in der zweiten Reihe des Backkatalogs.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1The Leaf on the Oak of Far 3:38
2Tuonela 4:38
3Leviathan 4:01
4Die Wellen der Zeit 3:46
5Aži Dahaka 3:07
6Eye of Algol 4:03
7Nocturnal Light 5:38
8Great Marquis of Hell 2:36
9Psalm of Retribution 5:03
10El Primer Sol 3:27
11Ten Courts of Diyu 5:29
Besetzung

Christofer Johnsson (Git)
Christian Vidal (Git)
Nalle Phalsson (B)
Thomas Vikström (Voc)
Johan Koleberg (Dr)

Gast:
Marko Hietala (Voc <2>)



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