Schütz, H. / Schein, J. H. / Knüpfer, S. (Strobl)

Musicalische Exequien – Deutsche Begräbnismusiken des 17. Jahrhunderts


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 05.02.2021

(ARCANA / Outhere Music / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. A 483)

Gesamtspielzeit: 65:56

Internet:

Voces Suaves



PUR

Vielleicht sind Pandemiezeiten dazu angetan, uns nolens volens wieder stärker mit den existenziellen Fragen zu konfrontieren. Doch nicht allein deshalb hat dieses Album reichlich Aufmerksamkeit verdient. Ensembleleiter Johannes Strobl präsentiert darauf mit seiner Schweizer Formation Voces Suaves Schütz´ weidlich bekannte Exequien, das Paradebeispiel deutscher Begräbnismusik des 17. Jahrhunderts, gerahmt von einer Reihe kleinerer Trauermotetten seiner Zeitgenossen wie Johann Hermann Schein, Sebastian Knüpfer, Johann Schelle oder Johann Rosenmüller. Doch nicht nur die Querbezüge, Ähnlichkeiten und individuellen Besonderheiten sind es, die die Produktion so reizvoll machen.

Es ist auch die Entscheidung, diese Musik wieder auf ihren puristischen Ursprung zurückzuführen, indem die in der Regel doppelchörige Ausführung allein den Sängern und einer Continuogruppe (Violone, Theorben, Orgelpositiv) anvertraut und damit auf die Farbigkeit zusätzlicher Instrumente verzichtet wird. Dies gibt den Werken einerseits eine gewisse Strenge, die mit dem von den tiefen Stimmen dominierten Gesamtklang des in Kleinstbesetzung agierenden Chors korreliert. Es lässt aber andererseits dem Vokalensemble den breitestmöglichen Raum zur Gestaltung und rhetorischen Textausdeutung. Diese vollzieht sich hier in liturgischer Strenge, ganz ohne Weichzeichner und gerade deshalb ergreifend. Die Sängerinnen und Sänger von Voces Suaves, überwiegend ehemalige Studierende der legendären Schola Cantorum in Basel, bieten einen perfekt durchhörbaren Chorklang sowie eine glasklare Diktion. Die protestantische Idee der musikalischen Predigt gelangt auf diese Weise zu ihrem Recht, ohne dass dadurch Eindringlichkeit und persönliche Färbung Schaden nähmen. Auch die weniger bekannten Stücke, wie etwa das wunderbar ätherisch-schwebende „Selig sind die Toten“ von Andreas Gleich (1622-1693), werden mit derselben Sorgfalt und Präzision dargeboten wie das im Zentrum stehende Werk von Heinrich Schütz. Das Klangbild erweist sich als bestens gestaffelt und von räumlicher Wirkung, wobei der Fernchor im abschließenden Canticum Simeonis bei Schütz dabei extrem und geradezu unwirklich „jenseitig“ wirkt.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 J. H. Schein: Ich will schweigen
2 A. Gleich: Selig sind die Toten
3 S. Knüpfer: Erforsche mich Gott
4-6 H. Schütz: Musicalische Exequien op. 7, SWV 279-281
7 J. Schelle: Ich weiß, dass mein Erlöser lebet
8 J. G. Ebeling: Ein Tag in deinen Vorhöfen
9 J. Kessel: Ich habe Lust abzuscheiden
10 J. Rosenmüller: Was ist es doch? Was ist der Menschen Leben?
Besetzung

Voces Suaves

Johannes Strobl: Ltg.



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