AC/DC
Power Up
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Info |
Musikrichtung:
Hardrock
VÖ: 13.11.2020
(Columbia / Sony)
Gesamtspielzeit: 41:03
Internet:
http://www.acdc.com
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Nach dem Tod von Malcolm Young hatte sich wohl jeder notgedrungen damit abgefunden, dass das bereits ohne ihn eingespielte Rock Or Bust (2014) das letzte Album von AC/DC sein würde. Ende September begannen die Promoaktivitäten, bevor Anfang Oktober ein Video präsentiert wurde. Den im Clip vorgestellten neuen Song fand ich allerdings nicht gerade prickelnd. „Shot In The Dark“ enthält zwar alles, was ein Tune der Australier zwingend haben muss, die einzelnen Zutaten wurden für mein Gefühl jedoch entweder nicht richtig zusammengestellt oder nicht lange genug umgerührt. Als Resultat schmeckt das fertige Gericht (oder eher Fertiggericht?) zuerst ein bisschen, dann ziemlich und am Ende sehr fade. Oder vielleicht wurde beim Kochen ja handwerklich alles richtig gemacht, aber mit den Gewürzen gegeizt? Was es auch ist, jedenfalls dämpfte die dröge Nummer und ihre schwache Wirkung auf mich meine Erwartungen an das von allen mit Spannung herbeigesehnte Album gewaltig.
Das ist nun endlich da – und ich bin wie die meisten positiv überrascht! Was mir sofort auffiel, war die klangliche Nähe zu einer meiner Lieblingsplatten von AC/DC: Flick Of The Switch! Der von Brendan O´Brien mit enormem Gespür gezimmerte Sound ist genauso knochentrocken wie 1983, als sich die Band erstmals selbst produzierte. Es knurrt und knarzt, es dröhnt und röhrt, es grollt und groovt, es ROCKT ohne Ende!
Was auch noch nicht zu Ende ist, ist mein Review, sonst stünde eine 17 oder gar 18 unten drunter. Das Problem: Power Up verliert immer mehr, je öfter man es hört. Es rockt auch nicht im klassischen Sinne. Die Wände wackeln hier nicht! Wer auf die pure, aus jeder Pore Adrenalin schwitzende Form des Rockens aus ist, muss woanders suchen, z.B. bei Airbourne.
Die zweite Parallele zu der oft übersehenen Perle im Œuvre der Australier ist der Gesang von Brian Johnson. Seine unbändige Freude, wieder bei der Band zu singen – was zum Zeitpunkt seines Ausstiegs aufgrund seiner Gehörprobleme undenkbar schien –, hört man in jeder Note. So gestaltet der 73-Jährige (!!!) im zweiten Song „Rejection“ jede Zeile anders, egal ob Strophe oder Refrain. Dabei sieht man sein Lausbuben-Grinsen förmlich vor sich! Sein purer Spaß springt sofort auf den Hörer über! Er äußert sich vor allem in gehörigem Biss, verbunden mit einer augenzwinkernden Schlitzohrigkeit, die man sonst bei keinem anderen Frontmann findet. „Kick You When You´re Down“ vereint beides perfekt! „Rejection“ oder das böse „Demon Fire“ rettet der Teufelskerl sogar. Beurteilt man die nämlich nur nach der Musik, bleibt nicht viel übrig. Was zu einem beträchtlichen Teil auch an Angus Young liegt, der sich zu oft mit dem Spielen von Bluestonleitern begnügt.
Wegen all dem folgt auf die Euphorie allzu schnell die Ernüchterung. AC/DC spielen auf ihrem 16. Studioalbum über weite Strecken einfach nur ihren bewährten, aber ausgelatschten Stiefel runter. Diese Routine verhindert zwar, dass die Qualität unter ein gewisses Grundniveau rutscht, macht die Platte aber auch sehr kurzlebig. Das können selbst die Rhythmus-Genies Cliff Williams und Phil Rudd nicht verhindern. Bis auf den Kickstart „Realize“, das kompakte „Kick You When You´re Down“, das kecke „Through The Mists Of Time“ und das hymnische „Code Red“ als Schlussgong nutzen sich die Songs zu schnell ab. „Shot In The Dark“ und „Wild Reputation“ würde ich sogar als Ausfälle bezeichnen.
Hier kommt ein letztes Mal Flick Of The Switch ins Spiel: Power Up fehlt ein schneller Reißer wie damals Landslide. Vielleicht ist so ein Killer altersbedingt einfach nicht mehr drin. Jedenfalls bröckelt so der positive Ersteindruck mit jedem Durchlauf ein bisschen mehr. Bis man am Ende zu der Erkenntnis kommt, dass sich diese Scheibe eher zum Nebenbeihören eignet.
12 Punkte sind für eine Band wie AC/DC ein Witz. Ohne die glänzende Leistung von Johnson wären es noch weniger. Und das ist kein Witz.
Michael Schübeler
Trackliste |
1 | Realize | 3:37 |
2 | Rejection | 4:06 |
3 | Shot In The Dark | 3:06 |
4 | Through The Mists Of Time | 3:32 |
5 | Kick You When You´re Down | 3:10 |
6 | Witch´s Spell | 3:42 |
7 | Demon Fire | 3:30 |
8 | Wild Reputation | 2:54 |
9 | No Man´s Land | 3:39 |
10 | Systems Down | 3:12 |
11 | Money Shot | 3:05 |
12 | Code Red | 3:31 |
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Besetzung |
Brian Johnson (Vocals)
Angus Young (Lead Git)
Stevie Young (Rhythm Git)
Cliff Williams (B)
Phil Rudd (D)
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