Yelena Eckemoff
Nocturnal Animals
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Die Doppel-CD ”Better Than Gold And Silver”, das war die letzte Veröffentlichung der aus Moskau stammenden und seit 1991 in den USA, in North Carolina lebenden Komponistin und Pianistin Yelena Eckemoff. Und nun schon wieder eine Doppel-CD der sehr fleißigen Musikerin, erneut in anderer Besetzung eingespielt, als Quartett, aber eher ist das ein Trio: Piano, Bass und Schlagzeug, das jedoch mit zwei Musikern besetzt ist.
Vierzehn Stücke, die entstanden sein sollen aus Gedanken über Charakteristika von vierzehn wilden, in der Finsternis lebenden Kreaturen, mithin ein weiteres Konzeptalbum mit musikalischen Eindrücken von Geschöpfen, die die Nacht beherrschen. Um welche es sich hier handelt, lässt sich leicht aus den jeweiligen Titeln der Songs herausfinden. Der Reigen startet mit einer Zikade und endet mit der Meeresschildkröte.
Wem die Namen Andersen, Christensen und Strønen geläufig sind, der wird wissen, was man hier erwarten kann. Fein ziselierte Rhythmen, ein fein austarierter und melodischer Bass-Sound, viel zarte Unruhe von schönster Gestalt, eine klanghafte Bildgebung mit ganz viel Raum für das Kopfkino. Und dann hat man ja nun auch noch die Aufgabe erhalten, sich den jeweiligen Kreaturen zu nähern und zu ergründen, ob die Komponistin Eckemoff das auch hat umsetzen können. Denn – wie klingen eine Fledermaus und ein Fuchs? Bleiben wir beim Fuchs – er swingt, mit geschmeidigen Pfoten hüpft der durch das Unterholz, immer auf der Hut und auf der flotten Suche nach Beute.
Der “Grizzly Bear“ schreitet dagegen behäbiger, dazu die tiefen Piano-Noten, der grummelnde Bass und das tapsige Schlagzeugarrangement. Auch die Klapperschlange (CD 1, #6) kann man sich schlängelnder Weise sicher gut vorstellen, der Rhythmus des Songs wurde hintenan gestellt zugunsten einer dahinfließender Darstellung der Bewegung der Schlange, dazu klappert entsprechend die Perkussion.
Einen Unterschied zwischen den beiden CDs gibt es nicht, auf CD zwei setzt sich der Reigen der Tiere einfach nur fort. Wenn man er vermag, sich einen stacheligen Igel vorzustellen, dann liegt man bei “Hedgehog“ sicher richtig, sich durch das Unterholz schleichend und gemäß der Märchenliteratur mit einer gewissen Schläue ausgestattet. Auch das Glühwürmchen (CD 2, #5) flimmert hell und schwebt flink und leicht durch die Nachtluft, und zum Schluss dürfen wir uns in tropische und subtropische Meeresgebiete begeben, um die Meeresschildkröte zu beobachten. Auch hier ist es gelungen, durch behäbige Rhythmusgestaltung das Thema umzusetzen.
So bleibt es einem belassen, sich entweder wirklich auf die einzelnen Geschöpfe zu konzentrieren und die musikalische Umsetzung mitzuerleben, sofern es denn gelungen ist, oder man genießt ganz einfach die lyrische Stimmung dieses vierköpfigen Trios, denn dieses perfekte Zusammenspiel zwischen dem klassisch geschulten Piano, dem geschmeidigen gestaltendenden Bass und den rhythmischen Tupfern der beiden Schlagwerker ist fürwahr ein unterhaltender und entspannender Hörgenuss, mit ganz filigranen und edlen Elementen! Eigentlich ist diese Musik auch ein typischer “ECM-Sound“, und ich bin gespannt, ob und ggf. wann Manfred Eicher einmal eine Platte mit Yelena Eckemoff produzieren wird.
Wolfgang Giese
Trackliste |
Disc 1:
1 Cicada (8:15)
2 Bat (4:56)
3 Walkingstick (3:59)
4 Fox (6:10)
5 Grizzly Bear (6:20)
6 Rattlesnake (3:04)
7 Wolf (8:24)
Disc 2:
1 Hedgehog (7:21)
2 Toad (4:02)
3 Lynx (6:38)
4 Scorpion (6:07)
5 Firefly (4:00)
6 Owl (3:02)
7 Sea Turtle (7:33)
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Besetzung |
Yelena Eckemoff (piano, compositions)
Arild Andersen (double bass)
Jon Christensen (drums, percussion)
Thomas Strønen (drums, percussion)
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