Nazareth
Tattoed On My Brain
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Seit satten 50 Jahren rocken Nazareth die Bühnen dieser Welt. Angesichts dieser Zahl kann man nur sämtliche Hüte davor ziehen, wie lebhaft ihre 24. Studiokreation ausgefallen ist.
Vor allem unternimmt Sänger Carl Sentance bei seiner Studio-Premiere mit den Schotten nicht den Versuch, den aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegenen Dan McCafferty imitieren zu wollen. Dessen einmaliges Timbre kann man nun mal nicht „nachmachen“ (auch wenn Axl Rose es immer wieder probiert...); seine bodenständige Art, seine sympathische Raubeinigkeit und Herzlichkeit sind sogar noch weniger reproduzierbar.
Der gebürtige Waliser hat seit seinem Einstieg 2015 genug Konzerte mit der Band gespielt, um zu wissen, dass er sich nicht schlimmer blamieren könnte. So tut er stattdessen das einzig Richtige: Er singt so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wenn überhaupt, klingt er eher wie Marc Storace von Krokus. Auf „Pole To Pole“ ist die Ähnlichkeit so frappierend, dass praktisch kein Unterschied auszumachen ist! Kein Wunder, dass der Gute mal bei den Eidgenossen gesungen hat und sogar eine Platte mit ihnen aufnahm (Round 13, 1999).
Bei den 13 Songs reicht die Bandbreite von Boogie mit Blues-Grundierung über „echten“ Blues wie „Push“ bis hin zu Rock und Hardrock. Mit „Rubik´s Romance“ findet sich zudem ein ruhiges Lied, das die Klischee-Klippen herkömmlicher Balladen mit leichter Hand umschifft.
Auch wenn manche Fans den unfreiwilligen Sängerwechsel nicht akzeptieren können oder wollen: Nazareth spielen weiterhin das, was sie am besten können, was ihnen im Blut liegt und versuchen nicht, plötzlich etwas völlig anderes zu machen. Obwohl, die Gesangslinie des Titelsongs „Tattoed On My Brain“ könnte ich mir glatt in einem Rap-Song vorstellen! Coole Idee, die unerwartet kommt und klasse umgesetzt wurde!
Im Studio muss es wahnsinnig entspannt zugegangen sein – einfach ein paar Freunde, die zusammen Musik machen! Das prägt jede Sekunde der 51 Minuten dieser CD! Lässiger als Nazareth 2018 rocken höchstens ZZ Top! Selbst ein zupackender Rocker wie „State Of Emergency“ besitzt einen locker durchfedernden Kern, und eine Nummer mit dem banal klingenden Titel „Don´t Throw Your Love Away“ entpuppt sich dank der unverkrampften Herangehensweise schnell als kleines Juwel. Bei „You Call Me“ zeigen die Jungs zum Abschluss noch einmal ihre ganze Klasse: Obgleich die ruhige Slow Blues-Nummer in den ganzen sechs Minuten nicht das Tempo variiert, hört man aufmerksam zu. Das ist die hohe Kunst des Songwritings! Die entfaltet sich auch in einem weiteren Ohrenschmaus, dem hinreißenden Mittelteil von „The Secret Is Out“!
Nur der Partysong „Crazy Molly“ will mir nicht recht gefallen. Das ist eines dieser Stücke, die erst auf der Bühne ihr wahres Gesicht zeigen! Gerade deshalb hoffe ich, die Band probiert diese vermeintlich schwächere Nummer live zumindest mal aus! Würde mich nicht wundern, wenn sie danach im Programm bliebe! Ansonsten ist Tattoed On My Brain eine zeitlose – und vor allem zeitlos gute! - Rockscheibe, mit der Nazareth zu Recht hochzufrieden sind!
Michael Schübeler
Trackliste |
1 | Never Dance With The Devil | 3:00 |
2 |
Tattoed On My Brain | 2:49 |
3 |
State Of Emergency | 3:41 |
4 |
Rubik´s Romance | 4:05 |
5 |
Pole To Pole | 4:19 |
6 |
Push | 3:48 |
7 |
The Secret Is Out | 5:30 |
8 |
Don´t Throw Your Love Away | 3:37 |
9 |
Crazy Molly | 3:02 |
10 |
Silent Symphony | 3:48 |
11 |
What Goes Around | 4:00 |
12 |
Change | 3:55 |
13 |
You Call Me | 6:08 |
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Besetzung |
Carl Sentance (Vocals)
Jimmy Murrison (Guitars)
Pete Agnew (Bass Guitar)
Lee Agnew (Drums)
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