Ingrid Jensen / Steve Treseler
Invisible Sounds, For Kenny Wheeler
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Eigentlich geht es hier um Kenny Wheeler (1930- 2014), so wie man es aus dem Untertitel dieser CD, Invisible Sounds, entnehmen kann. Wheeler hat im Laufe seines Lebens so manchen Einfluss hinterlassen, und für Ingrid Jensen aus Kanada und den in Seattle lebenden Steve Treseler war es wohl ein Bedürfnis, diesem Mann, der wahrscheinlich für die Trompeterin auch Vorbild war, ein würdiges Denkmal zu setzen mit dieser Einspielung. Denn die Platte enthält neben den kurzen #6 und 9 (Jensen) alles Kompositionen von Wheeler.
Beide Musikerin, die Trompeterin Jensen und der Saxofonist Treseler verfügen über einen großen Background in der eigenen Entwicklung, durch eigene Bands und Mitwirken bei anderen Größen des Jazz. Treseler führt aus, dass man aus dem umfangreichen Katalog von Kenny Wheeler letztlich um die dreißig Songs ausgewählt hatte. Nun, die vollzogene Auswahl halte ich letztlich für gelungen und alle Musiker verstehen es, dem kanadischen Trompeter ein würdiges Album zu widmen, das ihm und seinem Lebenswerk gerecht wird, wenngleich sicher auch frühe Ausprägungen von mehr freierer Art ausgespart wurden, vielmehr kann man jedoch feststellen, dass der langen Zeit, die Wheeler für das Label ECM arbeitete, stilistisch gut abgebildet ist, auch die Veröffentlichungen für CAM Jazz.
Die Kompositionen Wheeler’s erfahren mit dieser hervorragenden Band neuen Schliff und einen persönlichen Ausdruck von Jensen/Treseler. Interessant ist auch der Vergleich der beiden Versionen von “Foxy Trot“, einmal (#1) als Studioaufnahme vom 2.März 2015 und einmal als Live-Einspielung vom gleichen Tag (#10). Auf der Studioeinspielung gibt es ein Gastspiel von Ingrid’s Schwester, Christine Jensen, am Sopransaxofon. Dadurch gewinnt der Song noch mehr Dichte und gerade das Zusammenspiel der beiden Saxofone bringt eine besondere Farbe hinein. Dafür besticht die Liveeinspielung durch mehr Freiraum und mehr Lebendigkeit im Ausdruck, es wirkt lockerer und elastischer.
Ein ganz lyrisches Stück ist mit “Kind Folk“ gelungen, das dezent im Hintergrund akzentuierende Schlagzeug mit der Betonung auf den Becken bringt ganz viel Leichtigkeit in das schöne Arrangement zwischen Trompete und Saxofon, Keyboard und Bass füllen dazu die Räume perfekt aus, eine wirklich wunderschöne Interpretation des Stückes, das ich von der Trioeinspielung “Angel Song“ auf ECM bereits schätzen gelernt habe. Die Stimmung ist hier trefflich gelungen in ihrer Darstellung.
Ebenso ein Song, der ursprünglich sogar als Duo-Einspielung gestaltet wurde, “Where Do We Go From Here“, von Wheeler einst mit dem Pianisten John Taylor eingespielt, und hier mit größerer Besetzung stilgerecht und individuell umgesetzt. Ein wenig freier wird es dann doch mit “546“, und hier als auch bei Track 4 gesellt sich mit Katie Jacobson noch ein wortloser Stimmbeitrag dazu und gibt noch eine weitere Klangfarbe zum Besten. Dabei ist “Gentle Piece – Old Ballad“ auch einer der Höhepunkte einer an Höhepunkten reichen Einspielung, es wirkt gar wie eine kleine Suite mit fast elf Minuten Spieldauer. Funky wird es mit der zweiten Liveaufnahme, “Old Time“, und so wird eine breite Palette verschiedener Stimmungen gefühlvoll vorgeführt, ja, man spürt, dass diese Platte eine Herzensangelegenheit der beiden Protagonisten war.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1. Foxy Trot (7:40)
2. Kind Folk (7:20)
3. 546 (3:51)
4. Gentle Piece - Old Ballad (10:45)
5. Old Time [Live] (8:07)
6. Duet (1:15)
7. Everybody's Song But My Own (7:37)
8. Where Do We Go From Here? (8:13)
9. Ingalude (1:56)
10. Foxy Trot [Live] (9:16)
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Besetzung |
Ingrid Jensen (trumpet and effects)
Steve Treseler (tenor sax, clarinet/bass clarinet - #4)
Geoffrey Keezer (piano)
Martin Wind (double bass)
Jon Wikan (drums)
Katie Jacobson (voice - #3, 4)
Christine Jensen (soprano sax - #1)
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