Bereits zum dritten Mal arbeitete deutschlands Speerspitze der Contemporary Music, Zeitkratzer, mit dem japanischen Sänger Keji Haino zusammen. Und erneut handelt es sich bei der Zusammenarbeit, die bereits am 12. Und 14. April 2011 in Zagreb live aufgenommen wurde, um die Bearbeitung von Material von Karl Heinz Stockhausen.
Die fleißigen Zeitkratzer haben dabei diesmal vier eher kurze Stücke von bis zu 9:18 und ein etwas über 17 Minuten langes Stück kreiert. Im Gegenzug zu den letzten Alben geht es diesmal verhälnismäßig ruhig zu. So entwickeln sich in den ersten drei Stücken aus dissonant wirkenden Klängen langsam Melodien und vor allem Atmosphären. Natürlich quietschen auch auf diesen Stücken die Streicher und Bläser und die Gitarre knarrt, aber alles geschieht langsamer und atmosphärischer und fast ohne die sonst übliche Kakophonie.
Keiji Hainos Gesangsbeitrag ist zumeist mehr ein dunkles Brummen und Knurren welches sich wie ein Instrument einfügt. Besonders gelungen ist das dunkle “Setz die Segel zur Sonne“. Langsam schwellen Streicher und Bläser zu einem dunklen Drone an und die Stimme passt sich hervorragend ein. Die Gitarren erzeugen einen unheimlichen Klang durch verloren wirkende Sounds. Immer wieder schwellen die Bläser an und bauen so eine stetig ansteigende Spannung auf. Mit der stetig im Hintergrund brodelnden Perkussion wird so ein morbide, dunkle aber ebenso starke Atmosphäre aufgebaut. Das Szenario steigert sich immer mehr bis es zum Ende in einem infernalischen Sturm aus Instrumenten und Gesang. Eines der besten Stücke von Zeitkratzer überhaupt. Einzig das zickige, kakophonische und zum Glück nur drei Minuten kurze “Intensität“ stört tatsächlich die Intensität des Albums.
Insgesamt eine sehr gute Arbeit des fleißigen Ensembles um Reinhold Fridl und tatsächlich auch ein Contemporary-Werk für Einsteiger.
Frank Gratkowski: clarinets
Hild Sofie Tafjord: french horn
Hilary Jeffery: trombone
Reinhold Friedl: piano
Marc Weiser: guitar
Christian Lillinger: percussion
Burkhard Schlothauer: violin
Anton Lukoszevieze: violoncello
Ulrich Phillipp: double bass
Keiji Haino: Voice
Martin Wurmnest: sound