Musik an sich


Reviews
Nick Cave & The Bad Seeds

Push the sky away


Info
Musikrichtung: Alternative Rock, Singer/Songwriter

VÖ: 15.02.2013

(Bad Seed Ltd. / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 42:43

Internet:

http://www.nickcave.com
https://www.facebook.com/nickcaveandthebadseeds


Der Grinderman ist tot - lang leben die Bad Seeds! Nachdem er sein hormongeladenes Nebenprojekt (vorerst?) zu Grabe getragen hat, sehnte sich Nick Cave mit seinen Gefährten wohl wieder nach dem Schoß der Bad Seeds. Und statt glühendem Rot regiert jetzt wieder dunkles Lila: will heißen süß-gotische Melancholie ist Trumpf. Der Balladensänger ist also zurück. Und es ist, als wäre er nie weg gewesen.

Gleich das eröffnende „We no who u are“ (pseudocoole Abkürzungen, wer hätte das gedacht?!) ist eine düstere Schönheit wie sie im Buche steht - melodieverliebt und sparsam instrumentiert. Letzteres ist dann auch ein Fingerzeug für das restliche Album. Selten hielten sich die Bad Seeds so sehr zurück, bzw. ergingen sich in gesundem Minimalismus. Dabei scheint es fast, als habe nach dem Abgang des langen Weggefährten Mick Harvey Warren Ellis unauffällig das Zepter in die Hand genommen. Mit seinen Loops und Sounds führt er die Songs seines Meisters in ganz neue Tiefen, wie zum Beispiel bei „Water's edge“ oder „Jubilee street“ zu hören.

Der Ton auf Push the sky away ist also ein ruhiger, ruft Erinnerungen an The boatman's call oder Nocturama hervor. Den einsamen Chansonnier am Klavier bekommt man trotzdem nicht wirklich zu hören. Viel mehr lässt sich Cave von den erwähnten Klangwellen seiner Hintermannschaft treiben und gibt sich umso mehr auf seine verschrobene Art leidenschaftlich, manchmal gar wie ein düster Schamane im feinen Zwirn. Beim manischen „Higgs boson blues“ treibt der Meister das Ganze auf die Spitze. Wie gut, dass einen der abschließende Titeltrack mit seiner leicht ätherischen Stimmung wieder etwas aus der Düsternis zieht.

Damit beginnt Push the sky away fast wie es begonnen hat: ruhig und ausgeglichen. Doch man sollte ein Buch nicht aufgrund seines Einbandes beurteilen. Denn dazwischen brodelt es gewaltig. Was am Ende herauskam, ist ein ganz und gar typisches Nick Cave & The Bad Seeds-Album - im Guten wie im Schlechten. Kein Alterswerk, sondern eine aktuelle Standortbestimmung. Vielleicht nicht gerade ihr bestes Werk, aber immer noch ein ziemlich einnehmendes.



Mario Karl



Trackliste
1We No Who U R4:05
2 Wide Lovely Eyes3:40
3 Water’s Edge3:49
4 Jubilee Street6:35
5 Mermaids3:49
6 We Real Cool4:18
7 Finishing Jubilee Street4:28
8 Higgs Boson Blues7:50
9 Push The Sky Away4:09
Besetzung

Nick Cave (Gesang, Klavier, Gitarre)
Thomas Wydler (Schlagzeug, Perkussion)
Warren Ellis (Geige, Diverses)
Convay Savage (Klavier, Orgel)
Martyn Casey (Bass)
Jim Sclavunos (Schlagzeug, Perkussion, Orgel)


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