Blindstone dänischer Blues Rock und das heimischen Klima!
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Greetings From The Karma Nation von Blindstone wurde bereits 2012 veröffentlicht. Aber leider ist das Album anscheinend ein wenig untergegangen. Damit dieses tolle Blues Rock Album dennoch die Aufmerksamkeit bekommt, welche ihm zusteht haben die Dänen eine zweite Promokampagne gestartet. Rainer Janaschke hat sich mit Sänger Martin J. Andersen über das Album, die Musikindustrie, Aufnahmetechniken und die dänische Bluesrock Szene unterhalten
Hallo Martin, danke dass du dir Zeit für das Interview nimmst
Es ist mir eine Freude!
Bevor ich euer Album Greetings Form The Karma Factory erhalten habe, habe ich von Blindstone noch nichts gehört. Das mag einigen unserer Leser vielleicht ebenso ergangen sein. Es wäre großartig, wenn Du die Band kurz vorstellen könntest!
Dies ist eine lange Geschichte, wirklich! Aber die Kurzversion ist, dass Jesper und ich seit 1991 in verschiedenen Bands zusammenspielen, einschließlich einer Band, welche Coverversionen von Hendrix, Trower, Stevie Ray Vaughn usw. gespielt hat. Wie es dann halt so ist, haben wir uns auf der Jagd nach Erfolg ein wenig verlaufen und haben vergessen, die Musik zu spielen, welche wir wirklich spielen wollten.
Die letzte Band in welcher wir zusammengespielt haben war eine Melodic Pop/Rock Band namens Daybreak. In unserer Gegend waren wir sehr erfolgreich, aber einen guten Plattenvertrag konnten wir an Land ziehen. Als die Band sich getrennt hat, haben Jesper und ich beschlossen, dass es nun an der Zeit war richtigen Blues Rock zu spielen, dafür haben wir eigentlich auch angefangen Musik zu machen. Wir haben unser eigenes Material geschrieben. Damit haben wir 2002 angefangen und tatsächlich hatten wir 2003 unseren Plattenvertrag unterschrieben. Ein paar Monate später konnten wir tatsächlich unser erstes Album Manifesto veröffentlichen. Danach hat Benjamin uns verlassen, also haben wir Anders in die Band geholt, mit ihm haben wir schon seit Mitte der 90er Jahre zusammengespielt. Mit dem jetzigen Line-Up feiern wir jetzt unser zehnjähriges Jubiläum. 2008 ist unser zweites Album Freedom’s Calling erschienen, gleichzeitig konnten wir auch eine Neuauflage des Debütalbums veröffentlichen. Rise Above erschien 2010 und nun 2012 konnten wir Greetings From The Karma Nation veröffentlichen, zusammen mit der EP Rare Tracks, welche Coverversionen und Songs enthält, die bei Aufnahmen übriggeblieben sind.
Auf amazon.de habe ich gesehen, dass Greetings From The Karma Factory bereits im Mai 2012 erschienen ist. Die Reviewanfrage habe ich erst im Dezember erhalten. Warum gab es eine solche Verspätung bei der Promotion des Albums?
Der Grund dafür ist, wir haben nun eine etwas größere Promoaktion gestartet in Deutschland, weil wir uns auch auf Tournee in Deutschland präsentieren wollen. Wir dachten ebenfalls, dass wir ein wenig mehr Aufmerksamkeit in Deutschland erregen wollen, zumindest mehr als die bei der ursprünglichen Promoaktion für das Album geschehen ist.
Das Album hat ein paar sehr gute Rezensionen erhalten, hat sich das schon bei den Verkäufen bemerkbar gemacht? Wie wichtig ist das Internet für euch als Band um Blindstone zu bekannt zu machen, oder ist das Internet eher ein Fluch als ein Segen, insbesondere wegen der Downloadproblematik?
Die Rezensionen sind wirklich exzellent, da sind wir wirklich dankbar für!
Basierend auf den Informationen der Plattenfirma, würde ich sagen der Verkauf ist OK. Realistischer Weise, muss ich aber auch sagen, dass der Typ von Musik welchen wir spielen eine Art von Nischengenre ist. Von den Einnahmen der Verkäufe können wir nicht wirklich leben. Das ist auch nicht die Schuld des Labels, sie machen alles was sie können, aber die Blues / Rock Szene ist keineswegs Mainstream, mit der Ausnahme von ein paar etablierten Künstlern.
Das Internet ist tatsächlich Segen und Fluch gleichzeitig. Ohne das Internet würde wir wohl nicht drüber nachdenken Blindstone Alben zu veröffentlichen. Das Internet macht es glücklicherweise einfacher international einzukaufen, was uns Möglichkeiten einräumt. Müssten wir uns nur auf die traditionellen Plattenläden verlassen, dann würde nichts passieren.
Die Bandpromotion ist natürlich auch wesentlich einfacher online zu bewerkstelligen. Mit Seiten wie Facebook, MySpace, Youtube und anderen ist es sehr einfach sich mit Fans auf der ganzen Welt zu vernetzen. Natürlich entstehen hierdurch auch Bandkontakte. In diesem Sinne ist das Internet wichtig für das was wir tun!
Die illegalen Downloads…., das hat mich sehr aufgeregt, dass viele Menschen unsere Alben auf Filesharing Plattformen hochladen usw, und andere diese wiederum runterladen ohne dafür zu bezahlen. Ich bin darüber immer noch nicht glücklich, aber ich habe realisiert, dass ich nichts dagegen machen kann. Absolut nichts! Ich habe viel Energie darauf verschwendet ärgerlich darüber zu sein, aber was soll es?
Ich kann nur darauf hoffen, dass die Leute unser nächstes Album kaufen, falls sie das letzte runtergeladen haben und es mochten. Und wenn nicht, nun dann kennen sie uns wenigstens.
Momentan ärgert es mich viel mehr, dass von unseren Alben Bootlegpressungen existieren. Keine einfachen CD-Rs, sondern richtig professionellen Pressungen mit bedruckten CDs und Strichcodes. Dies finde ich sehr respektlos, aber auch hier können wir kaum etwas dagegen unternehmen! Ich versuche mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Ich denke, es ist ein verstecktes Kompliment, dass jemand den Aufwand betreibt unsere Alben zu fälschen!
Der Klang von Greetings From The Karma Factory gefällt mir sehr. Ich denke es klingt wie ein Blues Rock Album klingen sollte, sehr warm und mit geschmackvoll angezerrten Gitarren. Erzähl uns doch wie das Album produziert worden ist! Habt ihr ein Studio und einen Produzenten gebucht, oder habt ihr das Album selber aufgenommen?
Danke dir! Die Produktion habe ich besorgt, nachher hat sich Joe Romagnola von Grooveyard Records dem Material angenommen um mitzuentscheiden, welche Songs auf dem Album landen sollen. Manchmal habe ich ihn auch nach seiner Meinung gefragt, ob zum Beispiel ein bestimmtes Solo, ein Gitarrenton oder eine Gesangsaufnahme zu einem bestimmten Song passt. Wir haben auch die Texte zum Song “Rock Your Mojo“ zusammen ausgearbeitet!
Das Album haben wir auf meinem Computer / DAW (Aufnahmesoftware) aufgenommen. Darauf läuft Pro Tools LE und ein altes Soundcraft Mischpult haben wir auch verwendet. Das Schlagzeug haben wir in unserem Proberaum aufgenommen, der Rest wurde in meinem Homestudio mitgeschnitten. Um dem Schlagzeugsound ein wenig Livefeeling zu verpassen, haben wir bei den Schlagzeugaufnamen Gitarre und Bass gespielt, diese Spuren wurden aber nachher gegen die Studioaufnahmen ausgetauscht. Bis auf die Drumspuren dürfte von diesen Sessions nichts übriggeblieben sein. Später habe ich dann noch die Gitarrensolos und den Gesang hinzugefügt. Alle Bassspuren wurden direkt, oder per Amp Modelling eingespielt. Auf dem Album gibt es keine „richtigen“ Verstärker, was wahrscheinlich für einige Leute eine Überraschung sein würde, wenn ich es ihnen erzählen würde. Ich habe nichts dagegen richtige Verstärker zu verwenden, aber die Modelling Technologie ist in einem kleinen Homestudio einfacher zu verwenden und in meinen Ohren klingt dies großartig!
Das klingt vielleicht alles ein wenig technisch, aber auf unseren früheren Alben haben wir einen Click Track verwendet um die Drums aufzunehmen. Anders hat dann den Click Track oder die programmierten Schlagzeugspuren meiner Demotapes auf dem Kopfhörer gehabt, aber er fand diese Art der Aufnahme limitierend. Wir haben uns dann entschieden einen etwas roheren Weg zu gehen, welcher das Schlagzeug natürlicher klingen lässt. Ein wenig so, als wenn wir jammen würden und uns nicht so viele Gedanken um das Tempo machen müssten. Ich glaube, dass sich unsere Songs dadurch ein wenig roher und energischer anhören.
Nachdem die Aufnahmen abgeschlossen waren, haben wir die Audiodateien zu einem Typen namens Don Moore nach Texas geschickt, welcher das Mixing und Mastering des Albums gemacht hat. Ich denke er hat einen tollen Job gemacht, und wenn wir hier über den Sound reden, dann muss ich sagen, dass dieses Album mein Favorit unter unseren Alben ist!
Leider lagen dem Promopaket die Texte des Albums nicht bei, verarbeitet ihr in euren Texten bestimmte Themen, welche ihr eurem Publikum näherbringen wollt?
Nein, nicht wirklich. Wir schreiben nicht über irgendetwas Bizarres und unmögliches. Eigentlich geht es um das Leben, Liebe und was das alles für uns bedeutet. Manchmal behandeln wir auch unsere persönliche Sicht über Dinge, welche gerade auf der Welt passieren. Wie zum Beispiel im Song “Trying“. Wir huldigen auch unseren Helden, dies haben wir im Track “Rock Your Mojo“ getan. Den Großteil der Texte wird von mir verfasst, Jesper hat den Texte zu “What Your Lovin‘ Can Do“ geschrieben, über diesen Song hat sich seine Verlobte besonders gefreut, was ich verstehen kann. Auf dem aktuellen Album haben Jesper und ich “Free“ gemeinsam geschrieben. Zu jedem Album steuert Jesper normalerweise zwei bis drei Songs bei.
“Rock Your Mojo“ habe ich zusammen mit Joe Romagnola geschrieben, und zu “Once More“ hat unser guter Freund John Sharling von Kuko De Kobra den Text beigesteuert!
Ihr habt bereits mit anderen namenhaften Musikern wie zum Beispiel George Clinton, Billy Preston und Bobby Womack zusammengearbeitet. Was habt ihr aus der Kooperation mit diesen Künstlern gelernt und hat die Zusammenarbeit Einfluss auf das Songwriting von Blindstone gehabt?
Zuerst muss ich erwähnen, dass es eine große Ehre und eine großartige Erfahrung gewesen ist mit diesen Gentlemen arbeiten zu dürfen. Einen Song, welchen wir mit George aufgenommen haben, “Whole Lotta Shakin‘“ hat es auf sein Album How Late Do You Have 2BB4UR Are Absent?. Wir haben noch ein paar andere Songs im Studio aufgenommen, welche aber noch nicht veröffentlich worden sind. George hat uns ebenfalls einen Gefallen getan und 2 Songs mit dem Schlagzeuger DCAT Cornelius, Jesper und mir aufgenommen, und zwar für ein Projekt, welches unter dem Namen DCAT & DA Bomb lief. Das Album wurde 2006 digital veröffentlicht.
Ich glaube George im Studio arbeiten zu sehen, war für mich persönlich der größte Einfluss. Er macht keine Kompromisse und mit seiner Art holt er das Beste aus sich und aus den Leuten mit denen er arbeitet heraus. Es war auch sehr inspirierend von ihm produziert zu werden. Zu dieser Zeit habe ich in einer Band gespielt, welche nicht viel Raum für Gitarrensolos hatte, dies war sehr frustrierend für mich. Da kommt George Clinton und sagt mir, ich soll die nächsten 17 Minuten Solos spielen!!! Dieses Erlebnis hat mich wieder daran erinnert, was ich wirklich am Musizieren und an der Gitarre liebe. Und es hat mir bei der Entscheidung geholfen Blindstone zu gründen und mich auf die Art Musik zu fokussieren hinter der ich stehe. Ich kann nicht für Jesper sprechen, aber ich weiß, dass ihm diese Erfahrung ebenfalls die Augen geöffnet hat!
Seine unglaubliche Gesangsperformance hat mich ebenso beeinflusst. Dadurch bin ich etwas mutiger geworden und habe ein wenig mehr mit dem Gesang experimentiert. Zum Beispiel mehrere Gesangsspuren übereinandergelegt!
Da ihr aus Dänemark kommt, kannst du uns bestimmt auch etwas über die dänische Rockszene erzählen. Neben Blindstone kenne ich eigentlich nur D.A.D., Volbeat und Pretty Maids! Da muss es doch noch mehr geben?
Um dir die Wahrheit zu sagen, ich bin nicht besonders beeindruckt von der dänischen Rockszene, insbesondere nicht in dem Spektrum in welchem wir uns aufhalten! Es gibt großartige Band wie D.A.D., Volbeat und Pretty Maids, aber diese sind ziemlich gross und etabliert und sie zählen eher zum Hard Rock und Heavy Metal Genre. Es gibt noch weiter Band, welche auch international wahrgenommen werden, aber diesen sind entweder im extremen Metalbereich oder in moderneren Rockstilistiken beheimatet, dies ist halt eine komplett andere Welt. In anderen Genres gibt es noch weitere großartige Band, wie zum Bespiel die schon erwähnten Kuko De Kobra, welche viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten als sie bekommen, was nicht wirklich fair ist. Aber dies ist wohl ein generelles Problem des Musikbusiness und dies gilt nicht nur für Dänemark. Neben Blindstone gibt es nicht viele Classic Rock oder Blues Trios in der Szene. Das Hard Rock / Blues Genre ist verdammt klein hier und zieht nicht viel Aufmerksamkeit auf sich, dadurch bekommen wir auch unsere Konzerte nicht verkauft. Deshalb orientieren wir uns auch in Richtung Deutschland!
All die guten internationalen Bands und Künstler spielen in Deutschland, aber nur ganz selten in Dänemark. Zumindest in den letzten Jahren nicht. Ich glaube in Deutschland ist das Klima für unsere Art von Musik einfach besser, daher versuchen wir unsere Räder in diese Richtung zu bewegen, während wir in Dänemark nichts erreichen können. Schweden ist für Musik wie wir sie spielen ebenfalls wesentlich offener, es scheint so als ob dort haufenweise Hard Rock und Blues Rock Alben veröffentlich werden.
Ich sollte klarstellen, dass ich kein Problem mit dem dänischen Publikum habe, wenn wir ein Konzert geben, fangen die Leute an zu tanzen und drehen durch. Man müsste es schaffen die Musikindustrie ebenfalls davon überzeugen, dass wir es Wert sind ein wenig mehr Unterstützung zu bekommen!
Wie sieht es denn mit einer Tour aus, eure Songs müssen auf eine Bühne!?
Live spielen ist das, was wir am besten können und das was wir am liebsten machen. Da wir gerade versuchen in Deutschland ein wenig mehr Beachtung zu erlangen und wir mit Eat Music ein paar hart arbeitende Leute an unserer Seite haben, werden wir hoffentlich zu euch kommen können um eine Tour oder ein paar Shows zu spielen.
Wir hoffen bald bei euch zu sein.
Danke für das Interview
Gern geschehen! Danke Dir!!!
Rainer Janaschke
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