Peter Gabriel
Scratch my Back
|
|
|
Scratch my Back besteht ausschließlich aus Cover-Versionen, die Gabriel ohne jedes klassische Rock-Instrument aufgenommen hat. Ihm stehen lediglich das London Scratch Orchester, bzw. bei „The Book of Love“ das Hungarian Orchestra zur Seite. Außerdem noch der Choir of Christ Church Cathedral in Oxford bei „My Body is a Cage” und die Stimme von Melanie Gabriel bei „The Book of Love“.
Ich bin sicher, die Welt der Rezensenten wird vor diesem Album auf die Knie fallen und anbetend Höchstnoten ziehen. Zum einen weil das Album eben von Peter Gabriel ist; und zum anderen, weil es nicht die geringste Nähe zu den eingängigen Superhits seiner Vergangenheit hat. Man wird diesen Mangel an Zugänglichkeit für „anspruchsvoll“ erklären und sich selber (nicht offen, aber zwischen den Zeilen) zur Elite derjenigen zählen, die Gabriel verstehen.
Sorry, dass ich da nicht mit kann. Ich würde Scratch my Back nicht pauschal als langweiliges Album bezeichnen, aber durchaus behaupten, dass es einfacher ist, sich bei diesem Album zu langweilen, als es zu genießen. (Es sei denn, man gehört zu der oben genannten selbst erwählten Elite, natürlich.)
Gabriels größte Leistung besteht darin, sämtliche Stücke zu 100 Prozent zu Gabriel zu machen. David Bowies „Heroes“ habe ich überhaupt nicht erkannt; Paul Simons „Boy in the Bubble“ vor allem an den Worten des Refrains.
Gabriel 2010, das ist nichts völlig Neues. Die Kargheit, das Spröde und die Zurückhaltung, die er sich hier auferlegt, hat er auf seinen Solo-Alben von Anfang an punktuell gepflegt.
Wem Songs wie „Indigo“ oder „On the Air“ immer schon besser gefallen haben, als „Solsbury Hill“ oder „Sledgehammer“, wird diese (Weiter)Entwicklung wahrscheinlich begrüßen – und in Gabriel im wachsenden Maße den „ernsthaften“ Künstler, statt den Pop Star sehen.
Für mich ist diese Entwicklung ein genauso klarer Verlust, wie das völlige heraus Waschen alles jeglichen Glams und Triumphes aus den „Heroes“ - obwohl man gerade hier vielleicht noch am meisten Sinn in der Veränderung sehen kann, indem der Verlogenheit des 3-Minuten-Ruhms, den Bowie hier im Warholschen Sinne beschreibt, die täuschende Maske vom Gesicht gerissen wird und die depressive Hohlheit des Medienruhms Gestalt gewinnt.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Heroes | 4:09 |
2 |
The Boy in the Bubble | 4:28 |
3 |
Mirrorball | 4:48 |
4 |
Flume | 3:02 |
5 |
Listening Wind | 4:22 |
6 |
The Power of the Heart | 5:52 |
7 |
My Body is a Cage | 6:15 |
8 |
The Book of Love | 3:52 |
9 |
I think it's going to rain today | 2:35 |
10 |
Après moi | 5:12 |
11 |
Philadelphia | 3:46 |
12 |
Street Spirit (fade out) | 5:06 |
|
|
|
|
|
|