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Big Country
Live at Rockpalast (DVD)
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Mitreißender Gitarrenrock, der bewusst auf Powerchords verzichtet, dafür umso mehr auf zweistimmig gespielte Themen setzt, bei dem die Gitarren wie Dudelsäcke singen dürfen. Dazu ein angenehm treibender Bass und ein Schlagzeugspiel das so verspielt und kraftvoll ist, wie der Name des Drummers unaussprechlich. Das sind Big Country! Mit ihrer folkig angehauchten Musik klang die Band um ihr 2001 verstorbenes Mastermind Stuart Adamson in den 80ern schon ganz anders als andere, und sie tun es auch noch heute. Mit Live at Rockpalast erscheint jetzt eine neue DVD des schottischen Quartetts. Aber wenn man es mal nüchtern betrachtet, ist diese Veröffentlichung etwas überflüssig. Schließlich gab es den enthaltenen Rockpalast-Auftritt zusammen mit einem weiteren Konzert aus dem Jahr 1991 bereits auf der fast gleichnamigen Doppel-DVD Big Country at Rockpalst. Aber 1. war der in Bonn gefilmte Auftritt nicht wirklich das Gelbe vom Ei und ist somit verzichtbar. Und 2. kostet diese neue Version laut Liste nicht einmal halb soviel wie die Erstveröffentlichung. Und das ist absolut ein Grund jetzt hier zuzuschlagen.
Live at Rockpalast zeigt Big Country kurz vor ihrem absoluten Höhepunkt. Am 15. März 1986 trat man als Aufwärmer für Jackson Browne und BAP bei der 17. und letzten Rocknacht in der voll besetzten Essener Grugahalle auf. Mit im Gepäck hatte man nach einer kreativen Pause erstmals auch ein paar Songs des vier Monate später erscheinenden, dritten Bandalbums „The Seer“. Unter anderem die Single „Look away“ - ihren einzigen Top 20-Hit in Deutschland. Vielleicht war das Quartett deshalb ein Stückchen mehr motiviert als sonst und spielte ein sehr tolles und erinnerungswürdiges Konzert, das auch noch heute begeistert.
Von der Bildqualität sollte man sich aufgrund des Alters und des Budgets wie üblich nicht zuviel erwarten. Sie ist halt so, wie bei der damaligen Fernsehausstrahlung und soweit in Ordnung. Dafür ist der Schnitt für heutige Augen entspannend ruhig und doch voll im Geschehen. Mit dem Sound kann man immer noch gut leben. Er kommt im angenehmen Stereo aus den Boxen. Aber das beste ist natürlich der Auftritt selbst. Die Spielfreude der Band ist sehr ansteckend und Songs wie „Wonderland“, „Fields of fire“, „Harvest home“, „Chance“ oder auch „Remembrance day“ tun ihr übriges dazu. Kein Wunder, dass das Publikum des Öfteren in minutenlanges Gejohle verfällt und bereitwillig mitsingt, wenn Stuart Adamson mit den Leuten auf Tuchfühlung geht. Da spürt man es genau, dass Big Country eine aufrichtige Arbeiterband war, auch wenn die wahrlich scheußlichen Anzüge etwas darüber hinwegtäuschen. So lief man damals eben rum, wenn man nicht gerade in einer Punk- oder Metalband spielte.
Am Ende bleibt zu sagen: Grandioses Konzert auf mager ausgestatteter DVD. Außer dem 85-minütigem Auftritt gibt es sonst nichts zu sehen. Auch keines der sonst verwendeten WDR-Interviews. Aber für diesen Preis sollte man trotzdem zuschlagen und eine der heute am meisten übersehenen Bands der 80er neu entdecken. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Wonderland |
2 |
Fields of fire |
3 |
Where the rose is sawn |
4 |
Rain dance |
5 |
Remembrance day |
6 |
Just a shadow |
7 |
Steeltown |
8 |
Look away |
9 |
Chance |
10 |
The teacher |
11 |
In a big country |
12 |
Inwards |
13 |
Harvest home |
14 |
The storm |
15 |
Lost patrol |
16 |
Tracks of my tears |
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Besetzung |
Stuart Adamson (Gesang, Gitarre)
Bruce Watson (Gitarre)
Tony Butler (Bass)
Mark Brzezicki (Schlagzeug)
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