MANOWAR - Tod den Ungläubigen!
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Zahlreich waren Sie gekommen, die wahrsten der wahren Metalfans und solche die es werden wollen. Vom doch recht hohen Ticketpreis von 68,- EUR für diesen Magic Circle Music-Klassenausflug ließen sich somit wohl nicht allzu viele abschrecken und die Rechnung von Joey DeMaio ging auf. Gelobt sei, wer solch treue Fans hat! Auch MAS fand sich an diesem winterlich, kalten Montag in München ein und stellte sich brav in die fast schon unüberschaubaren Schlangen vor dem Zenith. Mehrere tausend Leute dürften es am Ende gewesen sein. Und diese hatten bereits am Einlass mit dem ersten Ärgernis zu kämpfen. Zu wenig Personal (es durften nur jeweils drei Personen die Schleuse passieren) und zu strenge Kontrollen sorgten dafür, dass man mal eben geschlagene 1,5 Stunden in der bibbernden Kälte ausharren durfte. An dieser Misere wird doch nicht die Buttersäureattacke in Fürth Schuld gewesen sein?
Wie dem auch sei, mit dem Auftritt der ersten Band Metalforce (ex-Majesty) wurde es für uns also nichts. Schade, also kein „Faster, louder, Scooter … äh, Metalforce“ und kein „Into the stadiums“. So eröffnete die ewige Manowar-Vorband HOLYHELL den bunten Melodienreigen an diesem Abend. Und um das Schlussfazit gleich vorweg zu nehmen: Man hat schon wahrlich bessere Bands gesehen! Der Nightwish-für-Arme-Sound kam in der mittlerweile aufgeheizten Halle recht gut an. Aber das Gelbe vom Ei war die Performance sicher nicht. Mit Sängerin Maria Breon hat man zwar eine zweifellos hübsche und passable Frontfigur mit einer netten Stimme an Bord, aber irgendwie konnte sich die Band dem Eindruck nicht erwehren, dass sie einfach ein zusammen gewürfelter Haufen ist, in der jeder für sich spielt. Allen voran stellte sich Keyboarder Francisco Palomo als Oberposer vor dem Herrn dar, der seine Tastenburg auch mal mit dem Fuß bediente. Für was da überhaupt fünf Keyboards auf der Bühne standen, blieb eh fraglich. Es klangen doch alle Sounds gleich. Mit der Pat Benator-Coverversion „Heartbreaker“ (komischerweise das beste Stück des Sets) ging nach ca. 40 Minuten der ganze Spuk zu Ende. Nett, aber auch nicht mehr.
Und dann war wieder etwas Geduld gefragt. Nachdem ein MANOWAR-Roadie mal eben den Aufwärmer spielte, gab es auf dem heruntergelassen Vorhang jede Menge Werbung für bandeigene Produkte zu sehen. Wer sich also nicht sicher war, für was er in Zukunft seinen Geldbeutel zücken sollte, wusste danach Bescheid. Aber irgendwann war es dann soweit, der Vorhang fiel und die leibhaften Kings of Metal standen live und in Farbe vor einem! Der überraschende Opener „Call to arms“ und das folgende „Hands of doom“ zeigten bereits von Anfang an, wohin die Reise führen sollte. Man hielt sich nämlich an diesem Abend fast ausschließlich an die letzten beiden durchwachsenen Studioalben, sowie die neue EP Thunder in the sky - sehr zum Missfallen der Massen an alten Fans. Diese wurden recht früh mit „Kings of Metal“ abgefrühstückt und durften erst zur Zugabe wieder richtig erwachen.
Dazwischen gab es viel Halbgares wie „Die for Metal“ oder „Sleipnir“, das deutlich machte, dass Manowar ihren kreativen Zenit längst überschritten haben. Man muss sogar soweit gehen zu behaupten, dass die Band ohne ihr stimmliches und immer noch starkes Aushängeschild Eric Adams längst in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht wäre. Aber das hält Bandkopf Joey DeMaio (dessen Deutsch mittlerweile gar nicht so schlecht ist!) bei seiner langen Ansprache nach „Sons of Odin“ nicht davon ab, Manowar und seine Fans auch weiterhin als metallische Herrenrasse zu titulieren, bzw. die Bevölkerung in wahre Metalfans und Ungläubige einzustufen. Das kann man jetzt als Satire oder als Sektenmentalität einstufen. Wirklich unterhaltsam ist dieser Dünpfiff nur, wenn man das Spektakel zum ersten Mal genießt. Und dem Alter nach, durfte dies auch ein junger Fan aus München, mit dem man das altbekannte Gitarrenheld-darf-auf-die-Bühne-und-vor-versammelter-Mannschaft-ein-bisschen-zocken-bevor-die-Band-ihn-wieder-zur-Seite-schiebt-Spiel spielte. Dabei machte der Knabe sogar eine recht gute Figur. Vergessen wird er das Ganze sicherlich nicht so schnell, selbst wenn er danach nicht die (nicht ganz so freizügigen) Italienerinnen, welche die Roadies auf die Bühne schleppten, liebkoste, wie der Bandboss sich das wünschte.
Mit der Bierzelthymne „Warrios of the world“, bei der erstmals so richtig die Stimmung überkochte, ging dann (vorerst) ein relativ zwiespältiges Set zu Ende. Spielerisch konnte man der Band nicht viel vorwerfen. Gerade stimmlich war Eric Adams wieder gut drauf und auch die Soli von Karl Logan saßen perfekt. Aber ansonsten waren er und Aushilfsdrummer Donnie Hamzik wieder chronisch unterfordert. Ein letztes Mal gab man mit „House of death“ und dem einsamen Klassiker „Black wind, fire and steel“ Gas, was die Menge begeistert quittierte. Wirklich ausgelassen sieht aber leider anders aus. Wem die letzten Ergüsse von Manowar Spaß machen, der hatte auch an diesem Abend sein Vergnügen. Aber ob das und das recht spärliche Bühnenbild den Eintrittspreis wert waren, bleibt am Ende doch zu bezweifeln. Zugeben muss man auf jeden Fall, dass es am Ende dann besser war als erwartet. Manowar sind halt absolute Profis, was sie auch an diesem Abend wieder bewiesen - auch ganz ohne Wikinger-, Show- und Bombastbrimborium, einfach pures, unverfälschtes Schwermetall.
Setlist Manowar:
Call to arms
Hands of doom
Kings of Metal
God or man
Swords in the wind
Basssolo
Die with honour
Let the gods decide
Die for Metal
The sons of Odin
Ansprache Joey
The gods made Heavy Metal
Sleipnir
Loki god of fire
Thunder in the sky
Warriors of the world
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House of death
Black wind, fire and steel
Mario Karl
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