Xenakis, I. (Schick)
Werke für Schlagzeug (X-7)
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik Schlagzeug
VÖ: 08.10.2007
(Mode Records / Sunny Moon/ CD DDD / 2005 / Best. Nr. mode 171/73)
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IN DIE EINGEWEIDE GESPIELT
Die neun ganz unterschiedlich besetzten und konzipierten Werke für Schlagzeug von Iannis Xenakis gehören nicht nur mit zu den attraktivsten Stücken, die der Komponist geschrieben hat. Sie sind überdies Marksteine für dieses Genre im 20. Jahrhundert.
Kein (Multi)Perkussionist kommt an ihrer elementaren Kraft, den aufregenden Klangwirkungen der zum Teil eigens konstruierten Instrumente sowie den ganz neuartigen spieltechnischen und rhythmischen Herausforderungen vorbei. Xenakis konnte hier sein mathematisches Kalkül und sein archaisches Griechentum gleichermaßen ausleben.
Die pulsierenden, schäumenden, rotierenden und wuchernden Prozesse haben etwas ritualhaftes. Am offensichtlichsten ist der mythologische Charakter bei Kassandra, wo die außer Rand und Band geratene Seherin mit ihren Schreckensvisionen durch eine falsettierende Männerstimme dargestellt wird, die zum Schlagzeug hinzutritt und sich wie im Delirium durch die unverständlichen, da rein phonetischen Botschaften buchstabiert. Der zunächst komische Effekt dieses herausfordernden Stückes verliert sich nach einiger Zeit, man denkt schließlich mehr an das ethnomusikalische Dokument einer schamanistischen Beschwörung.
Auch sonst arbeitet Xenakis gerne mit gemischten Besetzungen. Das virtuos-ekstatische Dmaathen bringt eine Oboe mit ins Spiel. Ihr durchdringender Klang erinnert an das antike Doppelrohrblattinstrument Aulos, das zum Kult des Dionysos, dem Gott des Rausches und animalischer Sexualität gehört. Die Einsätze eines metallisch-zirpenden Pleyel-Cembalos (1932) in Komboi und Oophaa sind dagegen ausgesprochen schlagzeug-artig und überziehen die Musik mit einer blitzenden Patina. Nichts desto trotz wirkt die Musik alles andere als nur konzertant.
Zu den großen Kompositionen mit zum Teil komsmologischen Bezügen gehören die Ensemble-Stücke Persephassa und Pleïades, die nicht nur mit umwerfenden Meta-Klängen aufwarten, sondern auch mit faszinierenden Raum-Effekten spielen, die sich auf der Stereo-CD allerdings nur begrenzt mitteilen.
Der Einsatz von speziellen Sirenen und einer üppigen Batterie von Metall-, Fell- und Holzschlagzeugen sorgt bei Persephassa für gewaltige dynamische Steigerungsmöglichkeiten. Zwischen den einzelnen Blöcken und Wellenbewegungen gibt es aber immer wieder abgründige Generalpausen. Während Persephassa die Klangfarben mischt, erscheinen sie in Pleïades mehrheitlich in reinen Zusammenstellungen. Dabei ist vor allem der Einsatz der von Xenakis erfunden 'Sixxens', mikrochromatischen Metallschlagzeugen, von blendender Wirkung.
Die Sternenkonstellation der Pleïaden findet ein Echo in den "Puls-Wolken" der Schlagzeug-Gruppen; daneben gibt es über weite Strecken durchsichtigere, rhythmisch klarer gearbeitete Strukturen. Aber unbeschadet der wechselnden Konstellationen und Effekte ist auch dies eine Musik, die die Anklangsnerven zum Schwingen bringt und in die Eingeweide geht.
Das amerikanische Label Mode hat mit dieser Produktion seine Xenakis-Reihe durch ein Meisterstück bereichert. Die Musiker/innen von red fish blue fish sowie diverse Solist/innen legen mustergültige Einspielungen vor, die auch klangtechnisch erste Güte sind: plastisch, brillant, kernig. Die 3 CD-Edition mit ausführlichem Kommentar im Schuber entspricht dem hohen musikalischen Anspruch des Projekts.
Georg Henkel
Trackliste |
CD I
01 Persephassa
02 Psappha
03 Dmaathen
CD II
01-04 Pleiades
05 Komboï
CD III
01 Kassandra
02 Okho
03 Oophaa
04 Rebonds B
05 Rebonds A |
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Besetzung |
Schlagzeug-Ensemble red fish blue fish
Leitung & Schlagzeug: Steven Schick
Jacqueline Leclair: Oboe
Shannon Wettstein & John Mark Harris: Cembalo
Philip Larson: Stimme
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