STRIP MUSIC - Verzweiflung und eine gute Melodie
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Gesprächspartner: STRIP MUSIC - Henric de la Cour (v)
Zeit: Februar 2007
Stil: Synthie Rock
Internet: http://www.stripmusic.se
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STRIP MUSIC, nie gehört? Kein Wunder. Denn obwohl die schwarz gekleideten Schweden bereits ihr zweites Album namens Hollywood & Wolfman veröffentlichen, stellt es bei uns doch so etwas wie ein Debüt dar. Zumindest dahingehend, dass es die erste CD der Band ist welche auch in unseren Breitengraben erscheint. Und wenn man sich dieses Album so anhört kann man nur froh sein, dass sich ein Label gefunden hat, dass es auch hier veröffentlicht. 10-mal feinster Synthie Rock der seine Wurzeln eindeutig in den 80er Jahren des vergangenen Jahrtausends hat. Allerdings orientiert man sich dabei glücklicherweise nicht an klebrigen Sounds der Marke Duran Duran oder ABC, sondern man hat in seiner Jugendzeit eher Sound Marke The Cure, junge U2 oder Joy Division verinnerlicht. Man nahm die besten Elemente aus dieser Zeit, fügte sie neu zusammen und verpasste der Chose seine ganz eigene Persönlichkeit. Ergebnis ist leicht düstere aber doch nicht hoffnungslose Musik in der man sich auf Synthesizerwogen (produziert durch so genannte String Machines) treiben lassen kann. MAS bat Henric de la Cour, Sänger und Sprachrohr der Band, ein wenig Licht in das Dunkel von STRIP MUSIC zu bringen. Dieser ließ sich nicht lange bitten und beantwortete gerne unsere Fragen.
MAS: Hallo Henric! Die Band Strip Music wurde im Jahre 2002 von Dir und Keyboarder Christian Berg gegründet. Welche musikalische Stationen habt ihr vorher durchlaufen und warum habt ihr Strip Music gegründet?
Henric: Von 1993 bis 2002 war ich in einer Band namens Yvonne. Wir machten vier Alben zusammen und tourten auch des Öfteren durch Europa. In unserer Heimat Schweden waren wir sogar ziemlich bekannt. Christian stieß Ende 2001 für eine Tour zu uns, was auch unsere letzte sein sollte. Als sich Yvonne dazu entschieden eine Pause einzulegen, beschlossen Christian und ich, dass wir weiter zusammen Musik machen wollen und auch werden. Deshalb verwirklichten wir die alte Idee unsere eigene Band zu gründen.
MAS: Ihr klingt nicht gerade als würdet ihr romantische Tanzmusik machen. Also wie kommt ihr gerade auf den Namen Strip Music?
Henric: Als wird mit diesem Projekt begannen, gab es ein paar einfache Regeln. Zwei Mitglieder, zwei Instrumente, zwei Akkorde und zwei Minuten. Das Ziel war also „stripped music“ zu spielen. Daher auch der Bandname.
MAS: Dies bringt mich auch gleich zur nächsten Frage. Nachdem ihr damals als einfaches Duo begonnen habt klingt ihr heute genau nach dem Gegenteil. Nämlich ziemlich groß und voluminös. Woher kam dieser Gesinnungswechsel Richtung „Wall of Sound“?
Henric: Die Musik wuchs ständig und der Sound nachdem die Lieder verlangten war größer, als dass wir ihn zu zweit hätten produzieren können. Die Musik wurde ein Monster das gezähmt werden musste. Wir fragten einige Freunde und Freunde von Freunden ob sie uns nicht beitreten wollen. Und plötzlich fanden wir uns in einer Rockband mit sechs Leuten wieder. Wir machten die Streicherkeyboards („String Machines“) zu unserem Hauptinstrument und schauten nicht mehr zurück. Aber wir versuchen trotzdem noch unsere anfänglichen Regeln zu respektieren. Wir glauben an die Einfachheit. Wir wollen eine klare Melodie und einen schönen Refrain. Wir halten es kurz und bringen es auf den Punkt. Der Song steht im Mittelpunkt, keine Solos. In der Beziehung sind wir mehr Punks als Hippies.
MAS: Was macht euch speziell und was habt ihr was es bei anderen Bands nicht gibt?
Henric: Ich weis es nicht, vielleicht nichts. Wir haben eine klare Idee von unserer Musik und wir machen dahingehend auch keine Kompromisse. Wenn manche Leute damit ein Problem haben, dann hoffe ich, dass sie etwas anderes finden was ihnen zusagt. Aber wenn du nach explodierenden Streicherkeyboards, einnehmenden Gitarren, stampfenden Drums, Verzweiflung, Worte über Liebe und Tod, sowie Melodien die dich zum schmelzen bringen suchst, dann könntest du hier fündig werden. Und ich liebe das Ganze!
MAS: Du hast jetzt schon einiges darüber gesagt was ihr in eurer Musik für wichtig haltet. Aber was genau macht einen Strip Music-Song als Einzelnes aus?
Henric: Das Wichtigste ist auf jeden Fall den Kern eines Songs zu finden. Sein Skelett, seine Absicht. Wenn wir fühlen, dass ein Song auch ohne einen Refrain funktioniert, belassen wir ihn so und versuchen ihn nicht in eine Richtung zu drängen in die er nicht will. Und wenn wir einen Riff auf dem Synthesizer finden welcher den ganzen Song durch, von Anfang bis Ende einschließlich dem Refrain, funktioniert, finden wir das auch ziemlich cool.
MAS: Und was ist für Dich persönlich jetzt die Essenz eines guten Strip Music-Songs?
Henric: Verzweiflung und eine gute Melodie
MAS: Strip Music werden immer wieder mit 80er-Jahre-Helden wie Joy Division oder The Cure verglichen. Lasst ihr euch speziell von diesen beiden Bands beeinflussen?
Henric: Ich bin ein großer Fan dieser beiden. Ich denke, wenn du dich für melancholische Synthie- und Gitarrenmusik interessierst, sind dieses Bands eine Art vorgegebener Einfluss. Eine komisch Sache ist, dass The Cure’s „Plainsong“ vom Album Disintegration eines dieser Lieder ist auf die wir immer wieder zurückkommen. Mindestens fünf oder sechs unserer eigenen Songs sind nur von diesem einen Stück inspiriert. Robert (Smith, The Cure - Anm.d.Red.), ich entschuldige mich hiermit dafür und sage Dankeschön! (lacht)
MAS: Aufgrund dieses Vergleichs und eurem Look werdet ihr sicher auch in die Gothic-Schublade gesteckt werden. Dabei finde ich, dass eure Musik ein großes Crossover-Potenzial besitzt und Fans aus den verschiedensten Lagern wie Pop, Rock und eben auch Gothic gefallen wird. Was hältst Du davon?
Henric: Zuerst mal eines: Schubladendenken ist etwas für dumme Leute! Und zu unserem Stil: Nun, so laufen wir schon seit gut zehn Jahren herum. Und wir selbst sind auch Fans dieses Gothic-Looks. Wie kann jemand das nicht sein?
MAS: Strip Music’s Texte sind ziemlich melancholisch. Gibt es ein zentrales Thema welches sich durch das ganze Album zieht oder ein bestimmtes Gefühl, dass Du mit Deinen Worten ausdrücken willst?
Henric: Die Texte auf Hollywood & Wolfman drehen sich zum Großteil um Sterben, Betrunkensein, Freundschaften zu verlieren, Flugzeugabstürze, unsere schwachen Körper und um die lieblose Gesellschaft. Ich weis wie das jetzt für Dich klingen mag, aber das macht mir nichts aus. Es ist was es ist.
MAS: Hoolywood & Wolfman ist bereits euer zweites Album. Euer Debüt, schlicht und einfach Strip Music benannt, erschien nur in Skandinavien. Jetzt scheint es wohl der richtige Zeitpunkt für euch zu sein den Rest von Europa zu erobern.
Henric: Oh mein Gott, ja! Tausendmal ja!
MAS: Wie klingt euer erstes Album verglichen mit Hollywood & Wolfman und was wolltet ihr mit dem aktuellen besser machen?
Henric: Wenn Strip Music der Klang eines aufkommenden Windes in der Dämmerung ist, kalt, hart und begierig, dann ist Hollywood & Wolfman der Klang von dunkelster Mitternacht in der ein großes Gewitter aufzieht. Düster und bedrohlich. Wir wollten, dass unser zweites Album größer, dunkler und schöner wird. Aber ich muss zugeben, dass unser erstes Album ein verzweifelter Bastard von einem Album war.
MAS: Gibt es für Dich einen Lieblingssong auf diesem Album? Und wenn ja, warum gerade dieser?
Henric: Für mich ist „Sugar and lime“ der beste Song auf dem Album (mit der Meinung ist er nicht alleine! - Anm.d.Red.). Er trägt eine gewisse Traurigkeit und ein Gefühl von Verlassensein in sich. Und den Refrain liebe ich einfach.
MAS: Welcher Song würde sich am besten eignen um Strip Music neuen Fans vorzustellen?
Henric: Ich denke „Headlights“ ist die beste Einführung in unsere Musik. Vor allem weil das Lied einen einprägsamen Refrain besitzt und die meisten Elemente enthält um die es bei Strip Music geht.
MAS: Im Booklet zu der CD werdet ihr als fünfköpfige Band aufgeführt. Auf den Promofotos und im Video zu „Sugar and lime“ seid ihr allerdings nur zu viert zu sehen. Ist euch jemand während der Aufnahmen und dem Release des Albums verloren gegangen?
Diskografie | Strip Music (2004) Hollywood & Wolfman (2007) |
| Henric: Am Ende der Aufnahmen haben wir unseren Schlagzeuger verloren. Aber das Cover und das Drumherum waren schon fertig. Also wird er da genannt. Als wir dann das Video drehten tauchte er einfach nicht auf. Er ist jetzt damit beschäftigt seine Karriere als Autor voranzutreiben. Aber manchmal tritt er noch mit uns auf.
MAS: Was plant ihr als nächstes, vielleicht einige Konzerte oder Festivalauftritte?
Henric: Wir werden bald einige Shows hier bei uns, aber auch in Deutschland, spielen. Die aktuellen Daten sind immer auf unserer Webseite zu finden.
MAS: Knüpft ihr irgendwelche bestimmte Erwartungen an den Release des aktuellen Albums?
Henric: Komme was wolle, ich bin für alles bereit! (lacht)
Mario Karl
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