Langsam aber sicher geht es mir mit den Produkten aus dem Bereich melodischer Prog-Metal so wie mit den Melodic Rock/ AOR-Sachen. Dutzende austauschbarer Scheiben rauschen an einem vorbei und vermiesen den Spaß an der Sache.
Decoding the Soul ist keine schlechte Scheibe - weiß Gott nicht. Eine druckvolle Grundsubstanz sorgt gemeinsam mit den obligatorischen Gitarrensoli für eine dramatische Gesamtatmosphäre. Der Sänger vergreift sich nicht in den Tonlagen und verzichtet dankenswerter Weise auf das früher im Prog-Bereich zum Standard gehörende Kolleratur-Gekeif.
So weit so gut. Magnitude liefern solides Handwerk ab; nicht weniger, vielleicht sogar etwas mehr. Denn vom handwerklichen Können gehören M9 zweifellos ins obere Drittel des internationalen Prog-Circus. Aber solides Handwerk ist leider kein Ersatz für Eigenständigkeit und Ideenreichtum. Und daran mangelt es hier leider.
Erschwerend kommt hinzu, dass Decoding the Soul es nicht nur im Gesamtklang des Genres, sondern auch in sich selbst an Abwechslung fehlen lässt. Am Ende hat man sich die dreiviertel Stunde Abwasch nett akustisch tapeziert, aber kann sich kaum an einen hervorstechenden Moment erinnern.
Außer Prog-Alles-Sammlern (oder vielleicht einem Prog-noch-gar-nichts-Haber) kann man die Scheibe guten Gewissens kaum empfehlen. Anspieltipps sind im Prinzip alle Track; außerdem “Dead in their Tracks“, das einzige Stück, das ein wenig aufs Gaspedal tritt und dadurch das Tempo ein wenig variiert.