Bald sind wieder Konfirmationen – und die gequälten Onkel und Tanten überlegen ein passendes
Geschenk. Ganz an die Jugendkultur will man sich bei diesem Fest nicht ranschmeißen. Computerspiele
und die CDs von Wunschzettel des zu beschenkenden fallen also weg. Zu fromm sollte es allerdings auch
nicht sein. Außerdem hat Onkel Herbert von christlicher Literatur jenseits der Bibel und des Gesangbuchs
selber keine Ahnung – und von den beiden schlägt er das eine Buch nie, das andere nur im
Weihnachtsgottesdienst auf.
Für den geplagten Onkel bietet sich als kulturell unbedenkliche und zudem lehrreiche Alternative ein
Klassiklexikon an, das altersgemäß ist ohne in der Gefahr zu stehen, allzu schnell zu veralten - es sein denn der junge Konfirmand
entwickelt sich in Windeseile zum ausgemachten Klassikexperten.
„Braucht es wirklich noch ein Klassiklexikon mehr ?“ könnte die erste Frage beim Durchblättern des
350-seitigen Werkes von Eckhardt van den Hoogen lauten. Denn auch vor Erscheinen dieses Wälzers im
Eichborn-Verlag dürfte man in jeder x-beliebigen Buchhandlung genügend Nachschlagwerke gefunden haben,
die die wichtigsten klassischen Komponisten portraitieren.
Auch van den Hoogen bietet diese Portraits natürlich. Ca. 500 Komponisten von A-Z werden auf den ersten
260 Seiten vorgestellt. Anders als viele dieser Lexika hat van den Hoogen dabei allerdings nicht den
allseits informierten Bildungsbürger im Blick, der noch einmal ein spezifisches Detail nachschlagen will,
sondern den Novizen, der nach einem grundständigen Zugang sucht. Musiktheoretische Vorkenntnisse
werden daher nicht vorausgesetzt.
Um dennoch nicht in allgemeines Gerde zu verfallen, nutzt van den Hoogen das letzte Drittel seines Buches
für ein zweites Lexikon. Hier werden musikalische Grundbegriffe von „Larghetto“ bis „Ländler“, von
„Symphonie“ bis „Ritornell“ erklärt, die im „ersten Lexikon“ benutzt werden, um differenziert darstellen zu können,
wovon gerade die Rede ist.
Als Zugabe enthält das gebundene Lexikon zudem zwei CDs mit insgesamt 27 Stücken der
bedeutendsten klassischen Komponisten von Bach bis Debussy, mit denen sich auch der blutigste
Anfänger einen Endruck verschaffen kann, worüber er gerade etwas gelesen hat.
Allerdings ist die Zusammenstellung dieser CD eher unbefriedigend. Das Programm ist extrem konventionell. Während
das Lexikon klassische Musik in großer Breite thematisiert, und auch neuere Klassik berücksichtigt, sind auf den CDs nur die gängigsten
Komponisten vertreten. Grieg, Debussy und Mahler wirken da fast schon wie Exoten. Derartige Klassik-Zusammenstellung kann im Dutzend für
wenige Cent in jedem größeren Kaufhaus erstehen. Da wäre mehr möglich gewesen - zumal Bach, Mozart, Beethoven, Vivaldi und Händel sogar
jeweils mit zwei Aufnahmen vertreten sind.
Eckhardt van den Hoogen
ABC der klassischen Musik
Die großen Komponisten und ihre Werke
Eichborn Verlag 2002
360 S. + 2CDs
ISBN 3-8218-3961-9
Euro 22,90
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