Auf die Frage, was er denn die ganze lange Zeit ohne neues Album und Tournee gemacht habe, antwortete Niels Frevert mit schelmischem Grinsen: „Was man halt so macht, auf’m Sofa liegen, üble Pornos schauen, die Frau verprügeln und die Kinder vom Schulbesuch abhalten.“
Sechs Jahre dauerte es bis sein zweites Soloalbum „Seltsam öffne mich“ das Licht der Welt erblickte und noch ein wenig länger lag der letzte Besuch in Stuttgart zurück. Kein Wunder, dass das kleine gemütliche „Merlin“ fast aus allen Nähten platzte und an der Tür schon bald „Ausverkauft“ stand.
Frevert bedankte sich artig für die Einladung, im Rahmen des 3.Chansonfestes, auftreten zu dürfen. „Meine Tante hätte sich gefreut“, erklärte er mit nordisch trockenem Humor.
Obwohl der Hamburger ganz alleine auf der kleinen kahlen Bühne stand und sich selbst auf seiner Fender begleitete, hatte man eher einen Rockstar als einen Chansonnier vor Augen. So haute er auch gleich kräftig in die Saiten und startete mit dem Titeltrack seines aktuellen Albums, ließ dann aber bei „Tag ohne Namen“ und „Weil du anders bist“ wieder ruhigere Töne einfließen.
Anders - ja das ist dieser Niels Frevert wirklich und wenn er ein paar Jährchen älter wäre, käme einem eventuell „kauzig“ als Beschreibung in den Sinn. Es ist fast unmöglich ihn in irgendeine Schublade zu stecken. Er ist ein kluger und kreativer Kopf, jongliert mit Worten wie andere mit Bällen. Mit seinen Texten spielt er längst in der Champions League der Musiker. Da vergleicht er sein Leben mit dem einer „Tütensuppe“ im Ozean, verzaubert mit eingängigen Melodien und regt mit seinen schwer zu durchschauenden Texten zum Nachdenken an. Frevert hebt nicht den belehrenden Zeigefinger, sondern lässt Platz für Eigeninterpretationen.
Seine Fans lieben ihn dafür und an diesem Abend im „Merlin“ besonders, weil er sich als Fan von Stuttgart outete. „Gibt es eigentlich noch den „Bierteufel?“, fragte er. Als die Antwort ein Schweigen war, mutmaßte Frevert grinsend: “Da muss was vorgefallen sein, wenn man nicht mehr darüber reden darf.“
Deshalb wurde wieder gesungen und die Fans gerieten aus dem Häuschen, als der Hamburger unter anderem „Tränen in mein Herz“, aus seiner Zeit mit der „Nationalgalerie“, anstimmte. „Wann kommst du vorbei“, fragte er, legte sich dann in die„Tiefkühltruhe“, hielt die „Einwegfeuerzeugstichflamme“ hoch und besang die „Gemeinsame Sache“. Das Konzert endete mit einer kleinen Überraschung, Niels interpretierte den Backstreet Boys Hit „Shape of my heart“.
Die Herzen des Stuttgarter Publikums hatte er da schon lange für sich gewonnen und alle waren sich einig, sechs Jahre lang sollte uns der Herr Frevert nicht mehr warten lassen.
Ach ja und den „Bierteufel“ haben wir bis dahin auch gefunden, versprochen.
Jutta Hinderer
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