Um gleich mal beim Bandnamen zu bleiben - Es ist ein langer Weg zum Erfolg
und die junge Band aus dem Würzburger Raum hat sicherlich nicht den
einfachsten gewählt. Statt sich wie die meisten ihrer Kollegen auf trendy Sounds,
extreme Musik oder oberflächliche Popsongs zu beschränken, versuchen die Jungs und
Mädel von Long Run den Spagat zwischen erdiger Rockmusik mit ohrwurmartigen
Refrains, Melodie und tiefgängigen, fast schon depressiven Lyrics. Da dieses
schwere Unterfangen den Unterfranken gelingt, ohne dabei irgendwie aufgesetzt
zu wirken, hat die Truppe schonmal meine höchste Anerkennung sicher.
Der mir vorliegende Silberling beinhaltet vier Tracks und besticht durch
eine für Demo-Verhältnisse glasklare, transparente Produktion, die vor allem in
den ruhigen Momenten der Scheibe ihre Stärken ausspielt. Was Anfangs als
Vorteil scheint, entpuppt sich leider allerdings als Manko des Silberlings, dem
es sicherlich gut getan hätte wenn die Gitarren ein wenig mehr knallen und
nicht ganz so sauber klingen würden. Auch die Drumsamples die hier für einen
"realen" Trommler verwendet wurden, tragen selbstverständlich nicht zur
Besserung dieser Problematik bei. Aber selbst Profis wie "Running Wild" beschäftigen
ja für Studioaufnahmen solch einen elektronischen Kollegen und da will ich
den Domstädtern, die mit anderen finanziellen Waffen kämpfen müssen, keinen
Vorwurf machen.
Kommen wir nun aber zur Musik und da gibt es nur wenig zu meckern. Der
rockig treibende Opener "Eggslicer" bleibt schon nach einem Durchlauf im Ohr
hängen und für seine Qualität bzw. Kultpotential spricht auch, das er für eine
mittlerweile etablierte Rockparty als Namenspate dient. Der melancholischen
Gänsehautballade "Big Dark Hole" kann man sowieso nur das Prädikat
"spitzenklasse" geben und lässt die Möglichkeiten dieser Gruppe mehr als aufblitzen. Auch
die anderen zwei Songs lassen den Hörer einige Zeit nicht mehr los, doch ist
der Keyboardeinsatz, der normalerweise das prägende Merkmal im
Long-Run-Gesamtsound darstellt, bei "The Frog" im Riffing etwas fehl am Platz und der
Refrain von "Maybe" ist fast schon zu eingängig gehalten.
Long Run befindet sich, trotz aller Hürden, auf einem guten Weg und wer
Appetit auf die Songs bekommen hat, kann sich das Ganze auschnittsweise als
besonderen Service auf ihrer Homepage anhören oder sie am 08.03 im Backstage in
Volkach auf der "Eggslicer Hardrocknacht Pt.II" live begutachten. Ich glaube
ihr werdet es nicht bereuen.
Manuel Liebler
14 von 20 Punkte
Internet: www.long-run.de