Swedish Chamber Orchestra, Petter Sundkvist
Man wird dem schwedischen Komponisten Kraus (1756-1792) bei der Einordnung wenig gerecht, wenn man ihn allein auf die Parallelität der Lebensdaten abstellend als Zeitgenossen Mozarts kennzeichnet. Dies rückt ihn zu Unrecht in die Nähe der Wiener Klassik, stehen bei ihm doch nicht Formvollendetheit oder Eleganz im Vordergrund, sondern Emotionalität und Dramatik. Insoweit hat er die Ideen seines Vorbilds Gluck in die Symphonik eingebracht.
Die dementsprechend expressiven, kontrastreichen, stets vorwärts drängenden Werke haben in den vergangenen Jahren verstärkt die Aufmerksamkeit von Musikern und Publikum auf sich gezogen.
Naxos setzt seine verdienstvolle und teils preisgekrönte Reihe der Gesamteinspielung der Symphonien nun fort. Und wie schon die ersten Teile, so verdient auch dieser wiederum das Prädikat "ausgezeichnet".
Auf der CD finden sich im wesentlichen zwei umfangreiche Symphonien in F- und D-Dur, die Kraus um 1786 schuf und in denen sich sein dramatisches Talent und seine Instrumentierungskunst in höchster Blüte zeigen. Aufgenommen wurden ferner die Sinfonia per la Chiesa, der "Riksdagsmarsch" (interessanterweise die Bearbeitung eines Mozart-Stücks zum "Idomeneo") und ein Alternativsatz zur Symphonie Es-Dur.
Auszeichnungen erntete vor Jahren auch die Interpretation einiger Kraus-Symphonien, die Concerto Köln vorlegte. Hier nun zeigt sich eine gleichwertige, aber andersartige, teils gefälligere Alternative bzw. Ergänzung. Mag das Spiel von Concerto Köln raffinierter und dank der historischen Instrumente transparenter sein, so denkt Petter Sundkvist bei seiner musikalischen Deutung die Stücke mehr aus dem Geist der Klassik heraus. Er spitzt den ständigen Wechsel der Instrumentierung und Dynamik weniger stark zu und gibt damit auch den schwelgerischen Momenten dieser Musik eine Chance. Er läßt dem Hörer insgesamt die Chance, sich an der Spritzigkeit und dem Variantenreichtum zu erfreuen, so dass dieser sogar zwei dieser Symphonien mit all ihren Wechselbädern hintereinander locker "erträgt". Kurz, es sind Einspielungen, die nicht unter atemloser, aber dennoch völlig adäquater und hinreichender Spannung stehen.
Die Musiker des Swedish Chamber Orchestra sind hörbar gut vertraut mit "ihrem" Kraus. Da wackelt selbst in den heiklen Solopassagen, die vor allem die Holzbläser dann und wann zu bewältigen haben, nichts.
Die Aufnahmequalität erreicht nicht ganz das Niveau der Interpretation, alles tönt leicht dumpf und indifferent. Das aber trübt den Hörgenuß keineswegs nachhaltig.
Also: Unbedingte Empfehlung!
18 von 20 Punkte
Sven Kerkhoff