Lange Zeit nichts mehr gehört von Rhett Akins. Nach drei Alben, die beim mittlerweile aufgelösten Label DECCA erschienen, wurde es ruhig um den talentierten Sänger und Songschreiber. Vier Jahre nach seinem letzten Album "What livin's all about" bekommen die Fans nun aber endlich neues Futter und da die Plattenbosse in Nashville scheinbar mit Blindheit (oder in diesem Fall eher Taubheit) geschlagen sind, bringt er sein Album eben im eigenen Label heraus. Das kommt dann wenigstens dem Sound der Produktion absolut zu Gute, denn ohne Zwänge kann Rhett seine musikalische Vorstellungen umsetzen und die sind ohne Zweifel vom Feinsten, soviel schon mal vorab. So mancher Künstler, der das Glück hat bei einem Recordlabel in Nashville untergekommen zu sein, wird neben diesem Album richtig blass aussehen und könnte sich hier eine Menge abschauen. Die Labelbosse sollten sich angesichts dieses Albums jetzt wohl reihenweise in den Hintern beißen, denn ihnen ist ein richtiger Kracher durch die Lappen
gegangen.
Rhett Akins liefert hier knackigen, modernen, rockigen New Country ab, bei dem man bei aller Nüchternheit ins Schwärmen gerät, auch stimmlich ein Genuss. Er bleibt seiner Linie treu und verzichtet auf den bei den Radiostationen beliebten Crossover in den Popbereich, er zelebriert geradlinigen, kraftvollen und bodenständigen Country/Countryrock ohne Effekthascherei und lässt dabei auch den traditionellen Instrumenten wie Fiddle, Steelguitar oder Dobro freien Lauf.
Beim Opener "Friday night in dixie" sowie beim letzten Song des Albums "Hind legs" stand Charlie Daniels als Produzent zur Verfügung, was sich unüberhörbar bemerkbar macht: hier poltert energiegeladener, fetziger Southern-Country-Rock durch die Boxen, der durch die temperamentvollen Fiddleeinlagen noch an Kraft gewinnt. Auf jeden Song einzeln einzugehen würde wohl den Rahmen sprengen, aber was da auf einen zukommt ist beeindruckend, denn es folgt ein Schmankerl dem nächsten. Ungebremster, vor Kraft strotzender New Country Sound, jede Menge E-Gitarren, Slide-Guitars, Fiddle & Steele, wer da noch ruhig sitzen bleibt, dem ist nicht mehr zu helfen, die Songs sprühen vor Spielfreude.
Etwas Platz sollte dann aber doch noch sein, um stellvertretend wenigstens ein paar Tracks anzusprechen. Da wäre zum einen der hervorragende, eingängige Midtempo Titel "Livin' not lovin' you", der mit seinen traumhaften Steelguitarparts und den gefühlvollen Fiddlepassagen absolut hitverdächtig klingt. Schade, dass hier einfach ein großes Label fehlt um so einen Song wirkungsvoll zu promoten, für einen Star wie z.B. Garth Brooks, dem dieser Song auch sehr gut zu Gesicht stehen würde, würde hier sicher ein weiterer Hit herausspringen. Zum anderen erwartet den Zuhörer mit "That girl" ein kraftvoller, vom Hocker reißender NewCountry der Spitzenklasse mit treibenden Drums und dynamischen E-Gitarren. So sollte moderne Countrymusic heutzutage klingen, ein Volltreffer. Zum Verschnaufen bietet sich dann der Titel "I wonder what you're doin' tonight" an, dieser wunderschön melodische, ruhige Titel wird nur mit akustischer Gitarre, Fiddle und Dobro begleitet, einfach zurücklehnen und genießen!
Es ist einfach schade, dass dieses Album ohne die Promotion eines großen Labels wohl kaum einen sehr großen Bekanntheitsgrad erreichen wird, qualitativ bietet es nämlich Musik an, die so manches Standardwerk aus Nashville in den Schatten stellt.
Allen New Country Fans sei zu diesem Album unbedingt zu raten, man möchte fast eine Gute-Laune-Garantie dafür abgeben!
GeraldH
18 von 20 Punkten