Mal sehen, ob´s mir gelingt, meine Begeisterung für die neue Falconer-CD rüber zu bringen ohne unsachlich zu werden. Eins jedenfalls vorweg: Auch dieser Zweitling rechtfertigt es, dass die aus den Ruinen von Mithotyn auferstandene Band nach ihrem Debut im vergangenen Jahr an allen Ecken und Enden als einer der heißesten Anwärter auf den Titel "Newcomer des Jahres" gehandelt wurden.
Aber was legen uns Flaconer denn nun in den Player. Klären wir dazu drei Fragen:
1) Ist es Metal ?
Ja natürlich, Metal ist die richtige Schublade. Obwohl ... Falconer verzichten darauf, ihre Kompositionen mit Doublebass-Gewittern zu unterlegen oder mit Highspeed-Gitarren nach vorne zu treiben. Es sind echte Melodien, mit denen Falconer fesseln. Daher möchte man das Ganze schon fast wieder als Hard Rock bezeichnen. Aber wohlverstanden, gemeint ist nicht die plüschige AOR-Mucke, im Stile der 80er, die unter den Namen Magnum, Ten o.ä. gefühlig daher kommt. Falconer sind eher den Urvätern des Hard und Heavy Rocks auf den Fersen, Uriah Heep, Deep Purple, alten (Dio-)Rainbow, Lucifer´s Friend und ähnlichem. Allerdings gehen sie dabei dann eben doch metallischer und zeitgemäß brachial zur Sache. Drum bleibt´s beim Etikett Metal.
2) Ist es Folk-Metal ?
Ein klares Jein. Der in den vergangenen Jahren in der Metalwelt lieb gewordenen Versuch, stilistischen Sackgassen auszuweichen, indem man genre-untypische Instrumente integriert, spielt bei Falconer nur eine Nebenrolle. Zwar hört man auch mal eine Flöte, aber es sind auch hier wieder die Melodien selber, mit denen die Mannen um Stefan Weinerhall erfolgreich arbeiten. Dabei bleiben sie konsequent eine Metal-Band, die nicht einfach Folk-Melodien adaptiert, sondern sich vornehmlich am musikalischen Geist der alten Musik ein Vorbild nimmt. Und so wird der Metal derart ins Publikum gebasen, dass nicht nur die Rübe bangen will, sondern auch das Tanz-(!! das ist wörtlich zu nehmen)Bein aus der Reserve gelockt wird.
3) Gibt es denn wirklich keine passende Referenzgröße?
Nein, aber. Als es bei "For Life and Liberty" mal etwas ruhiger wurde, da fiel mir endlich ein an welche Attitüde mich Falconer dann doch erinnern - und die findet sich bei Jethro Tull. Natürlich sind die Falkner nicht wirklich mit dem Lachszüchter Ian Anderson zu vergleichen. Vielleicht kann man die Nähe so auf den Punkt bringen: Was Jethro Tull in den 70ern mit Rock und angelsächsischer Folklore betrieben haben, betreiben Falconer in den 00ern mit Metal und nicht so klar zu spezifizierenden europäischen Volksmusik-Elementen. Und da ist es vielleicht kein Zufall, dass es auch immer sehr schwer fiel, Tull mit anderen Bands zu vergleichen. Wünschen wir uns von den Newcomern, also eine ebenso kreative Zukunft, wie Tull sie in den 70ern vor sich hatten.
Einen ersten Eindruck der Falconer-Mucke bietet übrigens schon das sehr stimmungsvolle Cover. In warmen Brauntönen wird eine Naturnähe transportiert, die aber offenkundig weder auf die Bequemlichkeit der Zivilisation noch auf einen vertretbaren Level von gediegenem Luxus verzichten will.
Norbert von Fransecky
17 von 20 Punkte
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