Nein, BayProg ist keine Reaktion der deutschen Prog-Szene (im vorauseilendem Gehorasm sozusagen) auf die Kür des Kanzlerkandidaten der Union. BayProg ist ein Zusammenschluss von Prog-Musikern aus San Francisco und Umgebung, die mit diesem Sampler darauf aufmerksam machen wollen, dass es in den San Francisco Hills noch eine ganze Menge wenig ausgetretener Musikpfade zu entdecken gibt.

Da marschiert man auf der Krautrock-Allee aus dem Grobschnitt-Hain hinaus. Nimmt die NeoProg-Avenue in Richtung Jazz-Rock-Kreuzung, um irgendwo auf noch gänzlich unbenannten Straßen heraus zu kommen.

Amy X Neuburg spielt z.B. - laut Booklet - "electronic avant-cabaret art-rock-circus". Nachdem ich das - in "schlechtem Jiddish" - gesungene Stück gehört habe, muß ich zugeben, eine bessere Beschreibung gibt es nicht. Es sei denn man will von einer Mischung aus Nina Hagen, den Toy Dolls und Kate Bush sprechen.

Die Musik des Sleeptime Gorilla Museum dürfte am besten mit Growl-Prog zu bezeichnen sein. Michael P. Dawson nennt seine CD zurecht "Brandnewburg Concertos", denn was er macht erinnert an eine zeitgemäße Variante der Switched-on-Bach-LPs, auf denen Walter Carlos versucht hat den großen Johann Sebastioan auf dem Synthesizer zu interpretieren.

Die CD, die erster ihrer Art, wird von Malcolm Smith herausgegeben, dem Kopf der rockenden Philosophen Metaphor, die auf dem Sampler selbstverständlich auch vertreten sind, mit einem neuen Song, der nicht auf dem genialen Debut "Starfooted" enthalten ist.

Als Promo konzipiert, ist die BayProg-CD prinzipiell nicht käuflich zu erwerben. Sie liegt den Abonnements-Exemplaren der Frühjahrsausgabe von Exposé bei, einem vierteljährlich erscheinenden Magazin, das sich "kreativer Musik, die zu ignorieren sich die Platten- und Radio-Industrie entschlossen hat". Einzelausgaben von Exposé sind aber erhältlich. Informiert euch auf der Homepage. Es lohnt sich. Ich habe lange keinen ähnlich unterhaltsamen Sampler mehr in der Hand gehabt.

Norbert von Fransecky

17 von 20 Punkte

www.bayprog.org