(Langen, 05-02-02)
Auf Metalkonzerten oder -parties ist es in letzter Zeit nichts
ungewöhnliches wenn sich fast die Hälfte des anwesenden Volks mit einem Iced-Earth T-Shirt
schmückt. Umso heisser wurden also die Deutschland-Gigs der Szenegötter
erwartet, auch aus dem Grund da die Europadates der "Horror-Show"-Tour letztes
Jahr wegen der Möglichkeit Judas Priest auf ihrer US-Tour zu supporten (was
aber im Endeffekt auch nicht klappte), verschoben wurden. Nun also im wahrsten
Sinne des Wortes "Vorhang auf" für über drei Stunden Iced Earth, auf drei
Bühnensets in der gerüchteweise mit 1500 Zuschauern ausverkauften Stadthalle
Langen !!!
Die erste von drei "Runden" widmete man den Anfängen der Bandgeschichte und
so wurde den Fans, auf der mit "Metallplatten" verzierten Bühne, Stücke von
Alben wie dem selbstbetitelten Debüt "Iced Earth", "Night of the Stormrider"
und "Burnt Offerings", die ja seit kurzem remastered auf der "Dark
Genesis"-Box erhältlich sind, um die Ohren geblasen. Die Band wirkte outfittechnisch als
ob man willkürlich fünf Leute aus dem Publikum auf die Bühne geholt hätte,
aber vielleicht gerade das macht die Mannen um Jon Schaffer im Gegensatz zu
anderen U.S-Metalkapellen so sympathisch. Höhepunkt von Round Number One war
das famose "Pure Evil" und bevor sich der rote Stofffetzen wieder schloss
versprach Schaffer den Anwesenden noch eine Menge Überraschungen, da man mit
dieser Tour Zeuge von dem Ende einer Iced-Earth-Ära wird (die Amis wechseln die
Plattenfirma) und dies entsprechend gewürdigt wird.
Nach einer kurzen Umbaupause lautete es also "Ring frei zu Runde zwei" und
diese Runde beschränkte sich auf die "Dark Saga" bzw "Something
wicked..."-Phase. Die Stage war nett im Ägyptenlook verziert und die Pyros bzw. Feuerwände
(tja Edguy, so funktionierd sowas also!) taten ein übriges für die geniale
Atmosphäre. Auch bei der Setlist konnte man bei zwei solch hochklassigen Alben
nichts falsch machen und Hits wie "Watching over me", "Stand alone", "I died
for you" und "The hunter" liessen den Mob beinahe ausflippen. Dies ging sogar
soweit das die ersten paar Reihen wie auf einem Punk-Konzert Pogo tanzten
und ich einem willkürlichen herumspringendem Opfer erklären musste das ich hier
weder auf Kindergeburtstag noch auf einem Backyard Babies-Konzi bin. Selbst
ein Instrumental wie das superbe "1776" hatten die US-Boys im Programm.
Sichtlich beeindruckt zeigte sich Matt Barlow als die Fans zwischen zwei Lieder
plötzlich in voller Lautstärke den Beginn von "Melancholy" anstimmten und der
Sänger fand das so geil das er scherzhaft versprach die ganze Stadthalle
Langen als Backgroundsänger mit auf Tour zu nehmen. (Tja und wie endete die ganze
Geschichte ? Iced Earth spielen heute abend in Wien und ich sitze daheim im
Frankenland und schreibe dieses Konzertreview.) Zum Abschluss der Runde konnte
man noch einmal offene Münder bei allen rHardcore-Iced Earth Fans bewundern,
den Schaffer kündigte wirklich die komplette "The Suffering"-Trilogie vom
"Dark Saga"-Longplayer an und nachdem sie diesen Plan in die Tat umsetzten
legten sie mit der vollständigen "Something Wicked"-Trilogie noch einen drauf.
"Wahnsinn !!!" kann ich da nur sagen und nun hatte sich der Fünfer die kleine
Pause nach der besten Runde dieses Konzertes wirklich verdient.
Der dritte Teil dieser "Konzert-Trilogie" bezog sich dann logischerweise auf
den aktuellsten Iced-Earth-Studiooutput "Horror-Show", was man auch an dem
effektivsten Bühnenlook dieses Abends erkennen konnte. Ein halbes Dutzend
Bilderrahmen, die berühmtberüchtigte Horrorfiguren porträtierten und durch die
Schwarzlichtbeleuchtung sogar einen 3D-Effekt hatten, standen so mit Jon
Schaffer und seinen Mannen auf der Stage, während diese jede einzelne dieser
Figuren durch einen Song huldigten. Leider fehlten die Hammerstücke "Ghost of
Freedom", "Dragons child" und "The phantom opera ghost" vollständig und die
Setlist bestand fast aus dem ganzen Rest des "Horror-Show"-Albums, das damals
überall nur Höchstnoten absahnte. Nach drei Stunden verliess Iced Earth dann die
Bühne um für die Zugabe "My own saviour" wieder zurückzukehren. Die Fans
hätten zwar lieber das andauernd geforderte "Melancholy" gehört, aber man kann ja
nicht alles haben und als kleinen Trost kann ich den Anwesenden verraten, das
die Fans beim Gig in Nürnberg auch nicht zum Genuss dieses Songs gekommen
sind. Schadenfreude ist doch die schönste Freude. So neigte sich der
Konzert-Marathon dem Ende zu und ich kann nur sagen das dieses Experiment, vor allem
dank der überragenden zweiten Runde, absolut gelungen ist und wohl keiner
enttäuscht nach Hause gefahren ist. Tja, nun heisst es auf die nächste Iced
Earth-Tour warten und solange wieder T-Shirts auf Konzerten zählen, die bestimmt
nicht weniger geworden sind.
MANUEL LIEBLER
Internet: www.icedearth.com