The Perc meets the hidden Gentleman
Les Variations Sonnenuhr
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Ich hasse Scheiben wie diese. In der Regel sind es Singles. Singles, die man nicht mit einer ordentlichen bislang unveröffentlichten b-Seite oder ein paar knackigen Live-Takes versieht, sondern mit möglichst vielen Remixen des Single-Titels. In der Regel hört man dann 20 oder 25 Minuten immer dasselbe – oder völlig zerstörte Versionen des ursprünglichen Titels.
Ich hasse Scheiben wie diese also. Und im Prinzip trifft mein Verdikt auch auf Les Variations Sonnenuhr zu. Obwohl das hier keine Single ist. Dazu gleich mehr.
Der Promozettel jubelt! The Perc meets the hidden Gentleman hätten seit gut 30 Jahren kein neues Studioalbum mehr veröffentlicht, sich aber mit Re-Releases und Beiträgen auf Compilations im Gespräch gehalten. Nun hätten sie neue Songs geschrieben. Also nicht nur die eine Single, sondern Songs! Plural! Das ist wohl wahr. Wobei der Plural auf der untersten Stufe zu siedeln scheint. Wenn ich es richtig höre, sind auf Les Variations Sonnenuhr exakt zwei Songs zu hören: besagte „Sonnenuhr“ und „Heurtebise“, die das Album dann auch eröffnen. Und die weiteren ca. 37 Minuten?
Damit sind wir wieder am Anfang. Und Les Variations Sonnenuhr nimmt genau die Struktur ein, die ich oben als mir verhasst beschreiben habe. Die „Sonnenuhr“ wird sechs Mal, „Heurtebise“ ein Mal durch den Remix-Wolf gedreht, was man den Titeln, die man den einzelnen Remixen verpasst hat, erst einmal nicht ansieht.
Nachdem Redecker und Winschetti ihre (beiden) neuen Titel im Virus Lab in Berlin eingespielt hatten, fragten sie sich – so der Promozettel: „Wie würden sich unsere Titel anhören, wenn wir die Tonspuren anderen Musikern & Remixern anvertrauen!“
Das Ergebnis liegt nun in Form des äußerst passend benamsten Les Variations Sonnenuhr vor. Und ich hasse es nicht. Zum einen setzten die Remixe der „Sonnenuhr“ zum Teil durchaus deutliche eigene Akzente, mit denen sie gewinnen können; zum anderen gehört die Weiderholung bereits zur DNA von The Perc meets the hidden Gentleman. So hat die Ursprungsform der „Sonnenuhr“ etwas von weichen, nicht so artifiziellen Kraftwerk.
Oft erkennt man die Remixe vor allem an den wiederholten Textfragmenten. Bei „Dreh Dich weiter“ gibt es Momente, in denen die Musik fast völlig verschwindet. Das folgende „Sonnenblume“ kommt sogar fast ohne Musik aus.
„Onyx Opal“ kommt dagegen – abgesehen von einigen undeutlich gesprochene Zeilen fast ohne Text aus. Einen völlig eigenen Akzent setzt das Beat-betonte „Dreh Dich Auge“, das die „Sonnenuhr“ NDW-artig aufzieht.
Mit „Eine interessante intensive Scheibe!“ hatte ich die Review zu der Wiederveröffentlichung von The Fruits of Sin & Labor einst beendet.
Das kann ich nun – acht Jahre später – wiederholen.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Sonnenuhr | 6:59 |
2 | Heurtebise | 5:25 |
3 | Dreh Dich Sonnenuhr | 7:35 |
4 | Dreh Dich weiter | 3:50 |
5 | Sonnenblume | 4:45 |
6 | Dreh Dich Auge | 5:18 |
7 | Onyx Opal | 5:43 |
8 | Adler und Pferde | 6:04 |
9 | Adieu Heurtebise | 3:53 |
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Besetzung |
Tom “The Perc” Redecker (Instrumente)
Emilio “The hidden Gentleman” Winschetti (Voc)
Gäste:
Marlon Klein (Ad. Dr <6>)
Jake Paland (Git <8>)
Felix Wolter (Ad. Dr <8>)
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