Jesse Monk
Continually Becoming
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Jesse Monk wurde in Kanada geboren, wuchs in Australien auf und lebt nun, seit 2020, in Berlin. Sie arbeitet als Songwriterin, Sängerin und Tänzerin. Laut Pressetext sollen in ihrer Musik Genrefärbungen wie Indie, Folk, Jazz und Einflüsse von Acts wie Phoebe Bridgers, Dolly Parton, Joni Mitchell, Wilco und Ani Difranco zu hören sein. 2021 erschien ihr Debüt als EP, und nun wird ein Longplayer nachgeschoben, Continually Becoming. Das Album handelt von der Reise eines jeden Menschen hin zum Erwachsensein.
So wird auch hinsichtlich des Inhaltes der Songs darauf hingewiesen, dass diese immer persönlich seien. Zum Beispiel soll sie mit der Singleauskopplung "Gets Me Down" die Überforderung und Reizüberflutung der Millionenstadt Berlin verarbeitet haben. In "Vampire" soll von eigenen Erfahrungen einer toxischen Beziehung Bezug genommen worden sein.
Eingekleidet ist die Thematik teils in recht ungewöhnlich aufgebaute Musik, was sich sogleich mit dem Auftaktsong beweist. "Mistook You For A Man" enthält Anteile von Folk, klingt zu Beginn wie ein klassischer Song des Genres Singer/Songwriter, bevor dann knapp bei einer Minute ein dicker Hauch Country einfließt und die Protagonistin klingt wie Linda Ronstadt. Und schon bald kratzt eine Geige das Geschehen auf, der Song bekommt einen dezent mystischen Anstrich, und durch das rumpelnde Schlagzeug, die kraftvoll zu packende E-Gitarre wird es etwas heftig, bevor zum Schluß ganz zarte Folk-Klänge die Oberhand gewinnen. Darüber hinaus kann Jesse Monk mit ihrer kristallklaren, reinen und kraftvollen Stimme punkten, sehr einfühlsam gestaltet sie jeden einzelnen Song und setzt hierdurch bereits klare Akzente.
Dazu gibt es dann als Bonus sozusagen die durchgehend abwechslungsreiche und überlegt eingesetzten Arrangements und die Instrumentierung, die die jeweiligen Songs ganz zart strahlen lassen, wie den Titelsong, der mich bisweilen an Joni Mitchell denken läßt, oder das eigentlich noch schönere "Vampire", die gezupfte Gitarre zum zarten Gesang, und dann dahinter sich aufbauende geheimnisvolle Klangschwaden, wieder die scheinbar aus dem Nichts auftauchende kratzende Violine inklusive. Diese Zärtlichkeit, diese Wärme, dieses Mysteriöse, das als Einheit läßt diesen Song als einen der besten des Albums strahlen.
Sehr gut eingesetzt ist auch der Double Bass auf "Gets Me Down", der dem Song eine dezent swingende jazzige Stimmung verleiht, und "In Between" strahlt wieder in Richtung Joni Mitchell, hier wird die Protagonistin noch vom Gezwitscher eines Vögelchen unterstützt, und erneut brilliert der Klang der Violine mit ungewöhnlichem Auftritt. Ja, nach dem Auftakt der Platte verflechten sich die weiteren Songs zunehmend in diese wunderschöne folkige Ausrichtung des Genres Singer/Songwriter, grundsätzlich einfach strukturiert und stets mit zusätzlichen Passagen weitere Instrumente angereichert und durch diesen Reichtum an Nuancen auf ein hohes Niveau katapultiert.
Den Abschluß bildet dann eine weitere Besonderheit, "Over Land & Sea" wird ganz ohne den Einsatz von Instrumenten vorgetragen. Einzig und allein ist es die Stimme von Jesse Monk, die teils mehrfach übereinander gelegt, eine sehr zarte Stimmung erzeugt, vielleicht ein Hauch Shanty dabei. Jedenfalls ist das ein sehr harmonischer und bewegender Abschluss einer Platte mit Musik, die sich absolut abhebt von anderen Produktionen des Genres Singer/Songwriter, ungewöhnlich- und dabei ungewöhnlich gut!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Mistook You For A Man
2 Continually Becoming and Never Being
3 Vampire
4 Gets Me Down
5 In Between
6 What’ll You Be
7 All That You Believe In
8 Over Land & Sea
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Besetzung |
Jessie Monk
Fabiana Striffler
Paul Santner
Rachel Sermanni
Conor Cunningham
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