Espen Sommer Eide
The Waves
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The Waves ist das zweite Album des Norwegers Espen Sommer Eide, welches er über ein Jahr von 2018 – 2019 zusammen mit Mari Kvien Brunvoll und Martin Taxt in Maastrich aufgenommen hat. Größte Inspiration neben anderen auf das Album hat laut dem Künstler die Novelle "The Waves" von Virginia Woolf.
Das Album beginnt mit einer ambienten Soundlandschaft, die auch leichte Melodien aufweist und eine vertrackte Perkussion. Dazu gibt es einen angenehmeren weiblichen Sprechgesang. Das Stück umschmeichelt das Ohr und zieht den Hörer sanft in das Album hinein. Das zweite Stück besteht dann zunächst aus vielen seltsamen Klängen, die sich zu einer unscheinbaren Melodie entwickeln. Diese tragen es 5 Minuten langsam voran, bis dann ein Sound wie ein Sog anschwillt, den Raum erfüllt und den Hörer mit dem traumatischen Gesang in andere Welten zieht. Aus diesem Klang schält sich dann ein treibender Klang eines durch Modifikation metallisch klingende Pianos, flankiert von einer Querflöte. Dieses Stück klingt atonal, fällt jedoch nicht auseinander und holt den Hörer sanft, aber bestimmt aus der traumwandlerischen Atmosphäre. Hiraus entsteht das Zwischenstück “Zolder“, das mehr wie zusammengestellte Geräusche klingt, aber im Zusammenhang mit den Stimmen eine unglaublich dichte Atmosphäre aufbaut.
Mit “Balzaal / Tuinkamer“ folgt dann das mit über 16 Minuten längste und wohl Kernstück des Albums. Es beginnt mit verträumt versponnenen Pianoklängen, eingebettet in ein unterschwelliges Ambientgewand und mit wunderschönem, verträumt-naiven Gesang. Hier passiert soviel im Hintergrund und überall, aber so sanft, dass man schon genau hinhören muss, um all die Sounds auszumachen, geschweige zu erkennen, wie sie erzeugt wurden. Diese wunderbare Musik taucht dann nach sieben Minuten langsam in die nach vorne kommenden Ambientsounds ab und lässt den Hörer dann von diesen Sounds mit den Stimmen versinken, oder besser, abheben und schweben. Nach 10 Minuten tauchen aus diesen Klängen dunklere Flächen auf, die mich an die psychedelisch verwobenen Stücke auf This Mortal Coils Filgree and Shadow erinnern. Insgesamt passt die Atmosphäre mit der zweiten Hälfte dieses Doppelalbums überein. Das Stück endet dann im großen, atmosphärischen Rauschen (oder ist es eine Bahn?), streicherähnliche Sounds erklingen und beenden dieses monumentale Meisterwerk.
Pochende Steine leiten dann über in einen engelsgleichen Gesang, flankiert von Vogelzwitschern und sporadisch auftauchenden, seltsamen Tubaklängen (?) entsteht das unwirkliche “Wintertuin“. Die seltsamen Klänge nehmen ab Minute 2:30 überhand und das Ganze wird mit weiteren Geräuschen und widerhallemden Gesang sehr unheimlich. Das abschließende „Wachtkamer“ brilliert nochmal mit verrückten perkussiven Klängen und ist nichts anderes als ein Abspann, denn die weibliche Stimme gibt Musiker, andere Mitwirkende und Entstehungszeit und Ort wieder.
Was für ein spannendes Avantgardewerk mit Ambienten und melodiösen Teilen, zusammengeschweißt zu einem packenden Soundtrack zwischen Traum und Alptraum. Wobei die schmeichelnden und träumerischen Klänge klar überwiegen. Dazu kommt die äußerst innovative und ideenreiche Instrumentierung. Klasse Album.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Slaapkamer | 6:18 |
2 |
Schouwkamer | 8:24 |
3 |
Poortkamer / Tussenkamer | 3:55 |
4 |
Zolder | 4:37 |
5 |
Balzaal / Tuinkamer | 16:13 |
6 |
Wintertuin | 5:45 |
7 |
Wachtkamer | 2:01 |
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Besetzung |
Espen Sommer Eide: Elektronik, selbstgebaute und modifizierte Instrumente, Komposition
Mari Kvien Brunvoll: Elektronik, Gesang
Martin Taxt: Elektronik, selbstgebaute und modifizierte Instrumente
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