Chucho Valdés

Jazz Batá 2


Info
Musikrichtung: Latin Jazz-Fusion

VÖ: 16.11.2018

(Mack Avenue)

Gesamtspielzeit: 56:22

Internet:

https://www.valdeschucho.com/
https://www.mackavenue.com/
https://www.martinaweinmar.de/


Dionisio de Jésus ”Chucho“ Valdés Rodríguez, so ist der volle Name des unter dem Künstlernamen Chucho Valdés agierenden kubanischen Pianisten und Komponisten. Geboren wurde er am 9.Oktober 1941 in Havanna. Sowohl der Vater Bebo Valdés als auch die Mutter Pilar Rodríguez waren Pianisten, auch der Sohn Chuchito trat inzwischen in die Fußstapfen.

Ab 1963 spielte er mit zwei anderen großartigen kubanischen Jazzmusikern zusammen, mit Arturo Sandoval und Paquito D’Rivera, mit denen er 1967 das Orquesta Cubana de Música Moderna gründete. Musikalisch ergab das eine aufregende Mischung aus Jazz und Latin, bis heute ist Valdés zusammen mit den Beiden federführend in der Aufrechterhaltung dieses Stils geblieben. 1978 war es, dass eine Band aus Kuba die müde gewordene Fusion-Bewegung kräftig aufmischte, das war Irakere, die seit 1973 existierten, und der Pianist war deren Gründer.

Auf der Basis des klassischen Jazz Rock feuerten die Musiker wahre Klanggewitter ab, die, oft über einem funkigen Gerüst, ihre Polyrhythmen hinzumischten oder die wilde Rhythmik allein das Geschehen bestimmen ließen. Die Idee, kubanische Musik mit Jazz, Rock und Funk zu fusionieren, funktionierte einwandfrei.

Auf dem ersten Album für das Label Mack Avenue Records, greift Valdés das Konzept seines Albums aus 1972 wieder auf, das war “Jazz Bata“. Batás – das sind die kubanischen heiligen Trommeln, und zusammen mit reichlich weiterer Perkussion sorgen sie auch auf Jazz Batá 2 für reichlich wirbelnde und stets federnde Rhythmik! Die den Pianisten begleitenden Musiker stammen aus der Region Guantánamo, haben tiefe Wurzeln in der kubanischen Musikkultur und sind konservatorisch ausgebildet. Es geht inhaltlich um die Folklore und Religion der Yoruba-Sklaven, die zwischen 1770 und 1840 in die Karibik verschleppt wurden.

Doch nicht nur die Perkussion bringt den Rhythmus zum oft lasziv wirkenden Kochen, auch Valdés schüttet weitere perkussive Energie in das sanft flackernde Feuer. Typisch an dieser Musik ist, dass kein Schlagzeuger an Bord ist, Perkussion (Conga) und Batá erzeugen den rituellen Rhythmusteppich und lassen die Musik heiß fließen, dabei jedoch meistens in einem sehr entspannt rhythmischen Modus.
Aber zunächst spricht Valdés, mit “Obatalá“ versprüht er zunächst per Piano eine schräge und vertrackte Stimmung, bevor es plötzlich sehr afrikanisch in der Ausrichtung klingt, so, als würde man eine Geister-Beschwörung ausüben. Mit dem längsten Song der Platte dauert diese dann auch knapp dreizehn Minuten und verbreitet verschiedene Stimmungen, auch der Bassist kommt mit einem gestrichenen Solo zu Wort.

Die geheimnisvolle Stimmung meldet sich immer wieder zurück, und zweimal wird diese aufgebrochen durch den Gaststar, Regina Carter an der Violine, die durch ihr Instrument eine ganz andere Note einbringt, gleichwohl fusioniert man gekonnt miteinander, und auf “100 Años De Bebo“ scheint man atmosphärisch in Tanzmusik vergangener Jahrzehnte einzutauchen, Carter als Tischgeigerin. Gesamtheitlich betrachtet entwickelt die Musik eine großartige spirituelle Stimmung in einem emotionalen Mix aus afrikanischer und kubanischer Musik, angereichert durch US-amerikanische Jazz-Elemente, und genau der Kubaner Valdés ist es, der diesen Jazz stark betont einbringt. Gerade auf dem letzten Song, ein Piano-Solo-Stück, zeigt er dieses ganz besonders, da höre ich doch oft den Thelonious Monk, und ein wenig in Richtung Cecil Taylor scheint sich der Mann gar zu bewegen, ein toller bewegender Abschluss!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Obatalá (12:55)
2 Son XXI (7:35)
3 Luces (4:52)
4 Ochún (6:15)
5 Chucho's Mood (7:12)
6 100 Años De Bebo (6:56)
7 El Guije (4:10)
8 The Clown (6:10)
Besetzung

Chucho Valdés (piano)
Yelsy Heredia (double bass)
Dreiser Durruthy Bombalé (batás & vocal)
Yaroldy Abreu Robles (percussion)
Regina Carter (violin - #4, 6)



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