Oddgeir Berg Trio
Before Dawn
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“Signale aus dem Uboot-Studio“, so ist in der Pressemitteilung zu lesen. Warum U-Boot? Nun, die Aufnahmen zu diesem Debütalbum der drei Norweger entstanden in einem kleinen, dreißig Quadratmeter großen, fensterlosen Studio, dem Osloer „Bonker Studio“. Völlig abgeschirmt, geschützt auch noch durch eine dicke Metalltür, konnten sich die Musiker völlig auf die Musik konzentrieren.
Klavier-Trios im Jazz haben eine Tradition, Art Tatum oder Oscar Peterson als referenzgebende Beispiele genannt. Frischer Wind bläst schon seit geraumer Zeit in diesem Genre, einer davon ist Helge Lien mit seinem Trio. Dieser könnte nun große Konkurrenz bekommen. Und zwar durch das Oddgeir Berg Trio! Auch hier hat man sich eindeutig gelöst von alten Schemen = Pianist plus Begleiter. Bass und Schlagzeug nehmen auch in diesem Trio eine gleichwertige und gleichwertig gestaltende Form ein. Weiteres Paradebeispiel war das nicht mehr existierende Trio um den leider verstorbenen Esbjörn Svensson (E.S.T.) Und ich denke, der Pianist und Keyboarder Oddgeir Berg kann sich mit seinem Trio auch in dieser Richtung anschließen.
Der Gesamteindruck der Musik wird eindeutig von allen drei Musikern geprägt. So ergibt sich aus verschiedenen Komponenten wie dem stets elastisch und schnurrend gespielten Bass, einem Schlagzeuger, der federnd und dezent akzentuiert spielt und auch mal den Rock hervorholt und leidenschaftlichem Piano-Spiel, das ab und zu auch noch durch elektronische Beigabe ergänzt wird, wenn Keyboard-Klänge mit schwirrenden Flächen ausfüllen und soundbestimmend anreichern oder man mit dem gestrichenen Bass penetrant hart die Ära von Fuzz-Gitarren wiederaufleben lässt. (“A.C.M.“) Wir erleben nicht den typischen Swing früherer Kollegen, und so ist es auch der Drummer, Blomvik, der sehr kraftvolle rockende Elemente mit einbringt, grundsätzlich swingt er nicht, sondern setzt seine Akzente mit federndem Groove, ich höre zwar gelegentliche Assoziationen zu seinem norwegischen Kollegen Jon Christensen, doch spielte dieser noch offener. Nur ansatzweise hebt es zu swingenden Passagen ab, im Gesamtkontext vereinzelter Songs.
Spuren der Vergangenheit gibt es, sei es dergestalt oder in Form von Assoziationen zum groovenden Soul Jazz der Sechziger oder Jazz-Rock-Rhythmen der Fusion-Bewegung, “Slogro“ zum Beispiel erinnert mich an den Sound der frühen Soft Machine. Viele melancholische und verträumte Elemente bestimmen hauptsächlich das Geschehen, nun, das entspricht auch dem Platten-Titel, Stimmung „vor der Morgendämmerung“, auch „blaue Stunde“ genannt. Schließlich treffen wir auf eine sehr moderne Variante des Piano-Trios, nicht in klassischem Sinne, dabei Stilelemente vergangener Tage verarbeitend und am Puls der Zeit bleibend, und eben letztlich mit dem typisch europäischen oder speziell skandinavischen Stil ausgestattet.
Mit Musik voller Frische und Tatendrang ergibt dieses über die gesamte Spielzeit eine Atmosphäre, in der man sich als Hörer wohlfühlen kann und sich mit einem entspannten Gefühl im Solarplexus konfrontiert sieht. Gemastert wurden die Aufnahmen im renommierten “Pauler Acoustics professional audio“ in Northeim. Mit dem Mastering Engineer Hans-Jörg Mauksch ist somit für höchste Klangqualität gebürgt. Und dazu noch diese hochenergetische und leidenschaftliche gespielte moderne Musik voller Frische und Tatendrang ergibt ein mehr als erfreuliches Gesamtergebnis. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Oddgeir Berg als Haupt-Inspirationsquellen solche Musiker wie Keith Jarrett, McCoy Tyner, Herbie Hancock und E.S.T. angibt, angeblich soll er auch ein Faible für den englischen Singer/Songwriter Nick Drake haben, wohl auch, weil er im Folk-Rock-Bereich auch schon tätig gewesen war. Hinsichtlich der vorhandenen Melancholie wäre das schlüssig.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Mermaid's Dance (5:32)
2 Oldies (4:23)
3 Here comes the toughest (3:55)
4 Springeren (5:08)
5 Waltzie (4:34)
6 Slattesven (1:43)
7 A.C.M. (4:24)
8 Ganger (3:50)
9 Slogro (4:41)
10 Lullaby for S.O. (3:18)
11 Postlude (5:15)
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Besetzung |
Oddgeir Berg (piano, keyboards)
Karl-Joakim Wisløff (double bass)
Klaus Robert Blomvik (drums)
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