Deep Purple
Come Taste The Band (LP-Reissue)
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Vinyl feiert völlig zurecht eine kleine Wiedergeburt. Zu meiner Teenagerzeit gab es noch regulär alle Veröffentlichungen von Bands auf LP zu kaufen. Der Tag, an dem die Schallplattenabteilung in meiner Heimatstadt geschlossen hat, war für mich persönlich ein sehr trauriger Moment. Sinn und Zweck dieser Aktion hat sich mir damals nicht erschlossen. Bis heute hab ich diese Aktion der Musikindustrie nicht verstanden.
Darum freue ich mich immer, wenn sich namhafte Bands wie Deep Purple dazu entscheiden, einige ihrer Werke auf LP wieder zu veröffentlichen. Man kann sich hier für die einzelnen LPs entscheiden, oder gleich das komplette Box-Set kaufen. Folgende LPs sind darin enthalten: Machine Head, Who Do We Think We Are, Burn, Stormbringer, Come Taste The Band, Perfect Strangers und House Of The Blue Light. Im Falle von Deep Purple kann man dann auch sicher sein, dass hier Qualität abgeliefert wird. Die Alben wurden allesamt von den Original-Mastertapes abgenommen, bei den Platten selbst handelt es sich um 180-Gramm-Vinyl.
Ich habe mich für Come Taste the Band entschieden. Beim Öffnen der Folie macht sich bereits eine gewisse Vorfreude bemerkbar. Das Cover ist von Haus aus schon sehr originell. Probier' die Band, die sich allesamt in einem Weinglas befindet. Auf der Rückseite ist das Glas leer, ein verführerisch roter Lippenstift bleibt am Glas haften. Allein diese Details nimmt man auf der CD so gar nicht mehr wahr. Die LP-Hülle ist als hochwertiges Klapp-Cover angelegt und innen mit tollen Fotos vom legendären Didi Zill versehen.
Die LP kommt mit leicht zittrigen Händen auf den Plattenspieler, der Teller dreht sich, die Nadel senkt sich. Und dann geht’s mit „Comin’ Home“ zackig los. David Coverdale liefert hier eine wahre Meisterleistung ab. Und erst der Sound . klar und warm. So muss Musik klingen! Allein wenn man sich auf die Rhythmussektion mit Bassist Glenn Hughes und Schlagzeuger Ian Paice konzentriert, ist diese Scheibe ein echtes Erlebnis. Bei der LP war erstmals als Ersatz für Ritchie Blackmore Gitarrist Tommy Bolin mit von der Partie. Klar klingen die Songs - der Einfluss von Soul und Funk wird aufgrund Glenn Hughes’ musikalischem Einfluss größer - etwas anders. Gerade deshalb ist die LP es wert, entdeckt zu werden. Ich halte Bolins Gitarrenspiel für eines der Highlights auf der Scheibe.
Songtechnisch sind mit dem coolen „Lady Luck“ und dem unbändigen Groover „Love Child“ zwei Klassiker enthalten, bei denen die Band förmlich aufblüht. „Gettin’ Tighter“ zeigt das traumwandlerisch sichere Zusammenspiel der Truppe. Dieser Song wird auch heute noch manchmal bei Solokonzerten von „The Voice Of Rock“, Mr. Glenn Hughes, live gespielt. Textlich ist „Dealer“ das Glanzstück der Scheibe. Wenn man bedenkt, dass Tommy Bolin bereits mit seiner Heroinsucht zu kämpfen hatte, zusammen mit David Coverdale diesen Text verfasst hat, läuft es einem kalt den Rücken runter. Mit der Halbballade „You Keep On Moving“ lassen Purple es zum Schluss noch einmal richtig krachen. Gesanglich ergänzen sich Coverdale und Hughes hier blendend, was live leider aufgrund Hughes übermotiviertem Gekreische so nicht immer funktioniert hat.
Die Scheibe hat in meinen Augen nie die Wertschätzung erhalten, die sie eigentlich verdient hat. Die Gruppe war hier auf einem musikalisch etwas anderen Weg, der jedoch nicht unbedingt schlecht war. Mit dieser klanglichen Meisterleistung können auch Purple-Fans, die bislang diese Scheibe noch nicht haben, die tollen Songs wieder entdecken. Wer diese LP einmal ins Herz geschlossen hat, wird sie nicht mehr hergeben wollen! Da auch etliche andere LPs wieder veröffentlicht wurden, kann der geneigte Fan hier ergänzen was noch fehlt - oder gleich die ganze Box kaufen.
Stefan Graßl
Trackliste |
1 | Comin’ Home |
2 |
Lady Luck |
3 |
Gettin’ Tighter |
4 |
Dealer |
5 |
I Need Love |
6 |
Drifter |
7 |
Love Child |
8 |
This Time Around |
9 |
Owed To G (Instrumental) |
10 |
You Keep On Moving |
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Besetzung |
Tommy Bolin – Lead Guitar and Vocals
David Coverdale – Vocals
Glenn Hughes – Bass Guitar and Vocals
Jon Lord – Keyboards
Ian Paice – Drums
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