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Satie, E. (Lubimov)
Le Fils des Étoiles
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Info |
Musikrichtung:
Klavier Klassische Moderne
VÖ: 01.01.2011
(Passacaille / Note 1 / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. 965)
Gesamtspielzeit: 60:00
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SATIES SELTSAMKEITEN
Eine wirkliche Rarität. Und eine Radikalität: Die leider nur noch in der Klavierfassung erhaltene Bühnenmusik Eric Saties zu Le Fils des Étoiles, einer symbolistisch-esoterischen „Chaldäischen Pastorale“ des Rosen-Kreuzers Joséphin Péladan, mutet dem Publikum statisch gereihte, richtungslose Akkordfolgen zu. Die Harmonik wirkt auch heute noch modern: Quartschichtungen, Polytonalität und Polymodalität. Die Wirkung ist archaisch, ornamental, wie ein umlaufendes Band von Intarsien-Mustern. Nicht von ungefähr schätzte der amerikanische Avantgardekomponist Morton Feldman Saties reduzierte Klangwelten. Dieses Stück klingt wirklich so wie ein babylonischer Ur-Feldman.
Einen Zusammenhang mit der Bühnenhandlung gibt es nicht; allenfalls kann man von einer atmosphärischen Begleitung sprechen, die aber als Klanginstallation auch für sich selbst stehen kann. Das, was Satie später als „Möbelmusik“ bezeichnet – heute würde man von Ambiente sprechen – wurde hier bereits als abstrakter Klang-Hintergrund realisiert. 1892 war das eine viel zu radikale Idee (darum habe ich das Werk auch etwas kühn unter die "Klassische Moderne" gepackt). Lediglich die musikalisch verwandten, aber viel kürzeren Préludes vor jeder Szene, die ursprünglich mit Streichern und Flöten besetzt waren, wurden gespielt. (Eine kritische Re-Orchestrierung der ganzen Bühnenmusik wäre wünschenswert.)
Heute braucht es wohl so einen Aficionado wie Alexei Lubimov, um ein solches Werk einzuspielen. Natürlich mit aller gebührenden Stoik auf einem Bechsteinflügel von 1899, dessen trockener und klarer Klang die zeitlose Strenge der Musik zusätzlich betont. Selbst Satie-Fans dürften ganz schön gefordert sein, trotz mitunter unüberhörbarer Nähe zu den Gnossiennes, die etwa zur gleichen Zeit entstanden.
Beim Durchhören ergab sich, dass diese repetetive Musik ihre zauberische Wirkung am besten entfaltet, wenn man nicht die ganze Zeit konzentriert zuhört und jede Wiederholung oder Variation wie eine Offenbarung empfängt. Das wäre ein funktionales Missverständnis, das den Komponisten sicherlich als sehr deutsche Haltung amüsiert hätte.
Nebenbeihören ist hier eine Tugend, die der Musik zu optimaler Wirkung verhilft! Vor allem wegen des Seltenheits- und Seltsamkeitsfaktors
Georg Henkel
Trackliste |
1 | Prélude du premier Acte | 3:36 |
2 |
Acte I: LA VOCATION | 17:17 |
3 |
Prélude du second Acte | 2:50 |
4 |
Acte II: L’INITATION | 14:23 |
5 |
Prélude du troisième Acte | 4:46 |
6 |
Acte III: L’INCANTATION | 17:08 |
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Besetzung |
Alexei Lubimov: Klavier (Bechstein 1899)
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