Musik an sich


Reviews
Pushking

The world as we love it


Info
Musikrichtung: Hard Rock

VÖ: 28.01.2011

(earMusic / Edel)

Gesamtspielzeit: 78:59

Internet:

http://www.pushking.eu


Der Name Pushking ist in westlichen Breiten mit Sicherheit nicht besonders geläufig. Doch in ihrer Heimat Russland soll die Band zu den ganz Großen gehören. Glauben wir das mal einfach so. Tatsache ist, dass man seit der Bandgründung 1994 fleißig war und ganze 15 Alben veröffentlichte. Mit der neuesten Platte The world as we love it geht sicherlich ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Denn zusammen mit dem in Los Angeles ansässigen Produzenten Fabrizio Grossi hat man es geschafft, eine Liste von Gästen ins Studio einzuladen, die sich wie das Who-is-who des Hard Rocks liest. Kleiner Auszug gefällig? Gut: Billy Gibbons (ZZ Top), Alice Cooper, Steve Vai, Paul Stanley (Kiss), Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Nuno Bettencourt (Extreme), Udo Dirkschneider (U.D.O.), Dan McCafferty (Nazareth) und so einige weitere. Sogar heutzutage eher selten gehörte Stimmen wie John Lawton (ex-Uriah Heep), Joe Lynn Turner und Graham Bonnet (ex-Rainbow) hat man um einen Beitrag gebeten.

Allerdings haben Pushking keine neuen Songs dafür aufgenommen, sondern 19 alte Stücke hervorgekramt, so dass The world as we love it eine Art Best Of mit Gästen darstellt. An sich ja gar nicht so schlecht, sich jetzt so der ganzen Rockwelt vorzustellen. Das gelingt auch recht gut, denn das Album macht über große Strecken Spaß und ist relativ abwechslungsreich. Hat man sich aber erst einmal an die sensationelle Gästeliste gewöhnt, fällt einem doch auf, dass die musikalische Entwicklung im ehemaligen Ostblock wohl recht langsam vonstatten ging. Denn die Musik Pushkings ist traditionell, absolut in den 70ern und 80ern verwurzelt und heute leider doch ziemlich altbacken. Oftmals werden die etwas blasseren Songs gerade von den starken Stimmen gerettet. Das gilt insbesondere für die beiden AOR-Balladen „I love you“ und „My simple song“, die ähnlich seicht wie Nazareth in den 80ern klingen, aber durch den rauen Gesang Dan McCaffertys sehr gewinnen. Auch das härtere und schmissige „Nature's child“ wird durch Udo Dirkschneider massiv aufgewertet und macht es zu einem der Albumhighlights.

Frei von jeder Kritik und einfach lässige Rocksongs sind „Night rider“ und „It'll be O.K.“, denen Rauschebart Billy Gibbons seine Stimme und seine Gitarre leiht. Bei letzterem lässt Nuno Bettencourt (Extreme) seine Saiten famos schwingen. Ähnlich tut das später auch Stevie Salas bei „Cut the wire“, nur etwas funkiger und mit der gesanglichen Unterstützung von Paul Stanley (Kiss). Schön zu hören ist auch mal wieder die charismatische Stimme von John Lawton (ex-Uriah Heep), die bestens zum dem melodischen und etwas soften „Stranger's song“ passt. Ansonsten gibt es in dieser Hinsicht wenig Überraschungen. Alice Cooper spielt wieder seine gewohnte Rolle, der überpräsente Jorn Lande (Masterplan) legt den üblichen feinen Gesang an den Tag, Jeff Scott Soto gibt den sahnigen Melodienkönig und Glenn Hughes nervt auf seine alte Tage mit seinem viel zu exaltiertem Gejammere. Dabei wäre „Tonight“ mit seinem neuen Buddy Joe Bonamassa an der Sechssaitigen eine ziemlich lässige Bluesrock-Ballade im Gary Moore-Stil.

Wie man es dreht und wendet, hier bekommt man einfach klassischen Hardrock serviert, der zwar wenig inspiriert, dafür gut eingespielt wurde. Mal wird es ein wenig härter, dann gibt es zum Ausgleich ein paar übliche Balladen und mit dem teilweise Russisch gesungenen „My reflection after seeing the Schindler's List movie“ und dem musicalartigen „Open letter to god“ darf es auch mal so richtig pathetisch und kitschig werden. Rundum nettes Album, wenn auch wenig spektakulär. Kann man sich mal anhören, wenn man sich gerne Starprojekte ins Regal stellt oder ein Verfechter derartigen Classic Rocks ist. Nur alleine könnten Pushking wahrscheinlich nicht so richtig überzeugen. Dazu fehlen dann doch die unwiderstehlichen Ohrwürmer. Denn die schreiben nach wie vor andere. Und auch über ein gewisses Biedermannimage kommt man leider nicht hinaus.



Mario Karl



Trackliste
1Intro0:14
2 Night Rider (Vocals, Guitar: Billy Gibbons)3:36
3 It'll Be O.K. (Vocals: Billy Gibbons / Guitar: Nuno Bettencourt)4:16
4 Trouble Love (Vocals: Alice Cooper / Guitar: Keri Kelli)4:12
5 Stranger’s Song (Vocals: John Lawton / Guitar: Steve Stevens)4:11
6 Cut The Wire (Vocals: Paul Stanley / Guitar: Stevie Salas)4:18
7 My Reflection After Seeing The Schindler's List Movie (Vocals: Koha / Guitar: Steve Vai)4:17
8 God Made Us Free (Vocals: Graham Bonnet / Guitar: Dobro Al Perkins)3:49
9 Why Don't You (Vocals: Glenn Hughes / Guitar: Dobro Al Perkins)3:57
10 I Believe (Vocals: Jeff Scott Soto)3:57
11 Tonight (Vocals: Glenn Hughes / Guitar: Joe Bonamassa)5:59
12 Private Own (Vocals: Glenn Hughes / Guitar: Matt Filippini)4:19
13 Open Letter To God (Vocals: Eric Martin)4:47
14 Nature's Child (Vocals: Udo Dirkschneider)4:03
15 I Love You (Vocals: Dan McCafferty)4:44
16 Head Shooter (Vocals: Joe Lynn Turner)3:31
17 Heroin (Vocals: Jorn Lande)4:56
18 My Simple Song (Vocals: Dan McCafferty)4:37
19 Kukarracha (Vocals: Joe Lynn Turner, Graham Bonnet, Eric Martin, Paul Stanley, Glenn Hughes / Guitar: Steve Lukather)4:18
Besetzung

Konstantin "Koha" Shustarev (Gesang, Gitarre)
Andrey "Drunia" Kruglov (Schlagzeug)
Oleg "Ivanich" Bondaletov (Keyboards)
Dmitriy "Mitya" Losev (Gitarre)
Roman "Roma" Nevelev (Bass)
+ Gäste (s. Trackliste)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>