(Opus Arte / Naxos / 14 CD / DDD / live 2008 / Best. Nr. OACD9000BD)
Gesamtspielzeit: 896:00
IM KLANGSTROM
Auch wenn Christian Thielemanns sehr langsame Tempi nicht den von Richard Wagner gewünschten dramatischen Pulsschlag erreichen (was dem Bayreuther Meister freilich auch bei seinen Dirigenten zu Lebzeiten nicht vergönnt war), gelingt ihm doch ein eindringlicher Ring des Nibelungen. Zwar benötigt er von allen Wagnerdirigenten die meiste Zeit. Doch die Proportionen stimmen und damit die internen Spannungsverläufe. Thielemann schwelgt in der Partitur. Die Klangfarben sind rauschhaft disponiert, der große Apparat klingt organisch und entfaltet einen hypnotischen Sog. Nicht nur das kongenial aufgefasste, suggestiv strömende und wirbelnde Vorspiel zum Rheingold ist ein großer Wurf. Selbst die oft so vulgär dahingalloppierende Walküren-Musik glost in attraktiven Farben; man kann diesen Teil ja auch mit gutem Grund ziemlich schrecklich finden, doch gemacht ist es hier einfach toll.
Ins allgemeine Wagner-Gesangs-Verfall-Lamento kann man natürlich auch bei dieser Produktion einstimmen. Dabei gibt es einige ausgezeichnete größere und kleinere Nebendarsteller zu entdecken: Kwanchul Youn (Hunding), Hans-Peter König (Hagen), Gerhard Siegel (Mime), Christa Meyer (Erda) und Michelle Breedt (Fricka) machen ihre Sache gut und verlieren nicht den Kampf gegen die breiten Tempi. Wichtige Rollen haben dagegen nicht immer das Glück einer befriedigenden Besetzung: Albert Dohmen bringt als Wotan zumindest Solidität mit. Doch Endrik Wottrichs Siegmund artikuliert unsauber, Linda Watsons scharf timbrierter Brünhilde fehlt es an Frische und Stephen Goulds schmalem Siegfried geht das Heldische zu sehr ab. Klanglich ist das ganze ordentlich und weitgehend störungsfrei. Auf der Promopressung war jedoch der zweite Akt der Walküre total verknistert.