Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra
Kollaps Tradixionales
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Hier ist es also wieder, dieses Postrock-Kammerorchester Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra. Nachdem die Gruppe um Kopf Efrim Menuck sich selbst um drei Mitglieder dezimiert und einen neuen Schlagzeuger aufgenommen hat, wurde in diesem Rahmen auch endgültig der Zusatz Tra-La-La Band über Bord geworfen. Vielleicht ist es auch diese Zäsur, welche die Band auf ihrem sechsten Studioalbum Kollaps Tradixionales noch etwas fokussierter und emotional kraftvoller klingen lässt. Die Ruppigkeit des Vorgängers 13 Blues for Thirteen Moons hat sich die Gruppe im Großen und Ganzen erhalten, verpackt diese aber wirkungsvoller in aufreibende und tief gehende Songs wie z.B. „I built myself a metal bird“, mit seinem punkigem Grundriff, oder „Kollaps tradicional (Bury 3 dynamos)“, das fest mit den beiden vorangehenden Titeln verwachsen scheint. Ansonsten bietet das Musikerkollektiv auf Kollaps Tradixionales wieder den Sound, den man über all die Jahre lieb gewonnen hat und der Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra so speziell macht. Und zwar der Mix aus Psychedelic, Blues, Punk, Indierock, Folkethos und neoklassischer Erzählweise, den man aus Ermangelung an Alternativen in das Fach Postrock packt.
Schon der Eröffnungstitel „There is a light“ zeigt eindrucksvoll, warum Thee Silver Mt. Zion immer wieder dort landen. Ein langsamer, aber stetiger Aufbau mit immer größerem Anschwellen der Klänge, mal sanft, mal aufputschend und frei vom üblichen Strophe-Refrain-Schema, mit Hang zur Elegie und tief greifenden Emotionen. Neben der traumwandlerischer Symbiose von Rock mit Streichern und Bläsern, ist es vor allem der schüttere und für so manchen recht gewöhnungsbedürftige Gesang von Menuck, der dafür sorgt, dass die Songs die Seele berühren, selbst wenn seine Texte teilweise abstrakt und nicht unmittelbar greifbar sind. Dabei vermitteln Thee Silver Mt. Zion nicht selten politische Inhalte in ihren Liedern, die aber ganz ohne Parolendrescherei auskommen. Das spielt aber keine Rolle mehr, wenn die Songs den Hörer umspielen und man sich alsbald in diesem Meer aus Tönen wieder findet, das zwar an sich todtraurig, aber dann doch so einfühlsam und erhebend klingt. Man nehme nur „Kollapz tradixinal (The dirty old flag)“: die Pianoläufe, die gefühlvollen Streicher und die brüchige Stimme lassen einen nicht so schnell kalt und können zu Tränen rühren.
Mit Kollaps Tradixionales haben Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra schlicht und einfach ein großartiges Stück Musik geschaffen, dass gerade in seinen ruhigeren Momenten am kraftvollsten ist und wieder einmal zeigt, dass Musik genau dann am besten ist, wenn sie berührt. Die Sorge, die Band wäre nicht nur personell geschrumpft, sondern auch kreativ ausgelaugt, hat sich glücklicherweise als absolut unbegründet erwiesen. Bitte mehr davon!
Mario Karl
Trackliste |
1 | There is a light | 15:19 |
2 |
I built myself a metal bird | 6:17 |
3 |
I fed my metal bird the wings of other metal birds | 6:18 |
4 |
Kollapz tradixional (The dirty old flag) | 6:08 |
5 |
Collapse traditional (For darling) | 1:28 |
6 |
Kollaps tradicional (Bury 3 dynamos) | 6:48 |
7 |
Piphany rambler | 14:18 |
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Besetzung |
Efrim Menuck (Guitar, Piano, Vocals, Sound Effects)
David Payant (Drums, Percussion)
Jessica Moss (Violin, Vocals)
Sophie Trudeau (Violin, Vocals)
Thierry Amar (Contrabass, Bass Guitar)
Guests:
Gordon Allen (Trumpet)
Adam Kinner (Tenor Saxophone)
Matana Roberts (Alto Saxophpne)
Jason Sharp (Baritone Saxophone)
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